Straßenkämpfe in Molenbeek
In Molenbeek wurde eine Ausgangssperre verhängt, schreibt La Derniere Heure. Nach den Krawallen der vergangenen Tage will der Brüsseler Ministerpräsident Picqué das Jugendstrafrecht verschärfen und auch die Eltern strenger in die Verantwortung einbinden. Es werde höchste Zeit exemplarische Sanktionen zu verhängen, zitiert La Derniere Heure Charles Picqué. De Morgen titelt: „Null-Toleranz in Molenbeek um die Straßenkämpfe unter Kontrolle zu bekommen“. In der Brüsseler Stadtgemeine brodelt zurzeit ein explosiver Cocktail aus abgesagten Veranstaltungen zum autolosen Sonntag und dem Ende des Ramadans, schreibt die Zeitung.
Repression angesagt
Le Soir bringt die Schlagzeile „In Molenbeek ist jetzt Repression angesagt.“ In der Brüsseler Gemeinde herrsche Hochspannung. Ihr Bürgermeister Philippe Maureaux kündigte an, dass jetzt mit allen Mitteln für Recht und Ordnung gesorgt werde.
Het Laatste Nieuws bringt als wichtigste Schlagzeile „Die Krawall-Macher arbeiten für Drogendealer“. Das haben der Zeitung verschiedene Polizisten bestätigt. Drogendealer und Autodiebe wollen mit allen Mitteln verhindern, dass in manchen Stadtteilen noch Polizeistreifen auftauchen, und deswegen provozierten sie diese Krawalle.
Ein Blick in die Kommentare
Het Nieuwsblad meint, diese Straßenschlachten schaden dem Ruf Brüssels enorm. Immer mehr Menschen halten unsere Hauptstadt für eine gefährliche Stadt, die man besser nicht besucht. Genau das ist aber das Schlimmste was Molenbeek passieren kann. Dort leben nämlich bald nur noch diejenigen, die es sich nicht leisten können wegzuziehen. Wenn sich diese Entwicklung durchsetzt, entstehen in unseren Großstädten bald Brandherde, die wir nicht mehr kontrollieren können. Das ist ein beängstigender Gedanke.
La Libre Belgique kommentiert, die Krawalle der vergangenen Tage haben ihre Ursache in der Armut mancher Bevölkerungskreise. Viele ausländische Mitbürger haben das Gefühl von unserer Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Und das führt zu Spannungen und Gewaltbereitschaft. Darüber hinaus werden die Jugendlichen von Verbrechern für ihre Zwecke instrumentalisiert. Hier muss der Rechtsstaat mit der nötigen Autorität durchgreifen, findet La Libre Belgique .
No-Go-Zonen
Und dem schließt sich auch der Leitartikler von De Morgen an. Es geht nicht an, dass in Brüssel No-Go-Zonen entstehen. Hier muss die Polizei schnell und streng eingreifen. Und die Polizeibeamten müssen sich nicht vom schnell ausgesprochenen Vorwurf des Rassismus beeindrucken lassen. Schließlich sind die Krawalle in Molenbeek Wasser auf den Mühlen der echten Rassisten vom Vlaams Belang. Gazet Van Antwerpen meint, vielleicht hat der Molenbeeker Bürgermeister Moureaux es ja gut gemeint, als er jahrelang auf Prävention setzte. Aber so sind in manchen Stadtteilen echte Gettos entstanden, in die sich die Polizisten nicht mehr trauen. Das hat Moureaux aber jetzt endlich begriffen. Repression ist nicht immer ein Schimpfwort, das beweist die aktuelle Krisensituation. Het Belang van Limburg kommentiert: Das Leben vieler ausländischer Jugendlicher ist in Molenbeek aussichtslos. Das kann eine Erklärung für die Krawalle sein, aber die sind damit nicht zu rechtfertigen. Eine kurzfristige Lösung muss ein hartes Durchgreifen sein, damit auch in den ärmeren Stadtvierteln Brüssels wieder jeder sicher auf die Straße gehen kann.
Maurice Lippens meldet sich zu Wort
In den beiden Börsenzeitungen De Tijd und L'Echo aber auch in Het Nieuwsblad meldet sich auf den Titelseiten zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Finanzkrise der ehemalige Fortis-Chef Maurice Lippens zu Wdort. „Ich habe mich geirrt, habe aber keine Fehler gemacht“, zitiert L'Echo den Grafen.
De Tijd zitiert Lippens mit dem Satz: „Die Regierung hat die Fortis-Aktionäre im Stich gelassen“. In Het Nieuwsblad reagiert der ehemalige Premierminister Yves Leterme auf diesen Vorwurf. Es stehe doch wohl fest, wer für den Untergang von Fortis verantwortlich war, wird Leterme zitiert. De Tijd kommentiert: „Es wurde höchste Zeit, dass Lippens sich endlich zu Wort meldete. Allerdings wäre es besser gewesen, wenn er zu seiner Verantwortung im Fortis-Drama gestanden hätte. Er habe das Unvorhersehbare nicht vorhersehen können, behauptet er. Das geht aber nicht an. Der Vorsitzende eines Finanzkolosses mit zehntausenden Arbeitnehmern und hunderttausenden Sparern und Anlegern muss auch mit dem Unvorhersehbaren rechnen. Das ist sein Job“, findet De Tijd.