Vers l'Avenir bringt die Schlagzeile: "Alle Carrefour Kaufhäuser werden bestreikt und bleiben mindestens bis Montag geschlossen". Auch jene, die nicht von der Schließung bedroht sind, sind solidarisch.
Den gleichen Titel hat La Derniere Heure. Die Zeitung präzisiert: Die Streikbewegung dauert mindestens bis Samstag. Alle Angestellten der Kette bekunden ihren Kollegen aus den von der endgültigen Schließung im Juni bedrohten Warenhäusern ihre Solidarität. Die Gewerkschaften weisen darauf hin, dass Carrefour von den belgischen Behörden 129 Millionen Euro Beihilfen erhalten hat. Sie verlangen, dass die Zuerkennung von Subsidien an den Erhalt der Arbeitsplätze gekoppelt wird.
Die Franzosen von Carrefour haben belgische Kundschaft nicht verstanden
Gazet Van Antwerpen macht schlechtes Management für die schlechte Bilanz von Carrefour verantwortlich. Die Franzosen haben den belgischen Konsumenten nicht verstanden. Der belgische Markt ist relativ klein, doch der Kunde ist besonders aufmerksam. Das französische Management der Carrefour-Gruppe glaubte, in seiner Jagd nach Rentabilität einen Namen wie GB schnell vergessen zu machen. Jede Sanierung bietet aber auch neue Chancen, besonders im Warenhaussektor. Wenn Carrefour morgen verschwinden sollte, werden andere schnell die Lücke füllen.
L'Echo behauptet: Sowohl die Direktion als auch die Angestellten tragen Schuld an der heutigen Situation. Bei Carrefour waren die Gewerkschaften zu stark. Jeder Versuch einer Umstrukturierung wurde von ihnen blockiert. Andererseits wollen die Gewerkschaften zu Recht wissen, wohin die 800 Millionen Euro geflossen sind, die Carrefour investiert hat. Sie haben auf jeden Fall nicht das Image der Kette verbessert. Die Direktion kann zwar beweisen, dass verschiedene Warenhäuser seit Jahren Verlust erwirtschaften, doch die Kunden wissen auch, dass diese Kaufhäuser seit Jahren nicht mehr unterhalten wurden.
Etwas mehr nationaler Stolz wäre angebracht
Le Soir stellt fest: Carrefour hat seinerzeit GB übernommen. Nur ein belgisches Prunkstück unter vielen, das in französische Hände fiel, wie Fortis, Electrabel oder Tractebel. Grund dafür ist die zu große Bescheidenheit und der Mangel an Ehrgeiz, die das belgische Wirtschaftsleben und die Politik erfasst haben. Ein wenig mehr nationaler Stolz wäre wohltuend.
La Libre Belgique fordert alle auf, ihre Verantwortung zu übernehmen. Die Direktion muss beweisen, dass es nicht nur ein kommerzieller Slogan war, sich als sozial verantwortungsvolles Unternehmen zu präsentieren. Die Gewerkschaften müssen der Versuchung widerstehen, einen Kampf bis zum bitteren Ende zu führen. Die öffentlichen Behörden müssen über die Sprachengrenzen hinweg mit dem Warenhaussektor zusammenarbeiten, um den sozialen Schock zu vermeiden.
Nicht nur Veralterung, sondern auch Verjüngung ist ein Problem
De Morgen warnt davor, sich allein auf die Veralterung der Bevölkerung zu konzentrieren und dabei die Verjüngung aus dem Auge zu verlieren. Bisher übersah man, dass nicht nur Altenheime und palliative Dienste zusätzliche finanzielle Mittel brauchen, sondern auch Kinderhorte, Kindergärten und Jugendzentren. Das ist eine große politische Herausforderung für die Zukunft: Die jungen Generationen, die für die Kosten der Vergreisung aufkommen müssen, müssen zuerst selbst Erziehung genießen und zu Wohlfahrt finden, ehe sie ihre Aufgabe übernehmen können.
Der Serienmörder und die Justiz
Het Nieuwsblad meldet auf seiner Titelseite: Die Ermittlungen über eventuelle Fehler der Justiz im Mordfall Annick Van Uytsel sind bereits eingestellt. Ein damit beauftragter Polizeioffizier erklärte, er könne in der derzeitigen Atmosphäre des Misstrauens nicht arbeiten.
Het Belang van Limburg berichtet auf einer ganzen Seite, der Serienmörder Ronald Janssen stehe auch unter dem Verdacht, vor 15 Jahren die 17-jährige Studentin Joke Van Steen ermordet zu haben. Die bisher unaufgeklärte Tat weist auffallende Ähnlichkeiten mit dem Fall Van Uytsel auf.