Doppelmord und Annick van Uytsel
In der flämischen Presse bleibt das wichtigste Titelseitenthema aber Ronald Janssen, der geständige Mörder eines jungen Paares in der limburgischen Gemeinde Halen. Inzwischen gibt es Vermutungen, dass der Mann auch für die Ermordung der 18-jährigen Annick van Uytsel vor drei Jahren verantwortlich sein könnte. Der Anwalt der Familie der jungen Frau bestätigte, dass immer mehr Indizien den Mann auch in diesem Fall zum Tatverdächtigen machen. "Endlich eine Antwort?", fragt zum Beispiel Het Nieuwsblad, "Doppelmord führt zu Annick van Uytsel" heißt es in De Morgen, "Das Netz schließt sich" glaubt auch Het Belang van Limburg.
Het Laatste Nieuws kommentiert den raschen Ermittlungserfolg zum Doppelmord von Halen: Das Geschehen verursacht große Trauer, verlangt aber auch viel Respekt ab, schreibt die Zeitung. Trauer, weil jeder zum Opfer wurde: Das junge Paar, die Familien, das Dorf - aber auch der Straftäter, dessen Kinder und Familie. Respekt verdienen Justiz und Ermittler, die diesen Fall sehr effizient lösten und dabei sehr viel Engagement zeigten.
Auch Het Belang van Limburg lobt im Leitartikel die Arbeit der Ermittler: Oft wird die Justiz kritisiert, weil sie zu langsam und zu ineffizient ist. Was die Ermittler in Halen geleistet haben, ist aber Spitzenklasse.
Politik aus Winterschlaf erwacht
Das Ende der politischen Winterpause beschäftigt die Kommentatoren ebenfalls. La Libre Belgique findet, Yves Leterme habe sich gebessert. Jetzt spricht er von der Notwendigkeit der Zusammenarbeit aller Regionen in unserem Land. Das ist eine völlig andere Position als die, die er vertrat, als er zum ersten Mal Premierminister war. Die Frage muss erlaubt sein, ob Leterme das auch wirklich so meint, oder ob dies nur ein Schachzug ist, um die Kritiker seiner Rückkehr zu neutralisieren.
De Morgen äußerst sich pessimistisch zur politischen Zukunft unseres Landes: Unser politisches System ist völlig verkrampft, heißt es im Leitartikel. Es stimmt zwar, dass in letzter Zeit die polemischen Kontroversen ausbleiben, aber das führte nur zu einem Status Quo. Die Wirtschaftskrise, die Überalterung, die Finanzierung des Sozialstaats und neue Schritte in der Staatsreform, das sind alles dringende Herausforderungen, an die sich momentan niemand 'ranwagt.
Leterme - Peeters, das gewohnte Rollenspiel der CD&V, überschreibt Le Soir den Kommentar. Genau wie bei vielen christdemokratischen Vorgängern gibt Premier Leterme den überzeugten Belgier, während Ministerpräsident Peeters sich als Verteidiger der flämischen Sache profiliert. Kris Peeters ist nicht naiv, er weiß dass es keine neue Staatsreform geben wird und dass genau das der Gegenstand der nächsten Wahlen sein wird. Damit hiervon nicht nur die flämischen Nationalisten profitieren macht er schon jetzt die Französischsprachigen für das Scheitern der Bemühungen zur Durchführung einer neuen Staatsreform verantwortlich.
Gazet van Antwerpen glaubt, 2010 werde vor allem für die flämische Regierung sehr spannend. Die muss zum ersten Mal richtig sparen; außerdem sind sich die Koalitionspartner absolut uneins über die Verkehrsproblematik in Antwerpen. Darüber hinaus bleibt Brüssel-Halle-Vilvoorde eine potentielle Bombe.
War Daerden betrunken?
Verschiedene Zeitungen bringen auf der Titelseite ein Foto des wild gestikulierenden Rentenministers Michel Daerden, der im Senat in niederländischer Sprache auf eine Frage antwortete, wie er den Renten-GAU verhindern will. "Daerden macht sich im Senat zum Clown" ist dazu die Schlagzeile in Het Laatste Nieuws. Seine kurze Ansprache dürfte im Internet wieder ein Hit werden. Le Soir titelt: "Neue Polemik um Daerden". Die N-VA behauptet, der Minister sei betrunken gewesen, als er am Donnerstag im Senat Anfragen beantwortete. Die Partei fordert deshalb seinen Rücktritt. De Standaard meint im Kommentar: Es reicht. Der Mann muss weg. So eine Witzfigur hat auf einem so verantwortungsvollen Posten nichts verloren. Genau so schlimm ist, dass der Senat sich eine solche Vorstellung bieten lässt. Warum wird dieses Parlament nicht endlich abgeschafft? Auch Het Nieuwsblad kommentiert: Völlig unklar ist, ob und wie wir die Renten künftig finanzieren können, und das bestimmt nicht mit einem solchen Clown als Minister. Wie lange müssen wir uns das noch bieten lassen?