GM behält Opel
Het Belang van Limburg zufolge war für den Beschluss die Tatsache entscheidend, dass die EU-Kommission die Unterstützung der deutschen Regierung von 4,5 Milliarden Euro für Magna als mögliche Wettbewerbsverzerrung in Frage gestellt hatte. Bei Opel Antwerpen herrscht nach wie vor große Unsicherheit, und die von GM angekündigte Restrukturierung der Opelwerke in Europa wird auf jeden Fall schmerzlich sein.
Keine westliche Automobiltechnik nach Osten
Für La Dernière Heure ist die Kehrtwende von GM nur eine halbe Überraschung. Auf jeden Fall wollte man verhindern, dass westliche Automobiltechnologie durch den Verkauf an Magna und seinen russischen Partner, die Sber-Bank, in den Osten gelangt und von dort aus in einigen Jahren für schwere Konkurrenz sorgt.
Gazet van Antwerpen spricht von einem schweren Tiefschlag für die Antwerpener Opel-Belegschaft. Sie hatte sich bereits mental auf die Übernahme durch Magna vorbereitet und steht nun, nach einer Wende um 180 Grad, wieder Auge in Auge mit ihrem früheren Eigentümer GM, in der Überzeugung, dass gerade die Amerikaner den Untergang von Opel verursacht haben. Dennoch sollte man die Hoffnung nicht aufgeben, denn vielleicht beinhaltet das GM-Konzept für einen Neustart von Opel ja doch noch eine Chance für Antwerpen, so wagt die Zeitung zu hoffen.
Kaum Hoffnung für Opel Antwerpen
De Morgen macht diese Hoffnung zunichte mit der Meldung, dass General Motors an seinem früheren Plan festhält, das Antwerpener Werk zu schließen. Dies soll ein GM-Spitzenmanager noch gestern Abend ohne wenn und aber bestätigt haben.
Vor dem gleichen Hintergrund fragt sich De Standaard, wie lange die oft gerühmte und rührende Solidarität unter den Arbeitnehmern aller Opelniederlassungen in Europa in der neu geschaffenen Situation noch anhalten wird. Für Opel Antwerpen geht der Leidensweg auf jeden Fall weiter. Es sah nicht gut aus unter Magna, und es sieht noch schlechter aus unter weiterer GM-Führung. Eines steht jedoch fest: Das Spitzenmanagement von General Motors, das nicht davor zurückschreckte, Berlin und Moskau vor den Kopf zu stoßen, wird über das Schicksal von Opel Antwerpen mit Sicherheit keine schlaflosen Nächte verbringen.
Strukturelle Überkapazitäten in der Autobranche
La Libre Belgique meint ihrerseits in ihrem Leitartikel, an den Überkapazitäten im Automobilsektor lässt sich nichts ändern, es sei denn durch schmerzliche Sanierungspläne, die zwangsläufig den Abbau von Arbeitsplätzen mit sich bringen und auf die die Politik so gut wie keinen Einfluss hat. Sinnvoll wäre es, die flämische Regierung würde aus dem Opel-Drama die Lehre ziehen, dass es besser ist, mehr lokal gerichtete Wirtschaftsaktivitäten zu fördern, die sich nicht so leicht ins Ausland verlagern lassen.
Eisenbahnerstreik: Schädlich oder notwendig?
Das zweite Schwerpunktthema der Inlandspresse ist erwartungsgemäß der heutige Eisenbahnstreik, der Het Belang van Limburg zufolge mit einem wirtschaftlichen Schaden von bis zu 100 Millionen Euro zu Buche schlägt. 365.000 Pendler, die normalerweise den Zug benutzen, müssen heute auf andere Art und Weise, größtenteils wohl mit dem Wagen, zu ihrer Arbeit kommen. Kilometerlange Staus und stundenlanger Zeitverlust sind damit vorprogrammiert.
Het Laatste Nieuws verurteilt in aller Schärfe die Streikaktion und findet, man sollte die nationale Eisenbahngesellschaft in "nationale Streikgesellschaft" umbenennen. Weiter heißt es, genauso unpünktlich wie die belgischen Züge sind, genauso pünktlich werden die Gewerkschaften mit dem nächsten Zugstreik zur Stelle sein.
Gazet van Antwerpen bezweifelt ebenfalls die Behauptung der Gewerkschaften, dieser Streik sei notwendig. Für den Erhalt von Arbeitsplätzen und sozialen Errungenschaften muss man nicht unbedingt ein ganzes Land lahmlegen. Das Streikrecht sollte zwar ein Recht bleiben, doch in diesem Fall riecht es ganz erheblich nach Erpressung.
Private Pleiten
Mit dem Thema Überschuldung der Haushalte befasst sich die Brüsseler Tageszeitung Le Soir. Inzwischen werden 354.000 Landsleute mit diesem Problem konfrontiert, sieben Prozent der Haushalte könne ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr, und Experten gehen davon aus, dass sich das Phänomen noch verschlimmern wird.
Belgien bald Land der Methusalixe
Vers l'Avenir befasst sich mit der demographischen Entwicklung Belgiens und erwartet bis zum Jahr 2020 ein Anwachsen der Bevölkerungszahl auf 11,5 Millionen. In fünfzig Jahren wird einer von vier Belgiern über 65 sein und davon wiederum fast die Hälfte älter als 80 Jahre. Was das an Herausforderungen in Sachen Alten- und Gesundheitspflege mit sich bringt, wird von der Politik deutlich unterschätzt.