Das Drama von Lüttich
"Zwölf Tote nach Drama", nach dem Einsturz eines Wohnhauses im Zentrum von Lüttichs ist die Zahl der Toten weiter gestiegen, schreibt das Grenz-Echo auf Seite eins. Drama von Lüttich: "Wir werden die Wahrheit nie erfahren", so zitiert La Derniere Heure mit einer Schlagzeile die Ermittler. "Explosion in Lüttich war wahrscheinlich kein Unglück", schreibt Gazet Van Antwerpen. Die Ermittler schließen momentan keine Hypothese mehr aus.
Het Nieuwsblad titelt: "Gaskatastrophe Lüttich: 474 Menschen stehen ohne Wohnung da".
Vers l'Avenir schreibt, in Lüttich müssen drei Wohnhäuser abgerissen werden. Am Dienstag werden die ersten Todesopfer begraben. Het Laatste Nieuws bringt als wichtigste Schlagzeile: "Das Gebäude war nicht versichert". Jetzt muss der türkische Eigentümer ganz alleine für die finanziellen Konsequenzen aufkommen.
Im Kommentar meint Vers l'Avenir zum Drama von Lüttich: In diesem Viertel das bis auf seine Grundfesten verletzt wurde, zeigt sich jetzt eine ganz neue Solidarität. Sofort waren alle hilfsbereit und das scheint auch der einzige Ausweg aus dieser Katastrophe zu sein. Schon jetzt steht fest, dass Alexis Robert, der der jungen Elena das Leben rettete, selbst aber umkam, der Held dieses Dramas ist.
"Wir wollen Arbeit"
In Le Soir ist die gestrige Kundgebung der Gewerkschaften eines der wichtigsten Titelseiten-Themen. "Wir wollen Arbeit", das ist die Schlagzeile über einem Foto mit motivierten Demonstranten, die am Freitag in Brüssel dem Regen und der Kälte trotzten. Mehr als 30.000 Teilnehmer forderten die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Sicherung der bestehenden.
"Hört auf, Euch zu beklagen, besorgt uns Arbeit", das ist die Schlagzeile in De Standaard. "Sozialdialog überlebt hitzige Woche", das ist hierzu die Schlagzeile in De Tijd. Jetzt müssen sich die Tarifparteien wieder an den Verhandlungstisch setzen, meint die Börsenzeitung.
Rückkehr an den Verhandlungstisch
L'Echo kommentiert, die Gewerkschaften liegen aber falsch, wenn sie meinen die jetzige Krise am Arbeitsmarkt könne bewältigt werden, indem man wieder mehr Beamte einstellt. Im Gegenteil: was Belgien braucht, sind ausländische Investoren und die müssen mit steuerlichen Anreizen überzeugt werden.
Gazet Van Antwerpen kommentiert: Arbeitgeber und Arbeitnehmer konnten vergangenen Woche Dampf ablassen. Jetzt wird es aber höchste Zeit, dass sie sich wieder zusammen an den Verhandlungstisch setzen. Gesprächsthemen gibt es genug: so müssen die Sozialleistungen, den gestiegenen Lebenshaltungskosten angepasst werden, das Statut von Angestellten und Arbeitern muss angeglichen werden und es wird ein neues Rahmentarifabkommen gebraucht. Premier Leterme muss jetzt vermitteln. Das Problem ist aber, dass die Regierung keine finanziellen Spielräume hat, so Gazet Van Antwerpen.
Richterin De Tandt steht unter Verdacht
Ein völlig anderes Thema auf Seite 1 in De Morgen: "De Tandt steht unter Verdacht". Die Vorsitzende des Brüsseler Handelsgerichtes wird der Urkundenfälschung und der Fälschung von Dokumenten verdächtigt. Sie soll auch enge Verbindungen zu Geschäftsleuten und deren Anwälten unterhalten haben. Vorläufig bleibt die Richterin aber im Amt.
Im Kommentar meint die Zeitung, die Tatsache, dass eine umstrittene Richterin weiterhin Urteile fällen darf, ist eine völlig absurde Situation. So entsteht der Eindruck, dass die Justizmitarbeiter einer Kaste angehören, gegen die keiner ankommt. In diesem Fall wäre eine Suspendierung wirklich das Mindeste, so De Morgen.
Auch La Libre Belgique spricht im Kommentar von einem harten Schlag für die Justiz. Die geriet in den vergangenen Monaten wiederholt in die Negativ-Schlagzeilen. Verdächtigungen und Enthüllungen haben ihrem Ruf geschadet. Sie lassen Zweifel an der Unabhängigkeit der Justiz gegenüber der Politik und der Wirtschaft aufkommen. In einer Demokratie ist eine schlecht funktionierende Justiz nicht akzeptabel. Das Institut Justiz muss den Mut haben zu einer gründlichen Gewissensprüfung, ohne Ausflüchte. Nur so kann sie ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, meint La Libre Belgique.
Schlaglöcher
Het Belang van Limburg befasst sich im Leitartikel mit dem Zustand unserer Straßen und Autobahnen. Die sind nach dem Frost der vergangenen Wochen voller Schlaglöcher, was zu langen Staus führt. Seltsam ist, dass holländische und deutsche Autobahnen hiervon nicht betroffen sind. Schuld sind die hiesigen Normen für den Straßenbau oder Unternehmer deren Arbeiten nichts taugen. Es kann aber auch sein, dass wir einfach zu lange warten bis wir Straßenschäden ausbessern. Der Zustand unseres Straßennetzes ist ein Symbol für den Zustand unseres Landes, meint Het Belang van Limburg.
Beichte
Le Soir schließlich kommentiert das Glaubensbekenntnis des Ecolo-Parteipräsidenten Jean-Michel Javaux. Der bekennt sich in einem ausführlichen Interview dazu, ein praktizierender Katholik zu sein, der regelmäßig im Neuen Testament liest. Für die Brüsseler Zeitung ist Javaux damit einer der einflussreichsten Katholiken Belgiens.
Im Kommentar nennt Le Soir das Coming-Out eine beispielhafte Geste, die Respekt verdient. Die kommenden Tage werden zeigen was die Ecolo-Militanten von dieser Beichte halten.