Eltern van Uytsel erleichtert über Ergreifung des Mörders
"Ronald Janssen war auch ein Serienvergewaltiger", titeln heute fast gleichlautend Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg. Demnach hat Jansen den Ermittlern gegenüber eine Reihe von Vergewaltigungen zugegeben, die sich in den neunziger Jahren auf dem und in der Umgebung des Universitätscampus von Löwen ereignet haben. Ronald Janssen hat ja unlängst die Ermordung von Shana Appeltans und Kevin Paulus sowie den Mord an Annick van Uytsel vor knapp drei Jahren gestanden. Die Eltern von Annick van Uytsel haben gestern eine kurze Erklärung abgegeben, die in zahlreichen Blättern wörtlich wiedergegeben wird. Darin bringen sie ihre Erleichterung darüber zum Ausdruck dass der Täter nun endlich ermittelt und gefasst ist. "Er wird nie wieder ein Kind seinen Eltern wegnehmen", zitiert Het Nieuwsblad die Eltern van Uytsel auf seiner Titelseite. Die Frage nach dem "Wer?" ist beantwortet, nicht aber die Frage nach dem "Warum?".
Serientäter Janssen: Ermittlungen gehen weiter
Bislang bestreitet Ronald Janssen, weitere Bluttaten begangen zu haben. Nichtsdestotrotz haben insbesondere die Staatsanwaltschaften von Brügge und Löwen angekündigt, im Lichte der Affäre Ronald Janssen die Ermittlungen in einer Reihe von unaufgeklärten Morden wieder aufzunehmen. Für La Dernière Heure sollte man sich da aber nicht zu viele Hoffnungen machen. Schon jetzt kann man nach Informationen des Blattes eine Täterschaft von Janssen in einer ganzen Reihe von Akten ausschließen, die in den letzten Tagen im Fahrwasser der Affäre genannt worden waren. Mit dem Mord an einer jungen Deutschen 1996 in De Haan etwa habe Janssen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts zu tun. Vor diesem Hintergrund appelliert denn auch La Dernière Heure insbesondere an die Presse, sich im Zusammenang mit diesen so genannten cold cases in Zurückhaltung und Vorsicht zu üben. Het Laatste Nieuws schlägt in dieselbe Kerbe: Justiz und Ermittler sollten sich ungeachtet des allgemeinen Drucks jetzt die nötige Zeit nehmen. Es bringt nichts, jetzt gleich alle unaufgeklärten Morde der letzten 20 Jahre zugleich neu aufzurollen. Jetzt müssen alle Beteiligten mit beiden Füßen am Boden bleiben.
Schweres Los für Angehörige von Mordopfern
Het Nieuwsblad widmet seinen Leitartikel den Eltern der Opfer von Gewalttaten. Deren Leidensweg wurde am Beispiel der Familie van Uytsel noch einmal deutlich. Hier zeigte sich auch noch einmal, wie wichtig es für die Angehörigen von ermordeten oder verschwundenen Kindern ist, endlich Klarheit zu erlangen. Und hinter den Fotos der jungen Frauen, die verschwunden sind oder ermordet wurden, deren Schicksal aber nie geklärt wurde, und die jetzt wieder überall gezeigt werden, verbergen sich Eltern, die auf Antworten warten.
Haushaltsloch lässt Regierung wenig Spielraum
Viele Zeitungen analysieren heute die jüngsten Haushaltsdaten. Und die Zahlen sind erschreckend: Im vergangenen Jahr belief sich das Haushaltsdefizit auf 5,9 %, ein Minus von 20 Milliarden Euro. Die Staatsschuld erreicht damit knapp 98 % des Bruttoinlandsproduktes. Das sei zwar nicht gut, es hätte aber schlimmer kommen können, beschwichtigt die Regierung. In diesem Zusammenhang warnen einige Zeitungen aber vor Verharmlosung. Natürlich stehen Länder wie Italien oder Griechenland noch schlechter da, die Situation ist dennoch besorgniserregend, meint etwa La Libre Belgique. Erstens: Die Staatsschuld erreicht wieder ein Niveau, das den Handlungsspielraum der Politik auf ein Minimum reduziert, und zweitens: Mehr als in vielen anderen Ländern wird die Vergreisung der Bevölkerung in den nächsten Jahren für die Staatsfinanzen hierzulande eine Herausforderung darstellen. Da gibt es nur eins: Sparen. Denn die Defizite von heute sind die Steuern von morgen.
Arbeitslose werden (zu?) scharf kontrolliert
Stichwort Krise: Wie De Morgen in Erfahrung gebracht hat, wurden im vergangenen Jahr im Durchschnitt zwanzig Menschen pro Tag von der Arbeitslosenunterstützung ausgeschlossen. Das ist eine Folge der Verschärfung der Kontrollen von Arbeitsuchenden. In seinem Kommentar mahnt De Morgen aber das föderale Amt für Beschäftigung zu Augenmaß: In diesem Jahr werden noch einmal 60.000 Arbeitslose hinzukommen. Krisenbedingt. Da verliert ein gern gehörter Satz seine Grundlage, der da lautet: Wer Arbeit will, der findet auch einen Job. Sicher, Kontrollen müssen sein, die Frage ist nur wie streng die Kriterien in diesen Krisenzeiten angewandt werden. Jetzt ist jedenfalls nicht der Zeitpunkt, um diejenigen, die einer Krise zum Opfer gefallen sind, die sie nicht verschuldet haben, auch noch mit überpeinlichen Kontrollen zu schikanieren.
Schwarzgeld kommt heim
De Standaard und Le Soir bringen auf ihrer Titelseite die Meldung, wonach die Belgier im vergangenen Jahr massiv ihr Schwarzgeld nach Belgien zurückgeholt haben. Hintergrund ist die angekündigte Lockung des Bankgeheimnisses. Insgesamt geht es hier um über 220 Millionen Euro.
Möglicherweise Schadensersatz für Fortis-Anleger
Die Finanzblätter De Tijd und L'Echo schließlich sehen neue Hoffnung für die gebeutelten Fortis-Anleger. Die Justiz verfügt offenbar über ernst zu nehmende Hinweise, dass die Fortis-Verantwortlichen 2007 die Anleger nicht wahrheitsgemäß über den Zustand der Holding informiert haben. Damals mussten die Aktionäre über eine mögliche Übernahme von ABN Amro entscheiden. Sollte sich bewahrheiten, dass Fortis seine Anteilseigner seinerzeit belogen hat, dann besteht Aussicht auf Schadensersatz. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft macht sich offenbar schon auf eine Sturmflut von Klagen gefasst.