Daneels vs. Léonard
Vers l'Avenir bringt den Titel: Der Zusammenstoß zwischen einem Beschaulichen und einem Extrovertierten. Die Zeitung vergleicht Kardinal Danneels mit seinem Nachfolger Erzbischof Léonard und sieht schon rein äußerlich zahlreiche Unterschiede. Der eine strahlt, der andere ist regungslos.
Der Machtwechsel an der Spitze der belgischen Kirche verläuft zwischen zwei grundverschiedenen Männern. Der Kardinal ist müde, sein Nachfolger strahlt. Sie tragen die gleichen Attribute, doch in einem völlig anderen Stil. Der bischöfliche Ring und das Kreuz, die Erzbischof Léonard trägt, sind massiv und auffallend. Kardinal Danneels trägt sie in einer nüchternen und klassischen Ausfertigung.
Het Laatste Nieuws glaubt: Der deutsche Papst scheint Kardinal Danneels persönlich für die Abkehr des katholischen Flanderns von der Kirche verantwortlich zu machen. In einem Anflug von Verzweiflung glaubt man, dass die Kirchen sich bei einer Rückkehr zum Stil der 50er Jahre wieder füllen werden. Doch damit verrechnet man sich. Die Zeiten von früher kommen nie mehr zurück.
Onkelinx Befürchtungen sind unbegründet
Het Belang van Limburg behauptet: In Belgien besteht eine strikte Trennung zwischen Kirche und Staat. Niemand braucht sich durch die Erklärungen des neuen Erzbischofs angesprochen zu fühlen, mit Ausnahme der Katholiken. Die Bemerkung der Vize-Premierministerin Onkelinx, die Ernennung von Bischof Léonard könnte den belgischen Kompromiss in Gefahr bringen, sind unbegründet. Die Politiker machen die Gesetze und stimmen darüber ab. Das wird ihnen von niemandem streitig gemacht, auch nicht vom Erzbischof.
La Libre Belgique stellt fest, dass die Verweltlichung der Gesellschaft in Belgien viel schneller verläuft als in den Nachbarländern. Der neue Primas muss neue Bande knüpfen, nicht nur zwischen der christlichen Gemeinde und ihm selbst, sondern vor allem zwischen den verschiedenen Tendenzen innerhalb der Kirche. Wenn beide Lager damit aufhören könnten, sich gegenseitig mit Kirchenbann zu exkommunizieren, wäre schon ein großer Schritt getan.
Léonard ist das wahre Gesicht der katholischen Kirche
Le Soir meint: Die Ernennung von Bischof Léonard entsprach einer unerbittlichen Logik und zeugt von einem offenen Bruch mit der Kompromissfähigkeit seines Vorgängers. Léonard steht für die traditionellen Werte in der Kirche. Er ist das wahre Gesicht der katholischen, apostolischen und römischen Kirche. Viele Christen finden sich in diesem neuen Hirten nicht zurück. Sie müssen den traditionellen Strömungen Widerstand leisten. Für die Verfechter einer strikten Trennung zwischen Kirche und Staat wird der neue Erzbischof die öffentliche Debatte klären und in moralischen und ethischen Fragen wiederbeleben.
Daerden erneut in der Kritik
Het Nieuwsblad bringt die Schlagzeile: "Die Justiz startet Ermittlungen gegen Minister Daerden" und kommentiert: Daerden ist eine weitere verpasste Chance für PS-Präsident Di Rupo. Er wollte in seiner Partei aufräumen. Das klang kräftig, doch heute klingt es hohl. Die Frage, ob Daerden Minister bleiben kann, ist keine juristische. Es geht um Glaubwürdigkeit, Anstand und Schlagkraft. Auf diesen Gebieten hat Daerden niemals überzeugen können.
De Morgen bemerkt: Es gibt fast kein wallonisches öffentliches Unternehmen oder Interkommunale, mit denen die Familie Daerden keinen Vertrag abgeschlossen hat. Daerden ist noch ein Überbleibsel des alten Sozialismus, der den Staat als Milchkuh für persönliche Macht und Gewinn betrachtet. Nach Annemarie Lizin und Jean-Claude Van Cauwenberge hat die PS eine neue große Affäre, bei der es um Interessenvermengung und finanziellen Nepotismus geht.
De Standaard findet: Nur das Gericht kann Daerden stürzen. Wenn es Di Rupo überzeugen kann, dass seine Partei durch Daerden Stimmen verlieren wird, wird er Daerden beiseite schieben. Bis jetzt glaubt Di Rupo, dass er Daerden nötig hat, um bei den Wahlen 2011 wieder die größte wallonische Partei zu werden und selbst das Amt des Premierministers anzustreben. Allen Erklärungen über Parvenüs zum Trotz.