Konkurrenz reibt sich die Hände
De Morgen titelt: "Streik bei Carrefour: die Konkurrenz steht Gewehr bei Fuß". Delhaize und Colruyt haben sich mit zusätzlichen Lagerbeständen und mehr Personal auf den erwarteten Zulauf am heutigen Samstag vorbereitet, schreibt die Zeitung.
"Carrefour hätte schon vor zehn Jahren saniert werden müssen". Diese Schlagzeile in L'Echo ist ein Zitat aus dem Interview mit dem belgischen Carrefour-Manager Gérard Lavinay. Seine Vorgänger und die Gewerkschaften hätten dies aber nicht einsehen wollen. Wenn jetzt nichts unternommen werde, sei für Carrefour in Belgien kein Platz mehr, so Lavinay noch.
Da weiß Le Soir noch mehr: "Schon Ende 2008 wollte Carrefour Belgien verlassen", das ist hier die Schlagzeile. Damals scheiterten Übernahmeverhandlungen für die belgische Carrefour-Tochter nur in letzter Instanz an der Preisfrage.
Sanierung ist letzte Chance
Vers l'Avenir meint im Kommentar, bei Carrefour sind fast 1700 Arbeitsplätze direkt betroffen. Insgesamt könnten aber sogar 5000 Jobs bei dieser Supermarktkette verschwinden. Es wird höchste Zeit, dass wir unsere Wirtschaft neu organisieren und mit ihr die sozialen Regeln, aber die Politik scheint dazu nicht fähig zu sein.
Le Soir hat im Leitartikel großes Verständnis für den heutigen Streik: Die Gewerkschaften haben überhaupt keine andere Wahl, auch wenn sich die Carrefour-Konkurrenz die Hände reibt. Jetzt muss ein soziales Blutbad aber vermieden werden, damit an die Zukunft gedacht werden kann. Dieser Arbeitskampf hat nur einen Sinn, wenn er zu Reformen führt, die einen Rahmen schaffen für die unvermeidlichen Entgleisungen des Kapitalismus.
De Standaard vergleicht im Kommentar Carrefour mit Belgien: überhöhte Lohnkosten, Gewerkschaften, die ihre Grenzen nicht kennen, blinde Selbstüberschätzung und Überregulierung. Für Carrefour ist diese Sanierung die letzte Chance. Belgien macht aber einfach weiter wie gehabt. So spart unser Land seit den 80er Jahren an brotnötigen Investitionen. Das rächt sich, wie ein Blick auf unsere Autobahnen, die Eisenbahn oder unsere Schulen zeigt.
Janssen gleich Dutroux?
"Ermittlungspannen auf allen Ebenen", das ist die Schlagzeile in Het Laatste Nieuws. Schon seit langer Zeit wusste die Polizei von Löwen, dass Ronald Janssen einer der Verdächtigen für die Ermordung von Annick Van Uytsel war. Mit dieser Erkenntnis wurde aber nichts unternommen. "Löwener Staatsanwaltschaft vertuscht Fehler im Mordfall Annick" titelt Het Nieuwsblad. "Wie Ronald Janssen der Polizei durchs Netz ging" ist in De Standaard die Schlagzeile und Gazet Van Antwerpen titelt: "Die Eltern von Shana fordern eine Überprüfung der polizeilichen Ermittlungen". Schon 2008 wurde eine Verbindung zwischen Ronald Janssen und dem Mord von Annick Van Uytsel hergestellt. Aber die Ermittler gingen diesem Tipp nicht nach. Wäre das wohl der Fall gewesen, könnten Shana und Kevin, die Ronald Janssen zu Neujahr ermordete, noch leben.
Shana und Kevin könnten noch leben
Hiermit befassen sich auch verschiedene Leitartikler. Die Ermittlungspannen im Fall Van Uytsel erinnern Het Laatste Nieuws an die Dutroux-Affäre. Auch dann wurde einem Polizisten, der auf der richtigen Spur war, nicht geglaubt, und das hatte dramatische Folgen. Trotzdem hat sich seit Dutroux bei Polizei und Justiz sehr viel getan, glaubt die Zeitung. Tatsache bleibt aber: Irren ist menschlich.
Jeder macht Fehler, glaubt auch Gazet Van Antwerpen im Kommentar. Aber hier wurden wirklich schwerwiegende professionelle Fehler begangen. Es hat den Anschein, als habe man noch immer nichts aus dem Dutroux-Skandal gelernt. Es ist völlig unbegreiflich, dass die Staatsanwaltschaft von Löwen einen Tipp eines Dorfpolizisten nicht ernst nahm. Hier ist das Komitee P gefordert.
Het Nieuwsblad findet es noch zu früh um jetzt schon Schuldige zu benennen. Tatsache aber ist, dass die Löwener Ermittler selbst schuld sind an der harschen Kritik, die jetzt an ihre Adresse geäußert wird. Nach den Geständnissen von Janssen hatten sie direkt begriffen, dass sie ein Problem hatten. Aber zuerst mal spielten sie den Tipp den sie im Fall Annick Van Uytsel erhalten hatten, herunter. Hiermit haben sie sich selbst belastet.
Fluglärm: Kompromiss
Die belgische Regierung hat sich auf eine Fluglärmregelung für den Brüsseler Flughafen geeinigt. Dazu schreibt das Grenz-Echo: engere Flugschneisen, vermehrt Flüge über unbewohntem Gebiet, zehnjährige Unklarheiten und Debatte beendet. "Brüsseler Nationalflughafen: Lösung für Fluglärm gefunden".
Endlich, meint dazu der Leitartikler von De Morgen. Trotzdem sind die Flughafenanwohner mit diesem Kompromiss unzufrieden. Sie müssen aber langsam begreifen, dass ein Flughafen in einem dichtbevölkerten Land wie dem unserem immer auch zu einer Lärmbelastung führt.
La Libre Belgique spricht von einem Triumpf des gesunden Verstandes. Der Kompromiss wird den Erwartungen aller Betroffenen mehr oder weniger gerecht. Premier Leterme und Staatssekretär Schouppe haben hier ein sehr gutes Ergebnis hingelegt. Jetzt müssen nur noch die Regionen überzeugt werden. Hoffentlich tritt dieses Abkommen schnell in Kraft.