"Bus mit russischen Jugendlichen stürzt von einer Brücke in Ranst", titelt heute Gazet Van Antwerpen. "Schulreise wird zum Albtraum", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Tödliches Ende einer Klassenfahrt", schreibt das Grenz-Echo auf Seite eins.
Das tragische Busunglück gestern Morgen in der Nähe von Antwerpen beherrscht heute die Titelseiten. Der Bus stürzte von einer Brücke mindestens 10 Meter in die Tiefe. Fünf Menschen starben; sechs weitere werden noch mit schweren Verletzungen im Krankenhaus behandelt. "Und es hätte noch schlimmer kommen können", zitiert Gazet Van Antwerpen ein Mitglied der Rettungskräfte. Die Fotos des zerschellten Busses, die quasi auf allen Titelseiten wiederzufinden sind, sprechen in der Tat für sich. "Überall, wo ich hinschaute, sah ich blutende Kinder", sagt ein Sanitäter in Het Laatste Nieuws. "Für solche Katastrophen ist man nie ausreichend ausgebildet", meint ein anderer in Het Belang Van Limburg.
Busunglück von Ranst - Ursache unklar
Die Ursache für das Unglück ist weiter unklar. Het Laatste Nieuws gibt in seiner Schlagzeile ein erstes Indiz: "Ohne zu bremsen in den Abgrund", schreibt das Blatt auf Seite eins. Es gibt in der Tat keine Bremsspuren. Der Fahrer ist womöglich eingeschlafen. Wie Het Nieuwsblad berichtet, wurde das polnische Busunternehmen in der Vergangenheit schon verurteilt, und zwar wegen Missachtung der Fahrt- und Ruhezeiten. Nach Informationen von Het Laatste Nieuws ist das aber im vorliegenden Fall möglicherweise nicht die Ursache. Laut Augenzeugen saß der Fahrer zum Zeitpunkt des Unglücks erst seit einer Stunde am Steuer. Wie Het Laatste Nieuws weiter berichtet, will einer jedenfalls schnell einen Schuldigen präsentieren können, und zwar der russische Präsident Wladimir Putin, der anscheinend mächtig Druck macht.
In Belgien weckt ein solches Unglück natürlich gleich Erinnerungen an die Tragödie im schweizerischen Siders vor etwas mehr als einem Jahr, bemerkt Gazet Van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Auch diesmal werden wir aber möglicherweise nie erfahren, was genau passiert ist. Wie in Siders wurde auch diesmal wieder Kritik an den Behörden laut, die anscheinend zu langsam und zu bruchstückhaft über das Schicksal der einzelnen Opfer informiert haben. Den Rettungskräften kann man aber keinen Vorwurf machen; in beiden Fällen taten sie, was sie konnten. Verkehrsunfälle sind wohl leider unvermeidlich. Allerdings: In Belgien gibt es nach wie vor viel zu viele Verkehrstote.
Und das gilt insbesondere für das letzte Wochenende, das La Dernière Heure sogar schon als "mörderisch" bezeichnet. Neben den Toten von Ranst gab es acht weitere Todesopfer in den vergangenen zwei Tagen, rechnet auch Het Nieuwsblad vor.
Heiligen Krieg verbieten?
"Innenministerin Jöelle Milquet will Jugendlichen verbieten, in Syrien zu kämpfen", berichten unter anderem Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad. Insbesondere sollen die Grenzkontrollen in Richtung Türkei verschärft werden. Das Thema steht am Mittwoch auf der Tagesordnung der Regierung, weiß auch Le Soir.
Doch dürfte es wohl nicht einfach sein, fest entschlossene junge Männer davon abzuhalten, in den Krieg zu ziehen, glaubt Het Nieuwsblad. Die Problematik ist doch ein wenig komplexer, als so mancher zunächst gedacht hätte. Immerhin gibt es jetzt eine breite Sensibilisierung für das Thema. Über einen Aspekt wird aber leider selten gesprochen, jene Rattenfänger nämlich, die junge Männer für den Heiligen Krieg rekrutieren. Und es fehlt an juristischen Instrumenten, um diesen Leuten das Handwerk zu legen.
"Die Lohnkosten müssen runter!"
"Noch 405 Tage standhalten!", schreibt La Libre Belgique in dicken Buchstaben auf Seite eins. Das ist fast schon eine Durchhalteparole. Die richtet sich an die Regierung. Die Equipe Di Rupo ist jetzt 495 Tage im Amt; und am 25. Mai kommenden Jahres ist Schluss. Es sei eine sehr kurze Legislaturperiode, bemerkt La Libre; bis zum Schluss gibt's noch viel Arbeit; und auch noch viele Fallstricke.
Eine wichtige Herausforderung wäre die Senkung der Lohnkosten in Belgien, hebt heute Het Laatste Nieuws hervor. Der flämische Ministerpräsident Kris Peeters hat sich nämlich bei der Geschäftsführung des schwedischen Auto- und LKW-Herstellers Volvo über die Zukunft der Produktionsniederlassung in Gent erkundigt. Die Antwort aus Schweden kam in Form einer Feststellung: "Arbeit ist in Belgien zu teuer". Noch gebe es aber keinen Grund zur Besorgnis.
Das kann sich aber schnell ändern, warnt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Da können die Gewerkschaften noch so sehr relativieren: Belgien nimmt in Sachen Lohnkosten weltweit einen Spitzenplatz ein. Und Flandern ist leider nicht zuständig für diese Materie. Die Föderalregierung hat ihrerseits alle Hände voll zu tun mit der Staatsreform. Da kann man nur hoffen, dass die Welt Geduld zeigt mit diesem Land.
Geld unterm Kopfkissen
"Der automatische Informationsaustausch für Bankdaten rückt näher", bemerkt De Standaard auf Seite eins. In der EU steht nur noch Österreich auf der Bremse. In seinem Leitartikel plädiert De Standaard aber auch für eine schnelle Umsetzung der europäischen Bankenunion. Es bedarf vertrauensbildender Maßnahmen. Immer mehr Menschen heben ihr Geld von der Bank ab und deponieren es unter dem Kopfkissen. Gerade im Zuge der Zypern-Rettung sind nämlich Zweifel geschürt worden, das Spargeld auf den Banken könnte doch nicht so sicher sein. Deswegen brauchen wir dringend gemeinsame europäische Regeln.
"Kampf den Dieselfahrzeugen"
"Der Straßenverkehr ist ein größerer Luftverschmutzer als die Industrie", so die Schlagzeile von De Morgen. Seit dem Jahr 2000 ist in Flandern die Umweltbelastung, die durch den Transport entsteht, um die Hälfte gestiegen. Schuld ist auch die vergleichsweise große Verbreitung von Diesel-Fahrzeugen in Belgien. In seinem Leitartikel plädiert De Morgen denn auch für einen Mentalitätswechsel. 97,5 Prozent der Diesel-Autos sind Dienstwagen, bemerkt das Blatt. Das ist allein wegen der Folgen für die Volksgesundheit nicht zu verantworten.
Foto: Nicolas Maeterlinck (belga)