Muss er gehen oder nicht?
In La Derniere Heure heißt es, der Fraktionssprecher der MR im wallonischen Parlament, Willy Borsus, könnte Übergangsvorsitzender werden. Louis Michel und sein Sohn Charles hätten am liebsten einen wenig bekannten Übergangspräsidenten, um nach einer gewissen Zeit selbst das Ruder zu übernehmen.
Vers l'Avenir spricht vom Schisma der wallonischen Liberalen. Die MR ist eine zerrissene Partei, der es schwer fällt, leidenschaftslos und dynamisch zu handeln. Dabei sind das die beiden unverzichtbaren Qualitäten für die einzige Oppositionspartei in der Wallonie.
Das Spiel von Louis und Charles Michel
Gazet Van Antwerpen schreibt: Die Meuterer wären zufrieden, wenn Didier Reynders Finanzminister und Vize-Premier bleiben würde und den Parteivorsitz abgäbe. Doch Reynders selbst sieht das anders. Wenn er tatsächlich vor die Wahl gestellt wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass er die Regierung verlässt. Er weiß weshalb. Ein Parteivorsitzender ist ein Regisseur. Er entscheidet über den Inhalt, die Darsteller und die Handlung. Er bestimmt wo und wie seine Partei an einer Koalition teilnimmt. Es ist undenkbar, dass Reynders sich damit zufrieden geben würde, Marionette der beiden Michel zu sein.
De Standaard fügt hinzu: Vater und Sohn Michel haben den Rubikon überschritten und sind bereit für das letzte Gefecht. Reynders ist auch in dieser Phase seiner Karriere mehr ein Taktiker als ein großer Stratege. Mit der Frage, ob er Vorsitzender oder Vize-Premier bleiben soll, will er die Meuterer vor ein Dilemma stellen. Doch dazu ist es schon zu spät. Er läuft Gefahr, zum Vorsitzenden ohne Partei zu werden. Seine nächste Wahlniederlage steht schon in den Sternen. Für Flandern ist es besser, wenn Reynders stürzt. Denn ein angeschlagener Reynders wird noch mehr als zuvor mit den Flamen-feindlichen FDF Politikern zusammenarbeiten.
Het Nieuwsblad unterstreicht: Für die Föderalregierung ist der Krieg innerhalb der MR eine schlechte Nachricht. Die Gruppe um die beiden Michel treibt Reynders in die Arme der FDF. Gerade jetzt, wo B.H.V und die Staatsreform wieder auf die Tagesordnung kommen, ist das besonders schlimm. Bis der Machtkampf beendet ist, müssen die Koalitionspartner abwarten, ob Reynders bleibt und wie zuverlässig er noch als Partner ist. Er hat schon jahrelang harte Kritik überlebt. Wenn er doch noch stürzt, wird sein Fall mit viel Lärm einhergehen.
Streit in der MR hat Folgen für BHV
Le Soir erklärt: Der Streit innerhalb der liberalen Partei wird Auswirkungen auf die gemeinschaftspolitischen Verhandlungen haben. Einer der wichtigsten Unterhändler, Reynders, der zudem Minister für institutionelle Reformen ist, ist geschwächt, während die FDF gestärkt wird. Wenn Reynders sein Fell retten kann, wird er sich erkenntlich zeigen. Das könnte eine härtere Haltung bei den Verhandlungen über B.H.V. herbeiführen.
De Morgen übt harte Kritik an Didier Reynders. Nichts geschieht ohne Reynders, aber mit Reynders geschieht auch nichts. Wo Reynders erscheint, gibt es kein politisches Leben mehr. Nicht nur in seiner Partei, sondern auch in seinem Ministerium. Mit Reynders sind die Verhandlungen über B.H.V. und die Staatsreform festgefahren. Die politische Landschaft wurde zum Kahlschlag.
La Libre Belgique stellt fest, dass die MR und die cdH seit einiger Zeit nicht mehr kommunizieren. Dahinter verbirgt sich die Angst vor der Debatte, dem Dialog und der Konfrontation von Ideen. Es gilt das Gesetz des Schweigens. Das verstärkt den schlechten Eindruck, den die Parteien machen, die wenig demokratisch auftreten. Ein Parteipräsident muss stark sein. Doch wenn er seinen Gegnern einen Maulkorb anlegt, zeugt das von echter Schwäche.
Sparen bei der Armee
Het Laatste Nieuws bedauert die Sparmaßnahmen bei den Streitkräften. Die Armee ist immer das Opfer, weil ein Großteil der öffentlichen Meinung Militärausgaben für überflüssig hält. Belgien muss entscheiden, welche Armee es will. Heute etwas versprechen, was man schon morgen abschaffen will, ist keine brauchbare Politik. Belgien ist jetzt schon der schlechteste Schüler der Nato. Darauf kann es nicht stolz sein.