"Der Krieg, den niemand sehen will", titelt De Morgen. "Hilfe für Syrien", so der flammende Appell auf Seite eins von De Standaard. De Morgen widmet dem Bürgerkrieg im Nahen Osten eine Sonderbeilage und verspricht: Die Hälfte des Erlöses aus dem Verkauf dieser Zeitung geht an das Konsortium 12-12. Das ist der Zusammenschluss von fünf Hilfsorganisationen, die gemeinsam Spenden für die Opfer des Krieges sammeln.
Die Aktion kommt nur schleppend in Gang. De Standaard versucht, die Zurückhaltung der Menschen zu ergründen. Warum sie möglicherweise noch zweifeln, zu spenden, führt das Blatt aus. Unter anderem vielleicht, weil sie Angst haben, mit ihrem Geld das Netzwerk Al-Kaida zu unterstützen. Doch sollten sie sich das nochmal überlegen: Die meisten Opfer des Krieges sind Unschuldige, so De Standaard.
De Morgen veröffentlicht seinerseits einen Gastkommentar des bekannten VRT-Auslandskorrespondenten Rudi Vranckx. In Syrien sterben Frauen und Kinder. Väter und Mütter haben nur einen Wunsch, nämlich dass ihr Kind lebend von der Schule heimkommt. Und das sind keine Menschen zweiter Klasse, schreibt Vranckx, der eindringlich zu Spenden aufruft.
Keine Menschen zweiter Klasse
De Standaard greift in seinem Leitartikel Leserkommentare zum Thema Syrien auf. Ein Auszug: "Ich spende noch lieber für Tiere - die sind wenigstens dankbar". Syrien steckt in einem Teufelskreis. Je weniger Hilfe aus dem Ausland kommt, desto größer die Sympathie für Al-Kaida. Das Sammeln von Spenden für Syrien ist für Hilfsorganisationen außerordentlich schwierig. Das Konsortium 12-12 appelliert an die Emotionen der Menschen. Nur leider funktioniert das nicht für Syrien. Syrien macht nicht betroffen.
Auch De Morgen prangert die allgemeine Apathie an. In Bangladesch sterben mehr als 200 Menschen beim Einsturz einer Textilfabrik. Und wir empfinden ein T-Shirt, das mehr als fünf Euro kostet, als zu teuer. In Syrien sind schon 8.000 Kinder ums Leben gekommen. Unsere Reaktion: Das sind die Syrer selbst Schuld. In Spanien gibt es mehr Arbeitslose als es Flamen gibt. Und wir hier beschäftigen uns mit politischem Kinderkram.
Der Bürgerkrieg in Syrien droht derweil zu internationalisieren. Es mehren sich die Indizien dafür, dass das Regime von Bashar Al-Assad Chemiewaffen eingesetzt hat. Insbesondere für den US-Präsidenten Barack Obama ist das eine schlechte Neuigkeit, stellt Het Belang van Limburg fest. Obama hatte Syrien im vergangenen Jahr ausdrücklich vor dem Einsatz von Chemiewaffen gewarnt. In diesem Fall würde Amerika in den Konflikt eingreifen. Es sieht so aus, als müsste man Obama schon bald an diese Drohung erinnern.
Europäer unterbeschäftigt
Ganz anderes Thema auf der Titelseite von L'Echo: "Die LKW-Vignette könnte 750 Millionen Euro einbringen", so die Schlagzeile. Die Regionen des Landes arbeiten jedenfalls an einer neuen LKW-Maut; die neue Vignette könnte 2016 eingeführt werden.
"Einer von fünf Europäern ist unterbeschäftigt", schreibt Le Soir in Blockbuchstaben. Offiziell sind 26 Millionen Menschen in der EU arbeitslos. Schaut man aber mal genauer hin, dann stellt man fest, dass insgesamt 45 Millionen Menschen nur kleine Jobs haben, und nicht so viel arbeiten, wie sie vielleicht wollen.
Hier droht eine Spaltung der Gesellschaft, warnt Le Soir in seinem Leitartikel. Das soziale Gewebe zerfällt. Die explodierenden Arbeitslosenzahlen werden früher oder später zu sozialen Unruhen führen. Europa kann nicht mehr länger tatenlos zusehen. Die EU muss vom Sparkurs abrücken und endlich die Wirtschaft ankurbeln. Denn, kein Zweifel, die Hütte brennt.
Umweltsünder mit Persilschein
"Die Wallonie lässt die großen Umweltverschmutzer nicht bezahlen", so die Schlagzeile von La Libre Belgique. Unter anderem übernimmt demnach die Region die Kosten für die Bodensanierung von Industriebrachen und nicht das Unternehmen, das das Gelände verseucht hat.
Für die Wallonie hat diese Nachsicht wohl strategische Gründe, konstatiert La Libre in ihrem Leitartikel. Man möchte wohl endlose Gerichtsverfahren vermeiden. Außerdem will die Wallonie offensichtlich potentielle Investoren nicht abschrecken. Die Folgen sind dennoch desaströs: Wenn die öffentliche Hand die Kosten für Umweltverschmutzungen übernimmt, die der Privatsektor verursacht hat, dann ist das nichts anderes als ein Persilschein.
Twittern - nur auf flämisch!
Het Nieuwsblad macht mit einer "typisch belgischen" Geschichte auf: "Beamte sind verpflichtet, auf Niederländisch zu twittern", schreibt das Blatt auf Seite eins. Flämische Beamte, die ohne Not in einer Fremdsprache über Twitter kommunizieren, riskieren demnach eine Disziplinarmaßnahme. Hier gehts wohl bemerkt um berufliche Mitteilungen...
Auch L'Avenir ist diese Geschichte zu Ohren gekommen. In seinem Leitartikel reagiert das Blatt mit Kopfschütteln. Zwar sollte man hier aus der Mücke keinen Elefanten machen. Diese Twitter-Richtlinie ist dennoch symptomatisch, zeigt sie doch, wie detailversessen der Nationalismus des zuständigen N-VA-Ministers Geert Bourgeois ist.
Vergiftetes Geschenk für Zedelgem
In vielen flämischen Zeitungen sorgt eine kuriose Geschichte für Diskussionsstoff. "Mindestens 200.000 Euro weg, nachdem die Beute auf die Straße fiel", bringt es Het Laatste Nieuws auf den Punkt. In Zedelgem in Westflandern haben Einbrecher in Panik einen Tresor auf die Straße geworfen. Der Geldschrank ging auf, und während die Polizei die Täter verfolgte, bedienten sich Passanten an der Beute. Als die Polizei wieder am Tatort eintraf, mussten die noch Anwesenden das Geld wieder zurückgeben.
Unterm Strich fehlen aber noch mindestens 200.000 Euro. Inzwischen ist das Dorf zweigeteilt, wie unter anderem Het Nieuwsblad berichtet, zweigeteilt zwischen denjenigen, die ihr Geld zurückgeben mussten, und den anderen, die verdächtigt werden, sich die Taschen gefüllt zu haben. Jeder verdächtigt hier jeden, stellt auch Het Laatste Nieuws fest. In Zedelgem herrscht eine wahre Paranoia.
rop - Bild: Bulent Kilic (afp)