Zu den Befürwortern gehört Le Soir. Darin heißt es: Der Kongo steckt in einem demokratischen Prozess, er hat jetzt ein Grundgesetz. Noch vor zehn Jahren war das undenkbar. Diese Fortschritte verdienen es, anerkannt und gefestigt zu werden. Die kongolesischen Führer müssen angespornt werden, ihre Versprechen einzuhalten. Belgien hat auf viele wirtschaftliche und weltpolitische Ambitionen verzichtet. Sein König muss dem kongolesischen Volk die Hand reichen, um ihm Selbstvertrauen zu geben und ihm zu gestatten, wirklich unabhängig zu werden.
De Standaard warnt: Es gibt ein Risiko für Belgien. Der König fährt in ein Land, in dem Krieg herrscht, wo in den letzten Jahren Millionen Menschen getötet wurden und in dem Korruption herrscht und die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Das Staatsoberhaupt flößt seinen Bürgern mehr Angst als Respekt ein und hat ein zweifelhaftes Regime aufgebaut. Die Gefahr, dass der Besuch des Königs der Belgier durch die heutigen Machthaber in Kinshasa missbraucht wird, um sich selber noch stärker im Sattel zu halten, ist gewaltig groß. In dem Königsbesuch werden Kabila und seine Kumpane eine Legitimierung ihrer Taten auf allerhöchstem internationalem Niveau sehen.
Belgiens Staatsoberhaupt darf bei den Feiern im Kongo nicht abwesend sein
"Und doch ist es besser, wenn der König in den Kongo fährt", schreibt Gazet van Antwerpen. Am 30. Juni werden die Präsidenten von China, Indien und wahrscheinlich auch Frankreich auf der Ehrentribüne sitzen. Wenn Belgien abwesend ist, wird Kabila das als Paternalismus betrachten und als Beweis für eine unbewältigte koloniale Vergangenheit. Dann nehmen andere Länder Belgiens Platz ein. Belgien ist zu klein, um politische Gedanken durchzusetzen. Kongo ist das einzige Land der Welt, wo Belgien noch mit den Großen an einem Tisch sitzen darf. Das muss so bleiben. So kann es noch Einfluss ausüben. Der König tut gut daran, hinzufahren. Nicht, um enthusiastisch mitzufeiern, sondern um den Bürgern des Landes zu zeigen, dass man sie nicht vergessen hat.
Het Laatste Nieuws fügt hinzu: Es wird höchste Zeit, dass Belgien erwachsene Beziehungen zum Kongo aufbaut, und dass die Parteien sie nicht parteipolitisch missbrauchen. Es ist lächerlich, zu behaupten, dass die Anwesenheit des Königs bedeutet, dass Belgien das Regime unterstützt. Es ist im Gegenteil die Gelegenheit, um den Kongo wieder ins Scheinwerferlicht zu bringen. Viele Länder, darunter alle europäischen, haben normale Beziehungen zur ehemaligen belgischen Kolonie. Es ist undenkbar, dass das Land, das den Kongo unabhängig gemacht hat, nicht anwesend wäre. Damit würde Belgien dem kongolesischen Volk den Rücken kehren.
Welche Kongopolitik will Belgien führen?
De Morgen ist nicht begeistert und stellt sich die Frage, mit welcher Botschaft der belgischen Regierung der König nach Kinshasa kommen wird. Wichtiger als der symbolische Besuch ist die Frage, welche Kongopolitik Belgien führen will. Welche Forderungen stellt Belgien als Gegenleistung für eine weitere Entwicklungshilfe, welche Bedingungen stellt es für eine weitere Demokratisierung und den Wiederaufbau der Staatsstruktur? Mit welchen Mitteln will es den Konflikten ein Ende bereiten, die Millionen Menschenleben gekostet haben?
Het Nieuwsblad unterstreicht: Es ist nicht unbedingt so, dass der König im Kongo nur so tun kann, als sei alles in Butter. Als ob man in Belgien nicht wüsste, dass es im Kongo Probleme mit der Demokratie, der Korruption und Vergewaltigungen gibt. Diplomatie muss nuanciert und höflich sein, doch sie kann subtile Signale senden. Diese werden meistens nur zu gut verstanden. Der König und die Regierung können bei ihrem Besuch verdeutlichen, dass Belgien das Land und seine Bevölkerung liebt, aber nicht bedingungslos seine Führer.