Winter hat Belgien fest im Griff
Auch in den Berichten und Kommentaren spielt das Wetter heute eine wichtige Rolle. Het Laatste Nieuws bringt auf seiner Titelseite die Folgen der schnee- und eisbedingten Pannen: Fast 50.000 Passagiere konnten durch die nicht verkehrenden Eurostar-Züge ihr Weihnachtsshopping in London vergessen und weitere 15.000 strandeten am Flughafen Zaventem.
Allerdings könnte der Winterangriff auch eine positive Seite haben, nämlich die erste weiße Weihnacht nach 23 Jahren. La Derniere Heure titelt auf Seite 1 mit der Balkenüberschrift, „Belgien lahmgelegt, und es ist noch nicht vorbei“. In ihrer Berichterstattung meldet die Zeitung, dass die Ski- und Langlaufpisten im Osten des Landes ab heute geöffnet sind. Bei 13 bis 20 cm Pulverschnee werden die Wintersportler voll auf ihre Kosten kommen.
Kunde ist König
De Morgen befasst sich ausführlich mit dem Ausfall der Eurostar-Züge zwischen Brüssel und London. In der Nacht zum Samstag waren 3000 Fahrgäste in fünf liegen gebliebenen Zügen im Kanaltunnel blockiert. Die Verbraucherschutzorganisation "Test Achat" kritisiert vor allen Dingen die mangelhafte Information der Fahrgäste als eine echte Schändung der Menschenrechte. Selbst wenn die Gesellschaft Eurostar beweisen kann, dass höhere Gewalt die Ursache der Pannen war, dann ändert das nichts daran, dass die Informations- und Beistandspflicht der Menschen an Bord der Züge schwer verletzt wurde.
Diese Auffassung vertritt ebenfalls Het Nieuwsblad, dass sich dafür stark macht, dass Reisende künftig im Falle von Problemen unverzüglich über ihr Handy über alles Wissenswerte informiert werden. Wer sich mit dem Tourismus die Taschen füllt, der hat auch die Pflicht, seine Kunden ehrlich und umfassend auf dem Laufenden zu halten, so urteilt die Zeitung.
Gazet Van Antwerpen erinnert daran, dass Schnee für den Bürger auch Verpflichtungen mit sich bringt. Leider vergessen das die meisten. So dass auch in Flandern, wo man doch angeblich alles besser macht, zahllose Bürgersteige nicht von Schnee und Eis befreit werden. Und das, obwohl die Anwohner gesetzlich dazu verpflichtet sind.
Kassen kaum geklingelt
Vers l'Avenir weist auf Seite 1 auf einen nicht zu unterschätzenden Nachteil der weißen Schneepracht hin. Nämlich die gestern fehlenden Kunden auf zahlreichen Weihnachtsmärkten und in den zum 4. Adventsonntag geöffneten Geschäften. In wallonisch Brabant kann der damit verbundene finanzielle Verlust für die Geschäftswelt schon fast als eine Katastrophe betrachtet werden. Doch auch im restlichen Land lag der Umsatzverlust vielerorts bei mindestens 30%.
Kopenhagen war Fiasko
Das zweite Schwerpunktthema der Inlandspresse ist der nach weit verbreiteter Ansicht gescheiterte Klimagipfel von Kopenhagen. Dazu heißt es in Le Soir, man hat sich mal gerade über vage Prinzipien geeinigt, doch zu ihrer Umsetzung gab es weder konkrete noch bindende Beschlüsse. Das einzig Positive war, dass man in Sachen Klima weiter am Ball bleiben, bzw. weiter verhandeln will. Doch können auch wir selbst eine Rolle spielen, indem wir uns ernsthaft fragen, wie wir unser Alltags- und Konsumverhalten so gestalten können, dass die Umwelt möglichst gar nicht oder wenig belastet wird.
Im gleichen Zusammenhang notiert De Standaard, die politischen Führer dieser Welt, insbesondere die beiden Großmächte USA und China, haben uns im Stich gelassen, während Europa so gut wie gar nicht zum Zuge kam. Das Treffen von Kopenhagen wird in die Geschichte der Umwelt als Synonym für zu wenig politischen Mut und zu große politische Ohnmacht eingehen.
Auf keinen Fall Hoffnung aufgeben
Het Belang van Limburg zufolge hat Kopenhagen gezeigt, dass der größte Teil der Welt zwar überzeugt ist, dass etwas gegen die Erderwärmung getan werden muss, doch sind nur die wenigsten bereit, dafür tatsächlich etwas zu tun. Schlussfolgernd heißt es, wenn wir wirklich von der Notwendigkeit sauberer Technologien überzeugt sind, dann müssen wir im Welthandel jene Produkte, die die entsprechenden Normen nicht erfüllen, entweder zurückweisen oder mit einer gesalzenen Umweltsteuer belegen.
Lediglich Het Laatste Nieuws gibt sich eher optimistisch, wenn es schreibt, die Erderwärmung ist schon seit der letzten Eiszeit festzustellen. Natürlich müssen wir etwas tun, doch muss man auch Verständnis dafür haben, dass weltweite Vereinbarungen zum Schutz des Klimas Zeit brauchen. Die Botschaft lautet also: auf keinen Fall verzweifeln, sondern davon überzeugt sein, dass der nächste Klimagipfel sicherlich ein besseres Ergebnis bringt.