"Erzbischof Léonard von nackten Frauen angegriffen", so die Schlagzeile auf Seite eins von Het Nieuwsblad. "Aktivistinnen fallen Léonard mit Weihwasser an", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Auf vielen Titelseiten findet sich heute das Foto von Erzbischof André-Joseph Léonard, der gestern von Aktivistinnen der Frauenorganisation "Femen" fast schon tätlich angegriffen wurde. Léonard war bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Freien Universität Brüssel, als plötzlich halbnackte Frauen auf das Podium stürzten, um gegen die Haltung der Kirche in Sachen Homosexualität zu protestieren. Dabei wurde Léonard mit Wasser beworfen; die Aktivistinnen nannten es "Weihwasser". Léonard wurde im wahrsten Sinne des Wortes geduscht, blieb dabei aber demonstrativ ruhig, wie Het Nieuwsblad hervorhebt.
Papa und Mama bezahlen mit
De Morgen befasst sich auf seiner Titelseite unter anderem mit der Entwicklung am Immobilienmarkt. "Die Preise steigen, die Zahl der Transaktionen fällt", fasst De Morgen die Lage zusammen und rechnet zugleich mit einer Trendumkehr: Wenn weniger Häuser verkauft werden, dann werden wohl die Preise bald fallen.
De Standaard befasst sich auf seiner Titelseite ebenfalls mit dem Immobilienmarkt, genauer gesagt mit der Finanzierung. "Eltern beteiligen sich am Wohnkredit ihres Kindes", so die Schlagzeile von De Standaard. Immer mehr Väter und Mütter müssen sich demnach am Hauskauf ihrer Kinder finanziell beteiligen, weil es sonst keinen Hypothekenkredit gäbe. Banken verweigern Hauskredit, wenn Eltern nicht mitbezahlen, schreibt auch Het Nieuwsblad auf Seite eins.
In seinem Kommentar kritisiert Het Nieuwsblad diese Entwicklung mit scharfen Worten. Die Banken tragen eine gesellschaftliche Verantwortung. Und der werden die Geldhäuser derzeit schlicht und einfach nicht gerecht. Neben potentiellen Hauskäufern sehen auch kleine und mittlere Unternehmen ihre Kreditwünsche zunehmend verworfen. Die Banken verweisen in diesem Zusammenhang auf die Finanzkrise, aus der sie schließlich gelernt hätten, weniger Risiken einzugehen. Der Punkt ist: Die Finanzkrise haben sich die Banken ganz allein eingebrockt. Die Leute, denen jetzt kein Kredit gewährt wird, die haben sich seinerzeit aber unfreiwillig an der Rettung der Banken beteiligen müssen.
EU-Kehrtwende
A propos Finanzkrise: Het Belang Van Limburg beschäftigt sich in seinem Leitartikel mit der scheinbaren Kehrtwende in der europäischen Spardoktrin. EU-Kommissionspräsident Barroso erklärte am Montag, dass der harte Sparkurs in einigen Ländern an Grenzen gestoßen ist. Het Belang Van Limburg pflichtet Barroso bei. Es hat sich gezeigt, dass ausgerechnet die Länder, die am meisten gespart haben, ihr Schuldenproblem am wenigsten in den Griff bekommen haben. Das soll kein Freibrief fürs grenzenlose Schuldenmachen sein. Man kann die Wirtschaft und die Haushalte aber auch nicht finanziell trockenlegen. Irren ist menschlich. Doch muss man die jüngste Kehrtwende jetzt erstmal all denen erklären, die in den letzten Jahren teilweise unmenschliche Opfer bringen mussten.
"Das Image der Wallonie hat sich grundlegend geändert", zitiert derweil Le Soir den wallonischen Wirtschaftsminister Jean-Claude Marcourt. Marcourt ist sich sicher: Der Marshall-Plan trägt seine Früchte, das Bild vom "faulen Wallonen" ist Geschichte. Le Soir gibt in seinem Leitartikel dem Minister Recht. Man spürt es: In der Wallonie hat sich was getan; es gibt eine neue Dynamik; es gibt wieder so etwas wie Unternehmergeist; in Städten wie Lüttich, Namur und sogar Charleroi herrscht eine gewisse Aufbruchsstimmung. Aber: Die Wallonie braucht noch mehr, mehr Kraft, mehr Mut, um auf Dauer auf eigenen Füßen stehen zu können.
Perspektiven (nur) mit Diplom
"Die Krise bremst Schulabsolventen nicht aus", stellt derweil De Standaard fest. Het Laatste Nieuws hat dieselbe Studie einsehen können. Demnach finden neun von zehn Jugendlichen mit einem Diplom in Flandern innerhalb eines Jahres einen Job. Das gilt vor allem für kurze Hochschulstudien wie etwa einem Bachelor und auch viele technische Berufe.
Die Krise hinterlässt uns glücklicherweise keine "verlorene Generation", freut sich De Standaard in seinem Leitartikel. Auch nach fünf Jahren Krise finden neun von zehn diplomierten Jugendlichen immer noch einen Job. Das zeigt aber auch: Die Schule zu verlassen ohne Diplom, ist ein katastrophaler Start ins Arbeitsleben. Doch wird die Krise nicht ewig währen. An dem Tag, wo die Unternehmen wieder konsequent Personal einstellen, muss Belgien bereit sein. Dann müssen wirklich für alle potentiellen Bewerber dieselben Chancen gelten.
Unlautere Konkurrenz am Arbeitsmarkt
Dabei ist die Lage am Arbeitsmarkt zunehmend durch innereuropäische Konkurrenz verzerrt. Ein neues Beispiel steht auf Seite eins von Het Belang Van Limburg: "Die Baustellen werden überschwemmt durch Niederländer", titelt das Blatt. Der Grund: Wegen einer schlimmen Krise am heimischen Markt sind holländische Unternehmen quasi dazu verpflichtet, ihre Preise in den Keller zu drücken und mit Verlust zu arbeiten. Hierdurch werden belgische Unternehmen und auch der belgische Arbeiter an sich unter mörderischen Konkurrenzdruck gestellt, stellt das Blatt fest.
So kann es nicht weitergehen, tobt Gazet Van Antwerpen in seinem Leitartikel. Belgien wird mehr und mehr zum Opfer von unlauterer Konkurrenz, vor allem aus Osteuropa. Das gilt zum Beispiel für den Fleischsektor, die Binnenschifffahrt, und nun also auch für den Bausektor. Ausgerechnet jetzt denkt die EU ja auch über einen Beitritt von Serbien oder den Kosovo nach. Da kann einem nur angst und bange werden, vor allem wenn man Länder wie Rumänien oder Bulgarien vor Augen hat. Für die EU ist Quantität offensichtlich wichtiger als Qualität.
Tax-on-web
Heute geht in Belgien das Internetportal Tax-on-web online. Darüber kann die Steuererklärung elektronisch eingereicht werden. De Standaard wittert aber schon Ärger. Das Finanzministerium kämpft nämlich derzeit mit massiven Computerproblemen.
L'Echo nimmt den Start von Tax-on-web zum Anlass, um für eine wirkliche Steuerreform zu plädieren. Eine gemeinsame Kommission von Kammer und Senat soll dafür auch den Weg ebnen. Eine Reform ist überfällig, meint L'Echo.
Viele Dispositionen gehen ja noch auf den Code Napoleon zurück. Inzwischen gleicht die Steuergesetzgebung einer Lasagne aus vielen übereinanderliegenden und in sich verwobenen Regeln. Da bleibt nur eins: Man sollte mit einem weißen Blatt beginnen.
"Strompreise: Die Brüsseler bleiben verschont", so die Titelgeschichte von Le Soir. Anscheinend zahlen die Bürger in der Wallonie nämlich fast ein Viertel mehr für ihren Strom als die Menschen in Brüssel. Schuld ist unter anderem die Wallonische Politik in Sachen Solarstrom.
"Keine Versicherung? Härtere Strafen!", so die Schlagzeile von L'Avenir. Der zuständige Mobilitätsstaatssekretär Melchior Wathelet hat ja denjenigen Autofahrern den Kampf angesagt, die ohne Versicherung fahren. Nach diesen Leuten will man jetzt gezielt fahnden; deswegen sollen die wichtigsten Datenbanken zusammengelegt werden.
A propos Datenbanken zusammenlegen: "Der Fiskus verfügt bald über ein Register aller Bankkonten", schreibt L'Echo auf Seite eins: Das Register soll eine Liste aller Konten umfassen, über die ein Bürger bei den verschiedenen Banken des Landes verfügt; das soll noch in diesem Jahr passieren.
"Alarm", warnt derweil La Dernière Heure auf Seite eins: "Unsere Jugendlichen nehmen gleichwelche Drogen", so die Schlagzeile. Demnach nehmen junge Menschen so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann: Sie schniefen Feuerzeuggas, Leim oder Äther, rauchen Grünen Tee oder nehmen Muskatnuss; die Risiken sind manchmal sogar schlimmer als bei den klassischen "Drogen".
Bild: Georges Gobet (afp)