Erdbebenkatastrophe
14 Sonderseiten widmet z.B. La Libre Belgique der Erdbebenkatastrophe in diesem armen Land. La Derniere Heure berichtet ausführlich über eine Rettungsaktion, die drei Söhne eines belgischen Ingenieurs im Port-au-Prince starteten. Der 62-jährige Mann aus Namur arbeitete in Haiti für die UNO und befand sich zum Zeitpunkt des Erdbebens in einem Bürogebäude das einstürzte.
„Haiti, Kampf ums nackte Überleben“ titelt das Grenz-Echo. Auch aus Ostbelgien ist Hilfe für das Katastrophengebiet im Pazifik angelaufen, weiß die Eupener Zeitung.
Anarchie regiert in Haiti, das ist die Schlagzeile in De Morgen. Ratlose Überlebende plündern Nahrungsmitteldepots. Kampf auf Leben und Tod für Trinkwasser.
Het Nieuwsblad bringt auf Seite 1 ein Foto des zweijährigen Claude der 48 Stunden nach dem Erdbeben von belgischen Rettungskräften gerettet werden konnte.
Schnelle Hilfe
Im Kommentar meint De Morgen: es ist sehr begrüßenswert, dass die internationale Hilfe für Haiti, einem Land ohne nennenswerte geostrategische Bedeutung, so schnell anläuft. Leider erreicht diese schnelle Hilfe oft ihre Adressaten nicht, weil es in Haiti keinen funktionierenden Staat mehr gibt. Die Bevölkerung fühlt sich im Stich gelassen und reagiert darauf entsprechend wütend. Hoffentlich bessert sich die Lage schnell, schreibt De Morgen.
Léonard neuer Erzbischoff Belgiens
Léonard wird der Nachfolger von Danneels, ist die wichtigste Schlagzeile in Vers l'Avenir. Vermutlich wird am Montag offiziell bestätigt, dass Papst Benedikt den Bischof von Namur zum Primus der katholischen Kirche Belgiens ernannt hat. Erzbischof Léonard wird eine Übergangsfigur sein, meint Le Soir auf Seite 1. In fünf Jahren muss er sein Amt wieder abgeben.
De Standaard titelt auf Seite 1 mit einem großen Foto des neuen Erzbischofs: „Rom legt die Daumenschrauben an“.
„Protest gegen konservativen Léonard“ heißt es in Het Laatste Nieuws . Mit solch einem ultra-konservativen Erzbischof droht aus der Kirche eine rückständige Sekte zu werden, zitiert die Zeitung einen Priester aus Löwen.
Die Kommentare
Auch die meisten Leitartikler befassen sich mit dem neuen Erzbischof.
Gazet Van Antwerpen sieht in der Wahl des Papstes eine Entscheidung für Veränderung: Rom findet die Kirche Belgiens zu fortschrittlich und zu tolerant. Das soll Monseigneur Léonard ändern. Seine Aufgabe ist es, der orthodoxen Stimme wieder Gehör zu verschaffen. Einerseits ist die Enttäuschung vieler Katholiken verständlich, andererseits wird Léonard mit seinen klaren Standpunkten die gesellschaftliche Debatte beleben, meint Gazet Van Antwerpen.
Het Laatste Nieuws glaubt, mit seiner Entscheidung sucht der Papst die Konfrontation mit der hiesigen Kirche. Sie ist ein Schlag ins Gesicht von Kardinal Danneels. Und nicht auszuschließen ist, dass dies die Konsequenz des schwierigen Verhältnisses von Danneels zu dem deutschen Papst ist.
Konservativ
Le Soir kommentiert: die Positionen, die der Vatikan und mit ihm der neue Erzbischof zu Euthanasie, Scheidung, Homosexualität und anderen gesellschaftlichen Themen vertritt, sind mit den Gesetzen, die unser Land in den vergangenen Jahren in Sachen Ethik zu einem der fortschrittlichsten Europas machten, nicht mehr zu vereinbaren. Viele belgische Katholiken sind aber mit dieser politischen Entwicklung vollkommen einverstanden. Beruhigend ist, dass die katholische Kirche bei weitem nicht mehr die Macht besitzt, die sie noch vor 30 Jahren in Belgien hatte. Darüber hinaus verfügt Léonard nicht über politische Netzwerke, die seine Vorgänger wohl noch hatten.
De Standaard meint: wenn Erzbischof Léonard auf seine konservativen Positionen besteht, werden viele belgische Katholiken der Kirche den Rücken kehren und wird es auch zu Reibungen mit katholisch geprägten Einrichtungen und Universitäten kommen. Wenn sich der Erzbischof für eine kleine aber strenggläubige Kirche entscheidet, wird der Einfluss des Katholizismus in unserem Land wegschmelzen.
Kreuzweg
La Libre Belgique kommentiert: viele Katholiken werden bestürzt auf die Berufung von Bischof Léonard reagieren und dies auf Grund der Positionen, die er in der Vergangenheit vertrat und auf Grund seines autoritären Stils. Léonard ist das genaue Gegenteil von Kardinal Danneels, der in den vergangen 30 Jahren immer den Konsens suchte.
Het Belang van Limburg bewertet die Berufung Leonards als Trendbruch. Auf den gutmütigen Danneels folgt ein herausfordernder Léonard, der sich nicht scheut klare Positionen zu beziehen. Es ist ein enttäuschendes Signal, dass Rom eine Kirchenvision aufzwingt, die innerhalb dieser Kirche keine breite Zustimmung findet.
Und auch Vers l'Avenir findet: für die meisten Katholiken, für die Respekt und Toleranz wichtige Werte sind, wäre eine Radikalisierung der Kirche ein Kreuzweg.