Obama: "Aufruf zum Handeln"
"Ich verdiene das nicht" zitiert De Morgen den amerikanischen Präsidenten. Le Soir gibt seinen Kommentar "Ich akzeptiere diesen Preis als Aufruf zur Aktion" wieder.
Die meisten Leitartikler reagieren skeptisch und halten die Zuerkennung des Friedensnobelpreises an Obama zumindest für verfrüht.
Het Nieuwsblad stellt die Frage, warum er schon jetzt diese hohe Auszeichnung erhält. Bisher hat der Mann vor allem sehr viel versprochen, bewiesen hat er noch nichts. Mit dem Friedensnobelpreis wird vor allem die Hoffnung ausgedrückt, dass er sich dieses Preises auch würdig erweist. Es ist, als ob der Druck auf Obama noch nicht groß genug wäre, meint Het Nieuwsblad.
Auch das Grenz-Echo untersucht im Kommentar, wieso Obama jetzt schon den Nobelpreis erhält: Auch wenn Obamas Lack erste Kratzer erhalten hat, das Grundvertrauen in der US-Präsidenten ist praktisch unverändert, weil er weiterhin vieles sagt, was viele Menschen hören wollen. Erreicht hat er in all diesen Punkten noch nichts, aber er zeichnet Visionen. Obamas einziger wirklicher Triumph ist die Versöhnung der Welt mit den USA.
Le Soir meint: Vorsichtiger wäre es gewesen, das Risiko Obama noch nicht einzugehen. Trotzdem muss die Zuerkennung des Friedensnobelpreises an den amerikanischen Präsidenten als sehr mutig bezeichnet werden, weil diesmal mehr Wert auf die Zukunft gelegt wurde, als auf das, was in der Vergangenheit bereits geleistet wurde. Obama engagiert sich für die Zukunft der Welt und weiß sich jetzt von der Welt in dieser Bemühung unterstützt.
Auch De Standaard sieht in diesem Preis eine Aufforderung, dem eingeschlagenen Weg treu zu bleiben. Aber Obama kann auch noch ruhmlos scheitern. Schließlich verteidigt Obama in erster Instanz die Interessen seines Landes und nicht die der Welt.
Der Friedensnobelpreis belohnt diesmal die Intentionen und nicht das, was schon umgesetzt wurde, meint die Börsenzeitung De Tijd. Das kann sich als vergiftetes Geschenk herausstellen. Denn Obama muss sich diesen Preis eigentlich noch verdienen, indem er sich schwierigen Herausforderungen stellt. Nordkorea und Iran werden nicht so ohne weiteres bereit sein, ihr Atomwaffenarsenal abzubauen, der Nahe Osten bleibt ein Wespennest, und die USA führen zurzeit gleich zwei Kriege. Dieser Friedensnobelpreis ist in erster Linie eine enorme Wette, meint De Tijd.
La Libre Belgique meint, mit diesem Preis soll die Umsetzung dessen unterstützt werden, worauf die Welt seit der Wahl von Obama hofft. Das ist eine sehr gewagte Wette. Die Kriege im Irak und in Afghanistan sind eine Hypothek auf das Wunder, an das man in Oslo zu glauben scheint. Vielleicht müssen wir Obama gleich heiligsprechen, meint Het Laatste Nieuws recht sarkastisch. Schließlich hat dieser Mann schon viele Wunder … angekündigt. Eingetreten ist bisher aber noch nichts. Deshalb ist dieser Friedensnobelpreis eigentlich lächerlich. In Oslo hätte man besser gewartet, bis wirklich Resultate vorliegen, schreibt Het Laatste Nieuws.
La Dernière Heure findet: Dieser Preis legte eine neue Last auf die Schultern Obamas. Dieser Preis belohnt in erster Linie das Ende der amerikanischen Arroganz während der Bush-Ära. Und er zeigt, welche hochgespannten und vielleicht unrealistischen Erwartungen die Welt an diesen Mann stellt.
De Morgen findet die Osloer Entscheidung genial, wenn man sie als politisches Statement des Nobelpreiskomitees versteht. Obama muss nämlich jetzt beweisen, dass er dieser Krone würdig ist. Nach noch nicht mal einem Jahr ist es ihm auf jeden Fall schon gelungen, die katastrophale politische Linie von Bush zu beenden. Damit hat er sich den Nobelpreis durchaus schon verdient.
Vers l'Avenir schließlich glaubt: Das Nobelpreiskomitee stellt seine eigene Glaubwürdigkeit auf Spiel. Wenn sich in naher Zukunft zeigt, dass Obama nicht der Friedensapostel ist, für den man ihn hält, wird das der Bedeutung des Friedensnobelpreises großen Schaden zufügen.