"Albtraum in den USA", titelt La Dernière Heure. "Apokalypse in Texas", meint De Morgen. Ein Foto auf Seite eins zeigt die gewaltige Explosion in einer Düngermittelfabrik. Auch Het Laatste Nieuws hat das Trümmerbild auf seiner Titelseite und schreibt: "Es ist der zweite Schock in nur drei Tagen". Nach dem Bombenanschlag in Boston fliegt im Bundesstaat Texas eine Fabrik in die Luft. Mindestens 15 Menschen sterben, über 100 werden verletzt. Unzählige Häuser stürzten ein, das Gebiet sieht aus, als wäre dort eine Atombombe eingeschlagen, wird der völlig niedergeschlagene Bürgermeister der Kleinstadt West zitiert. Hoffentlich war das wirklich nur ein Unfall, bemerkt L'Avenir. Ansonsten haben die USA ein neues Problem.
Schwere Zeiten für Obamas Amerika
Wie La Libre Belgique berichtet, dürfte US-Präsident Obama gerade die bislang schwerste Woche seiner Amtszeit erleben. Erst die Anschläge beim Marathon von Boston, dann das Unglück in Texas und dazu noch eine politische Klatsche im Parlament. Der Senat hat das von Barack Obama vorgeschlagene schärfere Waffengesetz abgelehnt.
"Ein Sieg für die Waffenlobby", findet L'Echo. Geld regiert die Welt - in Amerika gilt das ganz besonders. Viele US-Senatoren haben Angst um ihre Wiederwahl und haben deshalb das strengere Waffengesetz zu Grabe getragen. Der Grund: Die Waffenlobby finanziert die Wahlkämpfe vieler Abgeordneter mit unzähligen Millionen Dollar. Solange das Geld im Mittelpunkt steht, hat nicht die Politik, sondern die Industrie das Sagen, bedauert die Zeitung. Ähnlich äußert sich La Libre Belgique: Bleibt nur die Schande, die die USA verdorren lässt und Präsident Obama untröstlich macht.
Hat die Industrie-Lobby auch in Europa das Sagen?
Das Grenz-Echo befasst sich mit der Industrie-Lobby in Europa und stellt die Frage, ob wichtige EU-Entscheidungen von Lobbyisten gelenkt werden. Das Blatt schreibt: Dass diejenigen, die über mehr Mittel verfügen, am längeren Hebel sitzen, ist nachvollziehbar. Aber gerecht, ist es ganz und gar nicht. Das Problem liegt im Ungleichgewicht der Kräfte. Umweltschutzvereine oder Bürgerrechtsverbände können sich wegen fehlender Mittel nur wenig Gehör verschaffen. Industrielobbyisten hingegen beeinflussen Teile des europäischen Gesetzgebungsprozesses zu ihren Gunsten. Die Zeitung fordert starke Politiker, die sich ein umfassendes Bild machen, eine unabhängige Meinung bilden und sie auch konsequent durchsetzen.
Maßnahmen-Paket gegen Radikalismus
La Libre Belgique präsentiert den Zehn-Punkte-Plan von Innenministerin Jöelle Milquet gegen Radikalismus. Das Maßnahmenpaket will sie heute dem Ministerrat vorlegen. Anlass sind die jungen Moslems, die Belgien verlassen und an der Seite von Terrorgruppen in den Kampf nach Syrien ziehen. Milquet will vorbeugend auftreten zum Beispiel in Schulen, Moscheen oder Vereinen, damit radikale Ideen keine Chance mehr haben. Sie fordert aber auch schärfere Gesetze, um radikalen Gruppierungen das Handwerk zu legen.
In einem Interview mit Le Soir warnt die Innenministerin unterdessen davor, die gesamte Moslemgemeinde an den Pranger zu stellen.
Wie Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite berichtet, üben Flüchtlingsorganisationen harsche Kritik an der Arbeit von Staatssekretärin Maggie De Block. Ihre Ausweisungs-Politik funktioniere nicht. Nur vier Prozent der Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wird und die das Land verlassen müssen, tun das auch tatsächlich. Die anderen 96 Prozent tauchen unter und landen in der Illegalität.
De Morgen macht mit einer Studie auf, wonach Scheidungskinder deutlich weniger Chancen auf einen Uni-Abschluss haben. Vor allem Kinder und Jugendliche, die bei alleinerziehenden Eltern groß werden, haben weniger Möglichkeiten. Laut der flämischen Studie sinken ihre Chancen auf einen Universitätsabschluss um 45 Prozent gegenüber Kindern aus gewöhnlichen Ehen.
De Standaard berichtet, dass die Euro-Krise nicht nur Spuren in der Brieftasche, sondern mittlerweile auch auf dem Teller hinterlässt. Alle großen Konzerne melden Einbußen beim Verkauf von Lebensmitteln. Vor allem in Südeuropa kaufen die Menschen weniger und billigere Produkte.
Wenn Prinz Philippe Interviews geben dürfte…
Gazet Van Antwerpen blickt zurück auf das Fernseh-Interview des niederländischen Thronfolgerpaars Wilhelm-Alexander und Maxima. Politiker, Kommentatoren und die Mehrheit der Niederländer sind sich einig: Der neue König ist menschlich und modern rübergekommen. Er ist bereit, die Rolle des Staatsoberhaupts zu überdenken und einzuschränken. Und: Er machte deutlich, dass er vom jahrhundertealten Protokoll nicht viel hält. Hoffentlich haben Philippe und Mathilde auch vor dem Fernseher gesessen, schreibt die Zeitung. Ein solch unverkrampftes Gespräch, überhaupt ein Interview mit dem Thronfolgerpaar wäre in Belgien unvorstellbar.
Auch Het Nieuwsblad findet: Die Monarchie muss sich an die heutige Gesellschaft anpassen. Unser erschöpfter König sollte abgelöst werden und sein Nachfolger sollte ordentliche Interviews geben dürfen.
Bild: Mira Oberman (afp)