Louis Michel und Didier Reynders schließen einen Waffenstillstand
Unter diesem Titel schreibt Het Nieuwsblad: Didier Reynders gibt den Parteivorsitz nicht ab. Doch in Zukunft muss er einen Co-Präsidenten neben sich dulden, der aus den Reihen der Rebellen stammt. Die Macht des FDF-Vorsitzenden Olivier Maingain wird nicht angetastet. Mehr denn je kann er Reynders seine gemeinschaftspolitische Tagesordnung aufzwingen: Die Erweiterung der Region Brüssel als Gegenleistung für die Spaltung des Wahlbezirks Brüssel-Halle-Vilvoorde.
La Dernière Heure meint: Es ging vor allem darum, keinen Gesichtsverlust zu erleiden und das andere Lager nicht zu demütigen. Das Abkommen enthält drei wichtige Punkte. Reynders behält den Parteivorsitz. Er akzeptiert vorgezogene Präsidentschaftswahlen und ein Verbot der Ämterhäufung nach den nächsten Föderalwahlen. Schließlich duldet er neben sich einen Vizepräsidenten aus dem Lager der Rebellen. Die MR ist jetzt in einer Phase der Kohabitation.
Reynders und sein Vize-Präsident Borsus
Vers l'Avenir erklärt: Didier Reynders muss seine Macht mit einem Vizepräsidenten teilen. Die Rebellen wollten eigentlich einen anderen Präsidenten. Die Reynders-Getreuen wollten Reynders behalten. Der Kompromiss besteht darin, dass beide Seiten Zugeständnisses gemacht haben.
Gazet van Antwerpen erwartet, dass der Vize-Vorsitzende echte Macht in der Partei haben wird.
Reynders muss einen Vize-Präsidenten neben sich dulden, bemerkt De Morgen. Es gelingt der MR nicht, die Reihen zu schließen. Schon seit einer Woche hat Reynders die Rebellion in seiner Partei nicht unter Kontrolle. Zum ersten Mal ist Reynders schwer angeschlagen.
Der Keim für neuen Streit
La Libre Belgique findet: Das Abkommen ist ein Pflaster, um den Bruch der Partei zu verhindern. Für die Anhänger des Präsidenten enthält es nur kleine Anpassungen, die das Funktionieren der Reformbewegung verbessern. Die Reynders-Gegner empfinden es als eine echte Revolution. Für sie ist der Reynders-Vorsitz seiner Substanz beraubt. Zwischen diesen beiden Auffassungen liegen Welten. Darin liegt bereits der Keim für künftigen Zank und Streit.
Le Soir bemerkt: Die Gruppe um den Clan Michel glaubte, innerhalb von drei Tagen mit Reynders fertig zu werden. Sie haben sich überschätzt und mussten erfahren, dass Reynders in seiner Partei von zahlreichen Parlamentariern unterstützt wird. Die Sippe Michel hat viel weniger Freunde. Viele Volksvertreter erinnern sich noch an den tyrannischen Parteivorsitz von Louis Michel. Parteiintern wird Reynders als liebenswürdig bezeichnet. Sein öffentliches Image ist genau das Gegenteil.
Interessenkonflikt ist Zeitgewinn
Nur Het Belang van Limburg kommentiert die Einleitung eines Interessenkonflikts durch das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Die DG hat damit Zeit für Premier Van Rompuy gewonnen. Auch das Brüsseler Parlament könnte den gleichen Weg gehen. Doch dann gibt es keinen Ausweg mehr. Ohne Lösung der Problematik BHV wird es schwierig, im Jahre 2011 noch legale Föderalwahlen zu organisieren. Ein Staat, der keine Wahlen mehr abhalten kann, ist kein Land mehr.
Aufteilung der Gesundheitsfürsorge bleibt aktuell
De Standaard schreibt zur Statistik der Gesundheitsausgaben: Jahrelang kostete die Gesundheitsfürsorge in der Wallonie und in Brüssel viel mehr als in Flandern. Das hat sich jetzt geändert. Nach gewissen Berechnungen kostet Flandern nun am meisten. Doch die flämische Forderung nach einer Regionalisierung der Gesundheitspolitik ist dadurch nicht hinfällig geworden. Die alten Argumente haben nur nicht mehr so viel Gewicht. Wenn die Wallonie, Brüssel und die Französische Gemeinschaft schlau sind, fordern sie jetzt selbst die Regionalisierung.