Apokalyptisches Beben erschüttert bettelarmen Karibikstaat
"Die Apokalypse" titelt heute Vers l'Avenir. "Tod und Chaos in Haiti nach dem Erdbeben", schreibt das Grenz-Echo auf Seite 1. Het Nieuwsblad befürchtet auf seiner Titelseite "Mehr als 100.000 Tote". Alle Zeitungen berichten heute in großer Aufmachung über das katastrophale Erdbeben in Haiti. Auf vielen Titelseiten prangt dasselbe Foto: Darauf zu sehen ist eine junge Frau, über und über bedeckt mit Staub, die in den Trümmern ihres Hauses eingeklemmt ist. Bewegend ist auch das Titelfoto von Het Belang van Limburg, auf dem ein weinender Mann sein totes Kleinkind in den Armen hält. Einige Zeitungen bringen Augenzeugenberichte aus dem Katastrophengebiet. So auch Gazet van Antwerpen. Das Blatt konnte mit einem Mann aus Antwerpen sprechen, der in einem Kinderheim in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince arbeitet. Die ganze Stadt sei verwüstet, die Situation sei absolut unvorstellbar. Es herrsche komplettes Chaos, überall werde geplündert, so der Bericht des Augenzeugen. Was in Haiti passiert ist, ist die schlimmstmögliche Anwendung von Murphy's Law, meint dazu De Morgen in seinem Kommentar. "Alles was schiefgehen kann, geht auch schief" heißt es da; das trifft auf Haiti voll zu. Wenn es ein Land gibt, das eine solche Katastrophe nicht verdient hat, dann ist das wohl der bettelarme Karibikstaat. Die internationale Gemeinschaft muss nun schnell regieren, um zu verhindern, dass Haiti definitiv untergeht. Auch Le Soir spricht von einer "verfluchten Insel". Selbst im Normalfall, also in der Zeit zwischen einem Tropensturm und einem Erdrutsch, ist das Leben in Haiti das nackte Chaos. Hier kann man nicht von Leben sprechen, sondern allenfalls von Überleben. Zwar wird sich jetzt angesichts der Katastrophe die internationale Gemeinschaft mobilisieren. Wichtig ist aber, dass man Haiti nicht gleich wieder fallen lässt, wenn die Emotionen abgeflaut sind. In dieselbe Kerbe schlägt Het Nieuwsblad: Hilfe für Haiti, das ist mehr als nur Tote zu bergen und Schutt wegzuräumen. Die internationale Solidarität muss langfristig wirken.
88. Brüsseler Autosalon eröffnet: Umweltbewusstsein und Passion
Fast alle Zeitungen widmen sich heute aber auch dem 88. Brüsseler Autosalon. Gestern Abend wurde die Schau offiziell eröffnet, ab heute ist der Salon auch dem breiten Publikum geöffnet. Einige Blätter wie Vers l'Avenir oder Het Belang van Limburg geben praktische Tipps, wie man am ehesten eine Schnäppchen machen kann. Doch öffnet der Salon seine Pforten unter einem bewölkten Himmel, schreibt unter anderem De Tijd. Der Neuwagenabsatz in Belgien ist im vergangenen Jahr um 11 % eingebrochen. Die Branche blickt mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst auf die Brüsseler Autoschau. Hinzu kommt: Die Automobilwelt ist im Umbruch. Die Zukunft gehört wohl sauberen Autos. Es wird interessant sein, zu beobachten, ob die Trendwende schon in Brüssel einsetzt, meint etwa De Standaard in seinem Leitartikel. Aller blitzblanken Ferraris, Alfa Romeos, BMWs oder Mercedes zum Trotz: In Brüssel stehen vor allem kleine, spritsparende Autos im Fokus. Dennoch wird jeder auf seine Kosten kommen, bemerkt La Libre Belgique. Der Brüsseler Salon bietet ein gesundes Gleichgewicht aus Umweltbewusstsein und Passion.
ABInBev: Die einen gehen stempeln, die anderen scheffeln Profit
Einige Zeitungen kommen heute noch einmal auf den Sozialkonflikt beim Bierbrauer ABInBev zurück. In einem scharfen Leitartikel prangert etwa Het Laatste Nieuws das Verhalten einiger Multinationals an. Eine Reihe von sehr rentablen Betrieben benutze die Krise allenfalls als Alibi, um Personal abzubauen. Ziel ist allein die Maximierung der Profite. Besonders krass ist das bei ABInBev. Auf der einen Seite werden rund 300 Mitarbeiter entlassen, auf der anderen Seite teilen sich 40 Manager einen Bonus von 700 Millionen Euro.
Bischof Léonard Favorit für Daneels-Nachfolge
Viele Blätter beteiligen sich heute an den Spekulationen über den möglichen Nachfolger von Kardinal Daneels. Und offenbar hat hier der Bischof von Namur, André Léonard, beste Karten. Jedenfalls glauben das ausgewiesene Vatikankenner, wie unter anderem La Libre Belgique berichtet. Léonard hatte noch unlängst erklärt, er sehe sich selbst aus Altersgründen nicht als der zukünftige Erzbischof von Mechelen-Brüssel und Kardinal-Primas der belgischen katholischen Kirche. Über Nacht ist Léonard tatsächlich vom Outsider zum Favoriten geworden, notiert dazu De Morgen. Der Mann, auf den wegen seiner konservativen Einstellung wenige hoffen, den sogar viele fürchten, steht nunmehr auf der pole position.
Goldener Schuh für Jovanovic von Standard Lüttich
Gestern schließlich wurde in Ostende der Goldene Schuh für den besten Fußballprofi der belgischen Liga verliehen. Gewinner ist Milan Jovanovic von Standard Lüttich. Der konnte allerdings seinen Preis nicht persönlich entgegennehmen, weil sein Verein die Veranstaltung boykottiert hatte, und zwar wegen eines Artikels in Het Laatste Nieuws. Das Blatt hat nach eigener Aussage alles versucht, um die Wogen zu glätten. Auf der Titelseite von Het Laatste Nieuws ist neben Jovanovic dann auch derjenige zu sehen, der den Goldenen Schuh stellvertretend entgegengenommen hat. Und das ist kein Geringerer als Premier Yves Leterme, immerhin wohl der bekannteste Standard Lüttich - Fan.