Noch Vermisste nach Explosionskatastrophe in Lüttich
Diese Katastrophe, so heißt es in einer Balkenüberschrift von Vers l'Avenir, muss nicht unbedingt ein Unfall gewesen sein. Es kann sich auch um einen mutwilligen Akt oder um die Folge fahrlässigen Verhaltens handeln. Weiter berichtet die Zeitung, dass die Behörden unter den Trümmern des eingestürzten Hauses noch drei oder vier Leichen vermuten, da die Zahl der noch vermissten Personen immer noch höher ist als die der geborgenen Toten. Sicher ist inzwischen auch, dass der Besitzer des Gebäudes nicht gegen Brand versichert war. Zurückzuführen ist dies darauf, dass im letzten Jahr zwei Versicherungen es abgelehnt hatten, dieses Objekt zu übernehmen, vermutlich weil das Risiko ihnen zu hoch war.
La Dernière Heure beschäftigt sich ebenfalls eingehend mit den Folgen der Katastrophe und weiß zu berichten, dass inzwischen 117 der obdachlos gewordenen Personen zumindest vorübergehend eine neue Unterkunft gefunden haben. Weiter beschäftigt sich die Zeitung mit einem Verdachtsmoment, das bereits im März vergangenen Jahres der Gasexplosion der vergangenen Woche voraufging. Damals war es in einer Wohnung der ersten Etage zu einem Brand gekommen - das heißt genau dort, wo diesmal vermutlich die Explosion stattgefunden hat. Natürlich gibt es zwischen den beiden Ereignissen keinen direkten Zusammenhang, doch irgendwie verdächtig ist das schon, so urteilt La Dernière Heure.
Reynders für Pflichtversicherung gegen Feuer
Le Soir unterstreicht in einer Balkenüberschrift auf Seite 1, dass Vizepremier und Finanzminister Reynders die Feuerversicherung für Gebäude zur Pflicht machen will. Bisher ist dies in Belgien nicht der Fall, so dass die Opfer der Katastrophe, sollte die Schuld dem nicht versicherten Eigentümer zugewiesen werden, vermutlich leer ausgehen dürften. Kommentierend heißt es zu dem Vorstoß von Reynders, eigentlich ist eine Pflichtversicherung gegen Feuer nur logisch, doch darf man nicht vergessen, dass eine solche Versicherung ziemlich teuer ist und für gewisse finanzschwache Leute ein zusätzliches Handicap für ihr Portemonnaie darstellen würde. Der Graben zwischen denen, die komfortabel wohnen, und dem Rest dürfte dadurch nur noch größer werden.
Polizist in Laeken angeschossen: Konsequenzen gefordert
Das zweite große Kommentarthema der Inlandspresse ist das Verbrechen in der Hauptstadt Brüssel, das in gewissen Vierteln in einer immer brutaleren Form um sich greift. Erst letzten Samstag, so melden sämtliche Zeitungen, wurde ein Polizist bei einer Verfolgungsjagd von Kriminellen dreimal ins Bein geschossen.
Dazu notiert Het Laatste Nieuws, dass alle flämischen Parteien in Brüssel für die Nulltoleranz gegenüber Gewalt eintreten. Der Zeitung zufolge ist es auch höchste Zeit, denn nicht nur Bürger, sondern ganze Schulen ziehen aus den Problemvierteln weg. Dort geht es inzwischen so weit, dass Polizeistreifen gezwungen werden, sich fernzuhalten, um die zahlreichen kriminellen Jugendlichen nicht zu provozieren. Unglaublich, aber wahr.
De Morgen notiert im gleichen Kontext: In Sachen Gewalt ist Brüssel im Vergleich mit anderen Großstädten keine Ausnahme. Es gibt allerdings einen wesentlichen Unterschied: Während in anderen Metropolen die Polizeidienste sich zusammenschließen, um möglichst wirksam gegen die Kriminalität aufzutreten, gibt es in Brüssel sechs verschiedene Polizeizonen, von denen jede ihr eigenes Süppchen kocht. Koordination und Zusammenarbeit sind in der Hauptstadt auf polizeilicher Ebene vielfach Fremdworte.
Genau hier liegt die Wurzel allen Übels, so urteilt auch De Standaard. Brüssel braucht unbedingt und so schnell wie möglich ein einziges Polizeikorps unter einer einheitlichen Führung. In Vierteln, in die sich die Polizei zurzeit nicht mehr hineinwagt, müssen unbedingt Nulltoleranz gelten und spezialisierte Teams auf den Waffen- und Drogenhandel angesetzt werden. Wenn solche Regelungen in Brüssel nicht schleunigst greifen, wird das Verbrechen dort in gewissen Stadtgemeinden schon bald die Oberhand gewinnen.
Malaise in Ausbildung und Strafvollzug begünstigt Kriminalität
Ähnlich sieht es auch Het Nieuwsblad, wo es unter anderem heißt: Das französischsprachige Unterrichtswesen in Brüssel entlässt Jahr für Jahr zahllose Jugendliche ins Berufsleben, ohne dass diese auch nur die geringste Chance hätten, einen Arbeitsplatz zu finden. Viele von ihnen landen schnurstracks in der Kriminalität, doch sie werden nach Straftaten meist unverzüglich wieder freigelassen, weil im Strafvollzug kein Platz für sie ist. Dadurch entwickelt sich ein Gefühl der Straffreiheit, so dass sich die Kriminalität in Brüssel am deutlichsten bemerkbar macht.