"9.000 Polizisten auf der Suche nach einem Mann", titelt Le Soir. Das Grenz-Echo schreibt: "Dramatik in Boston". De Standaard macht mit der Schlagzeile auf: "Eine Stadt im Belagerungszustand". Schwer bewaffnete Polizisten haben den Bostoner Vorort Watertown fast einen ganzen Tag lang abgeriegelt. Die Anwohner durften ihre Häuser nicht mehr verlassen. Die Polizei war auf der Suche nach dem zweiten mutmaßlichen Bombenleger, der sich in dem Stadtteil versteckt hatte. Was die Zeitungen bei Redaktionsschluss nicht wissen konnten: Die Polizei hat den Terrorverdächtigen inzwischen auf einem Boot gefasst. Die spektakuläre Verbrecherjagd konnte damit in der Nacht beendet werden.
Der 19-jährige Dschochar Zarnajew soll gemeinsam mit seinem bei der Verfolgungsjagd getöteten Bruder für die Anschläge beim Marathon von Boston am Montag verantwortlich sein. Auf fast allen Titelseiten sind Bilder der beiden mutmaßlichen Attentäter zu sehen. Die Zarnajew-Brüder stammen aus Tschetschenien, sollen wie Het Laatste Nieuws berichtet aber bereits seit über zehn Jahren in den USA leben. Über die Motive und Hintergründe der Täter ist bislang kaum etwas bekannt.
L'Avenir fragt sich: Wer sind die Täter? Haben sie alleine gehandelt oder gehörten die Brüder einer Terrorgruppe an? Hatte der Anschlag mit drei Toten und zahlreichen Verletzten möglicherweise einen islamistischen Hintergrund? All diese Fragen werden die Ermittler jetzt klären müssen.
Amerikanischer Albtraum
Het Nieuwsblad ist überzeugt: Der amerikanische Traum ist innerhalb weniger Stunden zum Albtraum geworden. Und das in gleich dreifacher Hinsicht. Zunächst das Attentat. Dann die stundenlange Machtlosigkeit gegenüber den flüchtigen Tätern. Und jetzt ein Angriff auf die Grundwerte der Einwanderernation. Die Zeitung ist überzeugt: Die Bombenanschläge werden Folgen haben. Nur durch die Einwanderer haben die USA es zur Weltmacht geschafft. Das sich jetzt ausgerechnet Zugewanderte gegen den Staat richten, wird sich negativ auswirken.
De Morgen sieht das ebenfalls so. Das Bostoner Attentat bringt die Beziehungen zwischen den verschiedenen Glaubensgemeinschaften in den USA in Gefahr. Den Muslimen steht jetzt keine einfache Zeit bevor. L'Avenir fügt hinzu: Einen Teil der Traumaverarbeitung haben die Amerikaner bereits geleistet - am Freitag vor dem Fernseher. Die stundenlange Verbrecherjagd war live im Fernsehen zu verfolgen. Wenn Amerika in seinem Herzen getroffen ist, hat es diese Rituale nötig. Was die Menschen beruhigt, ist der immense Umfang der sofort eingeleiteten Großfahndung, Amerikas Antwort auf seine gefährdeten Grundwerte.
Integration missglückt?
Gazet Van Antwerpen startet heute mit einer umfangreiche Studie zum Stand der Integration in den flämischen Großstädten. "Keine Besserung", titelt das Blatt, und vergleicht die aktuellen Ergebnisse mit denen einer ähnlichen Umfrage vor acht Jahren. Demnach fühlen sich sechzig Prozent der jungen Muslime nicht zur Gesellschaft zugehörend. Fast die Hälfte fühlt sich weiterhin nicht belgisch und in erster Linie als Ausländer wahrgenommen. Für das Blatt haben die Integrationsmaßnahmen der letzten Jahre keine Ergebnisse erbracht. Das sollte den Politikern zu denken geben. Und der Anstoß sein für eine gesellschaftliche Debatte.
Herumdoktern am Index sinnvoll?
De Standaard befasst sich mit einer weiteren Index-Anpassung, die die Föderalregierung gerade durchführt. Mit der neuen Berechnungsmethode für das System der automatischen Anpassung von Gehältern an die Lebenshaltungskosten soll die Inflation weiter gedrückt werden. Jetzt sollen günstigere Preise bei den Telekom-Anbietern und in den Supermärkten mit einberechnet werden. Die Regierung will damit verhindern, dass der Index zu schnell ansteigt und für die Unternehmen dabei Wettbewerbsnachteile entstehen. Die Zeitung bedauert das ständige Herumdoktern am Indexsystem. Was wir brauchen, so das Blatt, sind keine kleinen Veränderungen, sondern stattdessen eine völlige Neuausrichtung des Mechanismus'.
Wie L'Echo auf seiner Titelseite berichtet, ist das Vermögen der Belgier weiter angestiegen. Und zwar um knapp 6.000 Euro pro Einwohner im Vergleich zum Vorjahr. Damit besitzt jeder im Schnitt 170.000 Euro an Bankguthaben und Immobilienwerten - so viel wie noch nie zuvor.
La Libre Belgique beschäftigt sich mit dem Parteikongress der französischsprachigen Sozialisten morgen in Brüssel. Die PS will neue Programmschwerpunkte setzen und sich auf die Wahlen im kommenden Jahr vorbereiten. Vorsitzender Paul Magnette fordert im Gespräch mit der Zeitung, dass die Steuerlast in Belgien verschoben wird. Arbeitnehmer sollen weniger beitragen, dafür sollen Kapitalerträge stärker besteuert werden. Auch für eine Reichensteuer macht sich der PS-Chef stark.
Radprofis sollen für Müllsünden büßen
Het Laatste Nieuws berichtet über erstaunliche Ermittlungen der Lütticher Staatsanwaltschaft gegen mindestens zehn Radprofis. Sie sollen ein Bußgeld von 500 Euro zahlen, weil sie im vergangenen Jahr während des bekannten Rennens Lüttich-Bastogne-Lüttich Trinkflaschen und Verpackungen von Müsliriegeln auf die Straße geworfen haben. Unter ihnen soll auch Radprofi Philippe Gilbert sein. Zahlen die Radprofis den Strafzettel nicht, droht die Staatsanwaltschaft mit einer Anklage.