Zwei Babys im Palast
Auf den Titelseiten der meisten flämischen Zeitungen finden sich heute die Fotos zweier stolzer Mütter. Die Leichtathletikstars Kim Gevaert und Tia Hellebaut haben gestern aus den Händen von König Albert das Großkreuz des Kronordens entgegen genommen. Die beiden Sportlerinnen, die inzwischen ihre Laufbahn beendet haben, wurden für ihre sportlichen Erfolge geehrt. Beide hatten ihre wenige Monate alten Babys mitgebracht.
Wir haben keinen Babysitter gefunden, zitiert Gazet Van Antwerpen die beiden Sportlerinnen. Man habe also im Palast nachgefragt, ob man die Kinder mitbringen dürfe, erklären Gevaert und Hellebaut in Het Belang van Limburg. Die Antwort des Palasts: „kein Problem“. Doch scheinen die ungewohnten Besucher im Palast naturgemäß ein kleines Chaos angerichtet zu haben. Het Laatste Nieuws fasst jedenfalls zusammen: „Die Babys kennen kein Protokoll“.
Das Brutto-Einkommen der Belgier
Einige Zeitungen haben eine Studie einsehen können, in der das Durchschnittseinkommen der Belgier unter die Lupe genommen wird. Het Belang van Limburg hat aus der Untersuchung herausgelesen, dass der arbeitende Belgier im Durchschnitt 2.837 Euro Brutto verdient. Die Zahl stammt aus dem Jahr 2007.
Het Laatste Nieuws hebt hervor, dass einer von fünf Belgiern weniger als 2000 Euro Brutto verdient. Zu den Jobs, die am schlechtesten bezahlt werden, gehören demnach Arbeitsplätze im Hotel- und Gaststättengewerbe, Familienhelfer, Putzhilfen oder Bibliotheksangestellte. Am besten verdienen naturgemäß Geschäftsführer von Unternehmen oder Kaderpersonal.
Kein Job trotz oder wegen Diplom
In diesem Zusammenhang räumt De Morgen auf seiner Titelseite mit einem Vorurteil auf. Je höher das Diplom, desto kleiner die Chance auf Anstellung, schreibt das Blatt in großen Blockbuchstaben. Demnach wurden im Oktober knapp 80.000 junge Arbeitsuchende gezählt, die über ein Hochschuldiplom verfügen, vom Bachelor über Master bis hin zum Doktor. Die Zahl der Arbeitslosen mit einem höheren Diplom ist doppelt so schnell angestiegen wie bei den niedriger qualifizierten. Fazit, ein Hochschuldiplom beinhaltet längst nicht mehr eine Job-Garantie.
Chaos-Tag bei der cdH
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute mit der chaotisch verlaufenen Suche nach einem neuen cdH-Vorsitzenden. Eigentlich hatte die amtierende cdH-Chefin Joëlle Milquet angekündigt, ihr Amt zur Verfügung zu stellen. Gestern sollte die Prozedur zur Bestimmung eines Nachfolgers offiziell starten.
Zum Auftakt leistete sich die Partei aber gleich eine Mini-Krise, wie es u.a. La Derniere Heure bezeichnet. Einen ganzen Tag lang wurde gestritten und parlamentiert. Am Ende einigte sich man darauf, in einer ersten Phase mit einer Doppelspitze weiter zu machen: das Tandem bestehend aus Joëlle Milquet und dem heimlichen Kronprinzen Benoit Lutgen.
Das Problem war offenbar, dass Benoit Lutgen urplötzlich Angst vor der eigenen Courage bekommen hat. La Libre Belgique zufolge soll Lutgen Joëlle Milquet eindringlich dazu überredet haben, vor dem Hintergrund der anstehenden institutionellen Verhandlungen erstmal am Ruder zu bleiben.
In Vers l'Avenir bringen einige ungenannte cdH-Mitglieder ihren Unmut darüber zum Ausdruck. Die Tandem-Lösung mit Milquet und Lutgen sei für viele unerträglich. Joëlle Milquet sei ausgebrannt, man habe genug von ihr, ihre Zeit sei abgelaufen, es bedürfe eines frischen Windes.
Von wegen „demokratisch“
Die Brüsseler Tageszeitung Le Soir findet denn auch in ihrem Leitartikel harte Worte für den gestrigen Chaos-Tag bei der cdH. Die Suche nach einem Nachfolger für Joëlle Milquet hat sich zu einer Lachnummer entwickelt. Kaum war die Prozedur lanciert, da trat man schon die Flucht nach vorne an und hielt dann doch an Joëlle Milquet fest.
Sie behauptet zwar felsenfest, dass das nicht geplant war und dass sie das auch nicht gewollt habe. Fest steht, dass die parteiinterne Demokratie damit kurzgeschlossen wurde. Dabei darf man nicht vergessen: das 'd' in cdH steht für demokratisch.
Der Schilderwald wird ausgedünnt
Het Nieuwsblad bringt auf seiner Titelseite die Meldung, dass eine tiefgreifende Reform der Straßenverkehrsordnung ansteht. Endlich, meint das Blatt kommentierend. Es gibt insgesamt 540 Gebote und Verbote. Seit 1975 wurde die Straßenverkehrsordnung 59 Mal verändert. Da sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Jetzt soll an die Stelle des Flickenteppichs ein klares, kohärentes Reformwerk treten.
Hommage an Pierre Harmel
Viele Zeitungen würdigen heute noch einmal den am Sonntag verstorbenen Staatsminister und ehemaligen Premier Pierre Harmel. De Morgen notiert dazu: Vielen mag Pierre Harmel als Vertreter des alten Belgiens erschienen sein, der „Belgique à Papa“. Doch kann auch die heutige Generation noch so einiges von dem Mann lernen. Das Blatt zählt drei Lektionen auf, darunter auch die: „Am Besten sollte man eine Staatsreform gründlich vorbereiten“.
Königin Fabiola (wieder einmal) für tot erklärt
Derweil ist Königin Fabiola noch unter den Lebenden. Das ist fast schon ein Scoop, meint zynisch Le Soir. Tatsächlich hat die Nachrichtenagentur Belga die Witwe von König Baudouin gestern kurzzeitig für tot erklärt.
Die Meldung wurde über eine neue Web-Seite verbreitet, auf der Jedermann Informationen veröffentlichen darf. Und da hat sich offensichtlich gleich zum Start der neuen Seite jemand einen üblen Scherz erlaubt. Für Le Soir zeigt dieser Vorfall eindrucksvoll, dass der Traum eines Mediums, das auf Journalisten verzichten kann, gleich schon wieder ausgeträumt ist.