Beschämendes Spektakel
Dies schreibt De Morgen und erklärt, einige anwesende Minister schämten sich beim Anblick eines leeren Saals. Die meisten Plätze, die für die Angehörigen der Opfer reserviert waren, blieben leer. Auf dem Balkon hingegen blieb kein Platz frei. Hier saßen die zahlreichen Politiker und Würdenträger darunter auch Kronprinz Philippe. Diese Feier stand in krassem Gegensatz zum feierlichen Gedenken an die Opfer der Gasexplosion in Lüttich. Dort wurde der Opfer durch die Lütticher Bevölkerung in und vor der Kathedrale gedacht.
Het Belang van Limburg spricht von einem beschämenden Spektakel mit einem Premierminister, der seine Rede vor leeren Stühlen halten musste, in einem Saal, in dem sich fast nur Würdenträger befanden. Es sah so aus, als hätten die Politiker die Gedenkfeier für sich selber organisiert und als seien die Familien der Opfer nicht willkommen. Die wichtigste Lehre, die man aus diesem Debakel ziehen kann, ist, dass man sich beim nächsten Mal etwas mehr Zeit nehmen wird, um eine solche Feier zu organisieren. Man hätte zumindest die Betroffenen, die Familien der Opfer und die Rettungsmannschaften fragen können, welche Zeremonie sie sich wünschen, und ob sie überhaupt daran beteiligt werden wollen.
Einschätzungsfehler und Geschmacklosigkeiten
Le Soir befindet: Die Regierung und das Protokoll haben Einschätzungsfehler und Geschmacklosigkeiten begangen. Doch das Wesentliche ist die Suche nach einer ehrlichen Antwort auf die Frage, wer die Eisenbahnkatastrophe zu verantworten hat, und wie es um die Sicherheit der Bahn bestellt ist. Die Abwesenden haben eine wichtige Botschaft hinterlassen, nämlich dass dieses Eisenbahnunglück ein großes Unbehagen ausgelöst hat.
De Standaard unterstreicht: Die Regierung lässt die Organisation dieser misslungenen Gedenkfeier untersuchen. Der Premierminister sprach vor einem gähnend leeren Saal. Es gab zwar genügend Würdenträger: Kronprinz Philippe, Richter, die religiösen Führer der anerkannten Religionen, die Geschäftsführer der Eisenbahn, Minister und Ministerpräsidenten, doch von 700 geladene Angehörigen waren nur 90 anwesend. Viele von ihnen sind unzufrieden; das wurde in den letzten Tagen schon deutlich. Man hatte fünf Familien gebeten, bei der Gedenkfeier das Wort zu ergreifen, doch sie lehnten das ab. Unabhängig von der Debatte über die Vermeidbarkeit dieses tragischen Unglücks, beklagten sich die Familien über fehlenden Beistand und den Mangel an Information. Sie verstehen auch nicht, weshalb die Identifizierung der Opfer so viel Zeit in Anspruch nahm.
Nur die Statistik zählt
Het Laatste Nieuws unterstreicht: Die Angehörigen waren eingeladen, doch sie kamen nicht. Das ist nicht unbegreiflich. Es ist kein Trost, zu wissen, dass in dem gleichen Zug noch achtzehn andere Familien einen Verwandten verloren haben. Das bringt die Mutter, den Sohn oder die Schwester nicht mehr zurück. Beileid kann man kollektiv empfinden, doch trauern kann man nur in engem Kreise und nicht in einem Palast für Schöne Künste. Es zählt nur das Gesetz der Zahlen: 19 Tote. Oder 1.700 Arbeitsplätze bei Carrefour, noch mehr bei Opel. All das sind Statistiken. Die Politik nimmt sie zur Kenntnis, bekundet ihre Anteilnahme und tut dann kaum etwas. Nur selten saßen auf dem Balkon des Bozar so viel Ohnmacht, Unfähigkeit und Uneinigkeit zusammen.
Carrefour: Streiken ist gefährlich
Zum sozialen Drama bei der Carrefour-Warenhauskette warnt La Libre Belgique die Belegschaft: Weiterstreiken verschlimmert nur die Lage. Nicht die Direktion wird das Opfer sein. Sie ist bereit, das Land zu verlassen. Den Arbeitern hingegen droht die Schließung weiterer Kaufhäuser und der Verlust von noch mehr Arbeitsplätzen. Die Gewerkschaften müssten den Mut besitzen, dies dem Personal deutlich zu sagen.