Unter dem Titel: „Zaghafter Start für Van Rompuy“ heißt es in Het Nieuwsblad, der ehemalige belgische Premierminister muss sich bemühen, mehr Präsenz zu haben und den flämischen Akzent aus seinen englischen Erklärungen zu verdrängen. Gestern verblich er neben den europäischen Stars wie Merkel und Sarkozy. Die internationale Presse bezeichnet ihn immer noch als graue Maus, doch einige sehen in ihm ein Vorbild von Gründlichkeit und Fleiß.
Het Belang van Limburg schreibt: Es war ein mühseliger Start für den Vorsitzenden des Europäischen Rats. Van Rompuy hat eine sehr schwierige Rolle, die schlecht definiert ist. Sein Plan, den europäischen Rat öfter einzuberufen, ist eine gute Idee. Die Wirtschaftskrise zeigt es: Europa braucht eine echte Regierung. Dieses Vakuum kann durch einen starken europäischen Rat unter der Führung eines sichtbaren festen Vorsitzenden gefüllt werden.
Wenn nötig, wird man Griechenland helfen
La Libre Belgique stellt fest: Die Erklärung der 27 Staats- und Regierungschefs über die Situation in Griechenland enthält eine doppelte Botschaft. Um die Märkte zu beruhigen, versprach man, Griechenland zu helfen, wenn es unfähig sein sollte, alleine mit seinen Haushaltsproblemen fertig zu werden. Doch hinter der Unterstützung spürt man die Gereiztheit gewisser Länder über die Regierungen, die keine orthodoxe Haushaltspolitik betreiben. Das Plädoyer von Herman Van Rompuy für eine europäische wirtschaftliche Regierung kam im richtigen Augenblick.
De Tijd erklärt: Die europäischen Führer suchten in dieser Woche fieberhaft nach einer Lösung für die griechischen Probleme. Gestern gab es nur ein Versprechen. Mehr war nicht drin, weil Europa nicht über den Schlüssel verfügt. Der ist in den Händen der Finanzmärkte. Sie bestehen aus einer anonymen Masse. Sie sind ein Monster ohne Gesicht, das unvorhersehbare Reaktionen hat und eine enorme Verwüstung anrichten kann.
Deutschland spielt in Europa wieder eine führende Rolle
De Standaard meint: Griechenland muss damit zufrieden sein, dass die Euro-Länder alles unternehmen wollen, um die finanzielle Stabilität zu sichern. Van Rompuy war mit dieser lauen Reaktion nicht besonders glücklich. Doch auch er war die Geisel der deutschen Weigerung, vorläufig mehr zu tun. Das Machtverhältnis in der deutschen Koalition schränkte die Handlungsfähigkeit der Kanzlerin ein. Die Zeit, wo Deutschland der starke Motor der europäischen Integration war, liegt hinter uns.
L'Echo sieht es anders. Es ist tröstlich zu sehen, dass Deutschland in Europa wieder eine führende Rolle spielt. Berlin konnte nicht mehr länger warten. Es ging auf diesem Gipfel um die Zukunft des Euro. Er kann ist jetzt durch die Glaubwürdigkeit Deutschlands und seinen Ruf einer finanziell stabilen Nation profitieren.
Die Zukunft der belgischen Pensionen
Het Laatste Nieuws befasst sich mit der Zukunft der Pensionen. Das Grünbuch von Pensionsminister Daerden zeigt, wie groß das Problem der Vergreisung hierzulande ist. Daerden ist vielleicht in seinem Auftreten ein Clown. Doch er ist als volkstümlicher PS-Minister der einzige, der seine Partei dazu bringen kann, Lösungen zu akzeptieren. Das ist nicht nur wichtig für die Leterme-Regierung, sondern für jede Föderalregierung. Es ist gut, dass die PS in diesem Augenblick Mitglied der Koalition ist.
Vers l'Avenir bringt dazu ein Interview mit der MR-Ministerin Sabine Laruelle, die mit Daerden den Ko-Vorsitzende der Konferenz über die Pensionen ist. Die alten Pensionen müssten aufgewertet werden, erklärt Laruelle. Die Regel, dass die aktive Bevölkerung die Pensionen bezahlen muss, wird bald nicht mehr funktionieren. Eine Revolution ist erforderlich. Die berufliche Laufbahn wird immer mobiler. In Zukunft wird jeder Bürger in seinem Leben zwischen dem öffentlichen Dienst und dem Privatsektor und einem Selbständigen- und einem Lohnempfängerstatut wechseln. Das gesetzliche Pensionsalter muss bei 65 Jahren bleiben. Doch wer länger arbeiten will, muss dazu die Gelegenheit erhalten.