Im Leitartikel meint das Blatt, dass die heutige Situation bei Carrefour eine lange Vorgeschichte hat. Diese beginne viele Jahre bevor die französische Unternehmensgruppe sich durch die Übernahme von GBI auf den belgischen Markt wagte. Der frühere Eigentümer der GB-Warenhäuser habe sozialen Frieden in seinen Filialen immer teuer erkauft und durch diese kostspieligen Tarifverträge seine Unkosten nie unter Kontrolle bekommen. Die Franzosen hätten jahrelang versucht dies besser zu machen, doch auch diese Bemühungen hätten keine Früchte getragen. Carrefour schrumpfe oder verschwinde selbst vom belgischen Markt, kommentiert De Standaard.
Der Aufmacher-Titel in La Libre Belgique ist „Carrefour Schocktherapie“. Das französische Unternehmen lege einen Rettungsplan für seine Niederlassungen in Belgien vor, an dem ein soziales Preisschild von wenigstens 1672 Kündigungen hänge. Im Leitartikel schreibt das Blatt, dass der jetzt vorgelegte Sanierungsplan leider nur die traurige Bestätigung für das sei, was seit mehreren Monaten, ja selbst Jahren, wie ein Damoklesschwert über den 15.000 Beschäftigten der ehemaligen Nummer eins unter den belgischen Großwarenhäusern hing.
Carrefour Belgien, so der Kommentar, habe sich seit einiger Zeit als kränkelnder Patient präsentiert, der nie die richtige Behandlung seiner strukturellen Erkrankungen gefunden habe. Hierzu gehörten fehlende Rentabilität, instabiles Management oder unangepasste Marktstrategien. Das räche sich jetzt. Vor allem in einer Branche mit geringen Margen und scharfer Konkurrenz.
Auch Le Soir bringt die nach Ansicht der Brüsseler Tageszeitung kapitalen Fehler, die Carrefour hierzulande beging, auf die Titelseite. So habe eine wirkliche Strategie gefehlt. Gleichzeitig habe eine gewisse Arroganz des französischen Unternehmens, dessen Führung den belgischen Markt erobern wollte, dazu geführt, die Konkurrenz zu unterschätzen.
Hinzu käme ein katastrophaler Umgang mit den Humanressourcen. Man habe nie zu einer wirklichen Unternehmenskultur gefunden. Dann der Abwärtstrend bei Großwarenhäusern und der Umstand, dass das Unternehmen zwar GB übernommen, nicht aber dessen Immobilien gekauft hatte und die Bereiche EDV und Logistik an Subunternehmer vergab.
La Derniere Heure titelt hierzu: „21 Carrefour-Filialen machen dicht“ und fragt gleichzeitig, was sei, wenn das nicht ausreiche. Es sei zwar schon eine kalte Dusche gewesen, als 2007 900 Mitarbeitern von Carrefour gekündigt wurde. Das was gestern zur Sanierung vorgelegt worden sei, wäre aber unvergleichlich schlimmer. Und die Gewerkschaften fürchteten jetzt, so schreibt La Derniere Heure, dass auch andere Unternehmen, wie Cora etwa, Veränderungen innerhalb ihrer Unternehmensstrategie für belgische Filialen, anpeilen könnten.
Gazet Van Antwerpen notiert, dass zahlreiche Carrefour-Filialen heute vermutlich geschlossen oder von Mitarbeitern und Gewerkschaftsangehörigen blockiert würden. Wer in diesen Geschäften heute einkaufen wollte, sollte damit rechnen vor verschlossenen Türen zu stehen.
Het Belang van Limburg macht die Rechnung der angekündigten Filialschließungen und Entlassungen bei Carrefour für die Provinz Limburg auf und berichtet, dass in dieser Provinz 240 Arbeitsplätze verloren gehen, die durch die Schließung eines Carrefour Großwarenhauses in Genk und das Aus für Supermärkte des Unternehmens in Genk, Maasijk und Maasmechelen bedingt sind.
Das Blatt meint im Leitartikel, übrigens genau wie de Morgen heute, dass vor allem Flandern den angekündigten Schrumpfungsprozess bei Carrefour besonders zu spüren bekäme. Neun der insgesamt 14 Großwarenhäuser, die geschlossen würden, lägen im flämischen Landesteil, schreiben übereinstimmend Belang van Limburg und De Morgen.
Vers l'Avenir bemerkt hierzu, dass es bei Filialschliessungen und Entlassungen nicht bleibe. Geplant seien auch Lohnkürzungen und Einschnitte bei Firmen eigenen Vorteilen.
Die Wirtschaftsblätter L'Echo und De Tijd, die ebenfalls mit der Sanierung bei Carrefour aufmachen, notieren, dass Carrefour Belgien vermutlich drei Prozentpunkte bei seinem Marktanteil durch den Schrumpfungsprozesse einbüßen und dadurch zur Nummer drei hinter Delhaize und Colruyt wird. Diese Nachricht habe für die beiden führenden Ketten positive Auswirkungen auf deren Notierung gehabt. Die Anteile von Colruyt hätten um 1,4% und die von Delhaize um 0,4% zugelegt.
Für eine Überraschung könne indes die wallonische Unternehmensgruppe Mestdagh sorgen, die Interesse an der Übernahme von Carrefour-Filialen geäußert hat. Hier, so schreibt De Tijd, sei man aber von einer Einigung noch weit entfernt.