Schlagzeilen
Van Rompuy, Nummer Eins in Europa - Vers l'Avenir
Ein Belgier an der Spitze von 460 Millionen Europäern - La Dernière Heure
Ein historischer Augenblick - Le Soir
Der neue Stern Europas - De Standaard
Herzlichen Glückwunsch, Herr Präsident! - Het Nieuwsblad
Im Übrigen würdigen sämtliche Kommentatoren Van Rompuys Diskretion, seine Kompromissfähigkeit und sein Verhandlungsgeschick als die größten Trümpfe, denen er das neue Amt an der Spitze Europas zu verdanken hat.
Vers l'Avenir titelt mit der Balkenüberschrift "Van Rompuy tritt in die europäische Geschichte ein und damit zugleich auf die politische Weltbühne". Der Mann, der wie ein Mönch wirkt, der äußerst bescheiden und oft wie ein Nobody rüberkommt, hat einen Sinn für die magische Formel, jedenfalls hat er Europa beeindruckt.
Kein Obama, sondern europäische Integrationsfigur
De Standaard führt seinerseits aus: Van Rompuy wird nicht der europäische Obama. Hätte man das gewollt, hätte man sich für Blair oder für einen Regierungschef aus einem der großen EU-Mitgliedsstaaten entscheiden müssen. Dass dies nicht geschehen ist, macht deutlich, worum es in diesem Falle geht: Der erste EU-Präsident ist eine wichtige Schaltstation auf dem Wege zur europäische Identität. Herman Van Rompuy ist kein Supermann, aber auch kein Weichei. Er ist in der Lage, aus hoffnungslos erscheinenden und äußerst komplexen Situationen das Beste zu machen.
De Morgen zufolge gönnen Freund und Feind Van Rompuy diese prestigeträchtige Ernennung. In den vergangenen Wochen wurde er zu Unrecht als eine der grauesten der grauen Mäuse gebrandmarkt. Sicherlich hat er nicht die größte Ausstrahlung, doch sollte niemand glauben, dass er sein neues Amt brav an der Hand von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy wahrnehmen wird.
Ehre für Van Rompuy und auch für Belgien
Het Belang van Limburg schreibt im gleichen Kontext: Die Ernennung zum ersten EU-Präsidenten ist eine große Ehre für Herman Van Rompuy persönlich und in gewissem Maße auch für Belgien. Es ist davon auszugehen, dass er seinen neuen Job ernst nehmen und gut ausführen wird. Er hat das Format, sowohl im Stil als auch im Inhalt, um die Europäische Union als Präsident auf dem Weltforum zu repräsentieren. Dabei ist er sich bewusst, dass der europäische Integrationsprozess zwar unumkehrbar ist, doch in vielen kleinen, oftmals delikaten Schritten vollzogen werden muss.
La Libre Belgique zufolge wird Van Rompuy mit Sicherheit nicht das zahme Schoßhündchen der 27 europäischen Mitgliedsstaaten sein. Seine wichtigste Aufgabe wird darin bestehen, zwischen den unterschiedlichen Interessen der EU-Länder Kompromisse zu finden und durchzusetzen. Die in Belgien gewonnenen Erfahrungen werden ihm dabei zweifellos eine große Hilfe sein. Schlussfolgernd meint La Libre Belgique, Van Rompuys Ernennung ist eines der ermutigendsten Zeichen der Europäischen Union in den letzten Jahren.
Gazet van Antwerpen gibt zu bedenken, dass Van Rompuy in seinem neuen Amt schon bald der Gesprächspartner von Obama und Putin sein wird. Er wird zum kleinen Kreis jener gehören, die die Zukunft Europas und der Welt bestimmen.
Neuer EU-Präsident: Still und verhandlungsstark
Das Grenz-Echo schreibt zur Person Van Rompuys unter dem Titel "Still, aber wirksam": Er sucht nicht das Scheinwerferlicht, sondern gilt als geschickter Verhandler im Hintergrund. Van Rompuy sagt, er sei mit Leidenschaft Politiker, vergesse aber die Politik beim Lesen und Schreiben völlig. Weiter zitiert die Zeitung ihn mit den Worten: Wir sind nicht ewig und wir sind nicht unersetzlich. Für manche ist das ein großes Problem, nicht für mich.
... und für Belgien wieder Yves Leterme
Derweil geht Le Soir in seinem Kommentar auf Van Rompuys Nachfolge in Belgien ein, die zweifellos durch Yves Leterme als neuer Regierungschef wahrgenommen werden wird. Seine wichtigste Aufgabe wird darin bestehen, mit den Koalitionsparteien eine Lösung für Brüssel-Halle-Vilvoorde zu finden, ohne dass Belgien in eine Regimekrise abstürzt.
Im gleichen Kontext notiert Het Laatste Nieuws: Ob Leterme einen Konsens in äußerst schwierigen Fragen wie zum Beispiel BHV bewerkstelligen kann, bleibt abzuwarten. Dass man auf frankophoner Seite seine Rückkehr auf den Posten des Premierministers nicht sonderlich gern sieht, verspricht nicht viel Gutes. Jetzt obliegt es Leterme, den Frankophonen das Gegenteil zu beweisen.