De Morgen bringt die Schlagzeile: "Fünf Zentimeter Schnee kosten 20 Millionen Euro". Das ist der wirtschaftliche Schaden für das Land, den der 950 Kilometer lange Stau nach Berechnungen der Löwener Universität kostet. Nach Angaben des Fabrikanten für Navigationssysteme Tom Tom hatte der Stau sogar eine Länge von 3.700 Kilometern, wenn man auch die Nebenstraßen berücksichtigt.
Vers l'Avenir zählt die wichtigsten Gründe für das Schneechaos auf: Die Wetterdienste haben falsch vorhergesagt, die Streudienste waren überfordert, die LKW blockierten die Straßen, viele Autofahrer reagierten falsch unter dem Einfluss von Stress, auch bei Unwetter am Arbeitsplatz zu erscheinen ist gesetzliche Pflicht, und: Die Verkehrsteilnehmer wurden schlecht informiert.
Die Suche nach dem Schuldigen
Het Nieuwsblad spricht von einem noch nie da gewesenen Chaos. Automatisch sucht man nach einem Schuldigen, der für so viel Zeitverlust verantwortlich ist. Schnell zeigte man auf die meteorologischen Dienste. Gestern wurden die Grenzen der Vorhersagen erreicht. Kein Computer kann Überraschungen völlig ausschließen. Unsere Gesellschaft mit ihrem strikten 'Just in Time'-System kann sich daran nur schwer gewöhnen.
Gazet Van Antwerpen notiert: Wetterfrösche und Streudienste schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Das Land ist fünf Zentimetern Schnee nicht gewachsen. Das ist eine beschämende Feststellung. Es gibt keine Notpläne und mithin rechnet man auf die Improvisation der Bürger. Auch das hat Grenzen. Es reicht nicht, die Lastwagen bei Schneefall von den Autobahnen zu verbannen. Das hätte auch schwerwiegende wirtschaftliche Folgen. Die Behörden müssten dafür sorgen, dass sie ausreichenden Streusalzvorrat haben und eine Möglichkeit finden, den Streudiensten ihre Arbeit zu ermöglichen, ohne dass sie selbst in den Stau geraten. Vielleicht sollte man Rat bei den Nachbarländern suchen.
Het Laatste Nieuws stellt die Frage: Wie werden Länder mit dem Schnee fertig, in denen 70 Zentimeter liegen, wie in Skandinavien? Die Streudienste brauchen präzisere Informationen über den Schneefall, die Menge und die genauen Zeiten. Man muss von den Wetterdiensten erwarten, dass sie die Entwicklung jede Minute verfolgen, auch nachts. Die Streudienste müssen dafür sorgen, dass die Wege schneefrei bleiben. Die Polizei kann die Autobahnen frei halten, indem sie ein allgemeines Fahrverbot für Lastwagen beschließt und die Autobahnauffahrten blockiert, bis die Streudienste ihre Arbeit getan haben.
EU-Sondergipfel in Brüssel
Heute treffen sich in Brüssel die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten zu einem informellen Gipfel unter der Leitung des neuen Ratspräsidenten Herman Van Rompuy.
Le Soir schreibt: Nur selten hat man so viel von einem Politiker erwartet. Die Enttäuschung könnte verhältnismäßig groß sein. Van Rompuy trägt selbst die größte Schuld an dieser Situation. Er hat selbst diesen Sondergipfel ursprünglich über die Wirtschaftskrise einberufen. Er hoffte, dabei den beginnenden Aufschwung und eine Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt verkünden zu können. Doch diese Themen sind jetzt von dem dringenden Auftrag verdrängt worden, Griechenland und den Euro zu retten. Das ist eine gewaltige Aufgabe für einen einzigen Mann, von dem man zudem erwartet, dass er sie in einer einzigen Sitzung bewältigt.
La Libre Belgique fügt hinzu: Wenn die 27 heute keine Einigung finden, wird das Van Rompuy als Versagen angerechnet.
De Standaard unterstreicht: Die Eurozone darf nicht tatenlos zuschauen, wie Spekulanten ein Land nach dem anderen angreifen. Noch ist Belgien nicht im Visier, doch man kann nicht garantieren, dass es so bleibt. Auf jeden Fall zeigt die heutige Situation die Notwendigkeit einer weiteren politischen Integration der Euroländer.