Alle reden von der Krise …
Het Laatste Nieuws hebt auf seiner Titelseite hervor, dass der Belgier zumeist kreativ auf die Krise reagiert. An der Erziehung und Ausbildung der Kinder sowie an der Lebensqualität wollen die meisten nicht sparen. Wohl ist jeder fünfte bereit, etwas weniger für Kleidung auszugeben, jeder vierte will im kommenden Jahr weniger in die Kneipe oder ins Restaurant gehen und über 20 Prozent geben an, dass sie an ihren Spenden für gute Zwecke Abstriche machen werden.
Ebenfalls krisenorientiert ist die heutige Schlagzeile in Gazet Van Antwerpen, der zufolge zahlreiche Landsleute bei der Stellensuche in erster Linie einen sicheren Arbeitsplatz anstreben. So ist z.B. ein Job bei der Polizei zur Zeit ganz besonders gefragt, wie aus der Tatsache hervorgeht, dass sich für tausend offene Stellen bei den Sicherheitskräften nicht weniger als 12.000 Menschen beworben haben.
… und so mancher tut etwas dagegen
Wie Vers l'Avenir ausführlich berichtet, gibt es hierzulande aber auch immer mehr Arbeitslose, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und sich selbständig machen. Und zwar nicht selten mit Erfolg, denn 70 Prozent von denen, die in den vergangenen zehn Jahren ihre eigene Firma gegründet haben, sind auch heute noch aktiv.
Im gleichen Kontext meldet La Derniere Heure, dass die wallonische Regierung für jene Erwerbslose, die in einem Privatunternehmen einer beruflichen Ausbildung folgen, einen finanziellen Anreiz in Form eines Schecks von 600 Euro bereit hält. Die Bedingung ist allerdings, dass sie ihre Ausbildung, die zwischen 30 und 150 Stunden betragen muss, nicht vorzeitig abbrechen.
Eine erfreuliche Prognose
Wenn man der Finanz- und Börsenzeitung L'Echo glauben darf, könnte es mit der belgischen Wirtschaft schneller aufwärts gehen als erwartet. Diesbezüglich verweist die Zeitung auf eine Prognose der KBC-Bank, die für das kommende Jahr ein Wachstum von 1,7 Prozent voraus sagt, d.h. viermal so viel wie die Schätzung der belgischen Regierung und das Doppelte der Prognose der Nationalbank. Sollte die KBC richtig liegen, würde das die Staatseinnahmen fürs kommende Jahr um zwei Milliarden erhöhen, so dass Belgien die Defizitnorm von drei Prozent, die von der Europäischen Union vorgeschrieben wird, bereits 2012 wieder erreichen könnte.
De Morgen kommentiert den Trend in den größten europäischen Mitgliedsstaaten, die Bonuszahlungen an Top-Banker zu 50 Prozent zu besteuern. Diese internationale Regulierung kann man nur begrüßen, so schreibt die Zeitung, denn niemand hätte dafür Verständnis gehabt, wenn man nach den milliardenschweren staatlichen Finanzspritzen für die Banken jetzt so getan hätte, als habe es eine Bankenkrise nie gegeben. Jedenfalls gibt es nicht den geringsten Grund, die Spitzen-Bankiers mit Millionen zu überhäufen.
Deutschsprachiger Bischof als Danneels-Nachfolger?
Das Grenz-Echo spekuliert auf Seite 1 darüber, dass der Lütticher Bischof Alois Jousten die Nachfolge von Kardinal Danneels antreten könnte. Dies behauptet jedenfalls die katholische flämische Zeitung Tertio, in der es zu Justen heißt, seine Dreisprachigkeit sei auf jeden Fall ein Trumpf. Auch könne Papst Benedikt XVI als Deutscher eine Schwäche für den deutschsprachigen Bischof haben. Aus dem Sekretariat des Bischofs sei dieses Szenario jedoch als frei erfunden bezeichnet worden.
Gesundheit: Kosten rauf und Kosten runter
Le Soir macht auf mit einer Untersuchung über die Krankenhauskosten in Belgien, die im vergangenen Jahr leicht zurück gegangen sind. Gestiegen sind jedoch die Honorare der Krankenhausärzte, insbesondere für die Patienten in Einzelzimmern, wo der Aufschlag je nach Krankenhaus und Arzt zwischen fünf und zehn Prozent beträgt.
Die Frankophonen und die Regierung
La Libre Belgique findet, dass die Frankophonen in der Föderalregierung eigentlich zu schwach repräsentiert sind. Alle wichtigen Ämter, wie das des Premierministers, des Außenministers und die Zuständigkeit für die Verteidigung und den öffentlichen Dienst befinden sich in flämischer Hand. Von den wichtigen Posten haben die Französischsprachigen lediglich das Finanzressort. Auch die bedeutendsten internationalen Ämter werden vornehmlich an Flamen vergeben, wie die jüngste Beförderung Van Rompuys zum EU-Präsidenten sowie die von Karel De Gucht zum Mitglied der Europäischen Kommission beweisen.
Flämischer Nahverkehr im Defizit
Gazet Van Antwerpen nimmt den öffentlichen Nahverkehr in Flandern unter die Lupe, der nur 16 Prozent seiner Einnahmen aus den Preisen, die die Fahrgäste zahlen, bezieht. Das inzwischen entstandene Loch in der Kasse, so mutmaßt die Zeitung, wird sich ohne Fahrpreiserhöhungen wohl nicht stopfen lassen.
Diese Meinung vertritt auch De Standaard, mit der Erkenntnis, die flämischen Busse und Bahnen müssen voller werden. D.h. mehr Kunden, die nicht - wie bisher oftmals - gratis reisen, sondern für ihre Fahrt zahlen, und zwar so viel, dass der öffentliche Verkehr wenigstens ohne Defizite auskommt.