"Große Schande"
So schreibt Het Nieuwsblad: Beschämung und Wut wechseln ständig ab. Eine Woche nach dem schweren Erdbeben sind wir immer noch nicht in der Lage, zu verhindern, dass diese Katastrophe, die sich eher auf einem kleinen Grundgebiet abspielt, sich zu einem Drama entwickelt, das größer wird als der Tsunami vor fünf Jahren. Es ist inakzeptabel, dass es der Welt nicht gelingt, Nahrungsmittel und Wasser für die Ärmsten zur Verfügung zu stellen. Es ist eine große Schande, dass die westlichen Mächte große und teure Kriege austragen, aber nicht die Fähigkeit haben, mobil zu machen um verzweifelten Menschen zu helfen.
Gazet Van Antwerpen fügt hinzu: Es ist unbegreiflich, dass die Helfer darauf gedrungen haben, viele Medikamente und medizinisches Material zur Verfügung zu stellen. Ein Flugzeug von Ärzte ohne Grenzen, voll beladen mit Medikamenten, erhielt keine Landeerlaubnis. Die Anstrengungen Belgiens waren ausreichend, doch die Hilfe hätte viel besser und effizienter verlaufen können, wenn man die Katastrophe planmäßig und koordiniert angepackt hätte.
Man braucht ein E-Fast
Um tatkräftig zu helfen, schreibt Het Belang van Limburg, hätte die belgische Operation B-FAST viel besser unter der Koordination eines E-FAST gestanden, einer europäischen Hilfszentrale, an der verschiedene europäische Staaten teilnehmen und ihre Hilfe koordinieren könnten. Im Sommer tritt Belgien den EU-Vorsitz an. Vielleicht kann es in diesem Rahmen eine Initiative ergreifen.
De Standaard beobachtet: Es entstehen Handgefechte, wenn zu viele Menschen für Hilfsmittel anstehen. Die Helfer haben noch niemals ein solches Chaos mitgemacht. Die Hilfsgüter bleiben sprichwörtlich in der Luft hängen, und geraten nicht ans Ziel. Nicht nur Nothilfe ist nötig, sondern auch langfristig ein Wiederaufbau von Haiti.
Die USA bauen auf, wenn die anderen erst nachdenken
Le Soir notiert: Barack Obama hat in Haiti die ganze Schlagkraft der Vereinigten Staaten eingesetzt. Er zeigt seinen Bürgern, aber auch den Europäern, dass er der Oberbefehlshaber ist. Ein gutes Krisenmanagement würde Obama auch gestatten, einen neuen Anlauf in seinen Beziehungen zu Südamerika zu nehmen. Die europäischen Länder gehen unterdessen jeder für sich vor. Sie wollen eine internationale Konferenz über die Katastrophe. Doch die Amerikaner sind schon vor Ort. Die USA werden an der Spitze des Wiederaufbaus stehen, über den die europäischen Länder erst nachdenken.
Het Laatste Nieuws unterstreicht: Alle Helfer in Haiti bitten um eine internationale Koordination und im Falle neuer Katastrophen die Errichtung eines von den Vereinten Nationen organisierten UN-FAST-Teams, das auch die Helfer an Ort und Stelle beschützen kann. Was jetzt geschieht, enthält eine Chance für Haiti. Die ganze Welt sieht, wie alles schief geht. Es wäre besonders grausam, wenn alle Helfer das Land wieder verlassen würden, ehe ein Marshall-Plan für Haiti zustande gekommen ist.
Der neue Kardinal
De Morgen kommentiert die Ernennung des Bischofs von Namur, Léonard, zum Nachfolger von Kardinal Danneels als Primas von Belgien. Die Zeitung erinnert an zwei Erklärungen des Bischofs: Homosexuelle sind in ihrer normalen Entwicklung gebremst und anormal. Zur Euthanasie: Die Grenze zwischen aktiver Sterbehilfe und Nazi-Praktiken ist sehr dünn. Damit wissen katholische Krankenpfleger in einer palliativen Pflegeanstalt, wie der geistliche Führer darüber denkt. Auch die Stammzellenforscher in den katholischen Universitäten wissen, woran sie sind. Es ist Léonards gutes Recht, beweisen zu wollen, dass nicht alle Christen Katholiken sind und umgekehrt.