Griechenlands Haushalt belastet Euro, Börsen im Minus
"Die europäischen Börsen im roten Bereich" titeln heute fast gleichlautend Le Soir und De Standaard. De Tijd ist auf Seite 1 präziser: "Die südeuropäische Infektion terrorisiert die Börsen weltweit". Nach Griechenland traf es jetzt Portugal und Spanien. Griechenland ist ja schon wegen katastrophaler Haushaltsdaten von der EU unter Aufsicht gestellt worden. Doch befürchten viele Anleger jetzt, dass auch Spanien und Portugal in absehbarer Zeit mit dem Rücken zur Wand stehen könnten. Entsprechend brach gestern die Börse in Madrid um fast sechs Prozent ein. In Lissabon verzeichnete der wichtigste Aktienindex ein Minus von knapp fünf Prozent.
In der Brüsseler Zeitung De Standaard bringt es ein Analyst auf den Punkt: Griechenland ist ein Problem für die Eurozone, Spanien jedoch kann sich zu einer Katastrophe entwickeln. Tatsächlich ist Spanien die viertgrößte Wirtschaftsmacht in der EU. Und Fachleute befürchten, dass das Rating des Landes bald zurückgestuft werden könnte. Die Folge: Die Kredite, die das Land zur Haushaltssanierung benötigt, würden teurer. Ganz zu schweigen vom Glaubwürdigkeitsverlust nicht nur für Spanien, sondern für die Eurozone insgesamt.
Doch auch für die Börsen in Paris, London, Frankfurt und Brüssel war es ein schwarzer Börsentag, fügt Le Soir hinzu. Das Minus belief sich auf durchschnittlich 2,5 Prozent.
Das ist der größte Tagesverlust seit zehn Monaten, bemerkt De Tijd. Ein Analyst der KBC warnt in dem Finanzblatt sogar schon vor allgemeiner Panik auf den Finanzmärkten. Die Märkte glauben einfach nicht daran, dass Griechenland oder Portugal rechtzeitig die Kurve kriegen: Die notwendigen Reformen werden als unrealistisch und sozial unverträglich betrachtet.
Das Ganze ist auch nicht spurlos am Euro vorübergegangen, notiert dazu L'Echo. Die Gemeinschaftswährung stand bei Börsenschluss auf dem niedrigsten Stand gegenüber dem Dollar seit acht Monaten. Für L'Echo ist die Eurozone gehörig ins Wanken geraten. Jetzt geht es um die Glaubwürdigkeit des Euro. Die Europäische Zentralbank weiß natürlich um die Gefahr: Das Jahr 2010 sei das Jahr der Unwägbarkeiten, heißt es in Frankfurt.
Holprige Straßen: Väterchen Frost kommt Vater Staat teuer zu stehen
In Flandern echauffiert man sich über den Zustand des Straßennetzes. Der Frost der letzten Tage und Wochen hat Spuren hinterlassen. Im Blickpunkt: Die Autobahn E 313.
Einen "Leidensweg" nennt Het Laatste Nieuws in Blockbuchstaben auf Seite 1 die Reparaturarbeiten auf der Autobahn zwischen Hasselt und Antwerpen. Die Schäden wurden dramatisch unterschätzt. "Wir dachten, Löcher vorzufinden, und wurden statt dessen mit Kratern konfrontiert", räumt die zuständige flämische Ministerin Hilde Crevits in dem flämischen Massenblatt ein. Resultat: Am Mittwoch wurde die Fahrbahn auf einer Länge von gerade einmal einem Kilometer notdürftig repariert. 25 km Stau waren die Folge.
Das ist aber leider nichts Neues, meint Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Fahren Sie doch einmal über die Grenze, nach Holland, Frankreich oder Deutschland: Überall sind die Straßen gut unterhalten, nur nicht in Belgien.
Hier geht es nicht allein um die E 313, meint auch Het Nieuwsblad. Die Autobahn steht nur stellvertretend für ein allgemeines Problem. In Belgien geht man schlicht und einfach nachlässig mit der Infrastruktur um. Weltweit gilt die Regel: Man sollte nur so viele Straßen bauen, wie man auch unterhalten kann. Diese Maxime ist allerdings noch nicht nach Belgien durchgedrungen.
Gazet van Antwerpen ist richtig wütend: Jeder muss ohne Pardon zeitig seine Verkehrssteuer entrichten. Und was kriegt man dafür? Ein Straßennetz in erbärmlichem Zustand. Das ist die Folge jahrelanger Untätigkeit. Entsprechend kann auch nicht über Nacht Abhilfe geschaffen werden. Bis auf Weiteres wird man wohl oder übel nach wie vor mit geschlossenen Augen erkennen können, wann man die belgische Grenze überfährt.
Kurzsichtiges Konzept: Immobilien verkaufen und dann mieten
De Morgen bringt auf Seite 1 eine beeindruckende Zahl: 1,8 Milliarden Euro. Das sind die Kosten, die dem Staat durch die sogenannten sale and lease back -Operationen entstehen. In den letzten zehn Jahren hat der Föderalstaat 84 Gebäude verkauft, darunter allen voran den Tower der Finanzverwaltung. Die Gebäude wurden in der Regel dann gleich wieder angemietet. Heute weiß man, dass diese Vorgehensweise dem Staat unterm Strich mehr Ausgaben als Einnahmen beschert hat.
Hier hat man ganz offensichtlich mal wieder nicht weiter gedacht als die Nase reicht, meint De Morgen in seinem Kommentar. Der damaligen Regierung war es wichtiger, kurzfristig rosige Haushaltszahlen zu präsentieren, die langfristigen Folgen waren zweitrangig. Die blau-rote Regierung hat sich vor allem durch haushaltspolitisches Flickwerk und Kunstgriffe ausgezeichnet. Es ist beängstigend, feststellen zu müssen, dass offensichtlich jede Regierung in den letzten zehn Jahren skrupellos Schulden angehäuft und damit die Probleme an die nachfolgenden Generationen weitergereicht hat.
Belgischer Fußballverband kopflos
La Libre Belgique und Le Soir üben ihrerseits harsche Kritik am nationalen Fußballverband. Hintergrund: der Erstdivisionär Sporting Charleroi hat erfolgreich gegen die Union Belge geklagt. Der Verband hatte dem Verein gegenüber Zugeständnisse gemacht, die vier Tage später wieder zurückgezogen wurden.
"Das ist die Farce, die das Fass zum Überlaufen bringt", tobt La Libre Belgique. Die Union Belge kann offensichtlich keine Entscheidung mehr treffen, ohne dass das Ganze gleich im Chaos endet. Der Verband braucht endlich kompetente Führungsleute.
Le Soir sieht das genauso: Die Union Belge umfasst 2.000 Vereine und 400.000 Mitglieder, rennt aber derzeit herum wie ein Huhn ohne Kopf. Es wird Zeit, dass der Verband im 21. Jahrhundert ankommt.