Opelwerk Antwerpen bald dicht
Hoffnungslos: "hOPELoos" titelt allen voran Gazet van Antwerpen. Dem Produktionsstandort an der Schelde sei gestern der Todesstoß versetzt worden. Die Autofabrik wird in den kommenden Wochen zurückgefahren, um dann schlussendlich geschlossen zu werden. Ein Drama für 2.700 Arbeitnehmer, schreibt Gazet van Antwerpen. Jetzt gehe das Licht tatsächlich aus, notiert das Blatt, und drohe auch für viele der Zulieferer die Schließung des Produktionsstandortes Antwerpen Folgen zu haben. Landesweit habe Opel Belgien ungefähr 60 Zulieferer, das Gros von ihnen befinde sich aber in der Provinz Antwerpen. Nicht alle würden gleichermaßen hart von einer Schließung des Opelwerks getroffen. Zum Hintergrund der sich jetzt abzeichnenden Schließung des Opelwerks notiert Gazet van Antwerpen, dass diese nicht wirklich überrasche. Hohe Energiekosten, ein hoher Steuerdruck, soziale Unruhe und der Mangel an einem neuen Fahrzeugmodell, das bei Opel in Antwerpen produziert werden könnte, prädestiniere diese Fabrik für eine Schließung.
Arbeitsplatzverluste: 2.700, 5.600 ...
Auch die Wirtschaftsblätter L'Echo und De Tijd machen heute mit dem Ende von Opel Antwerpen auf. "Verurteilt durch Magna" titelt L'Echo und notiert, dass nach fünf langen Monaten des Zögerns jetzt endlich Klarheit geschaffen wurde. Der Zulieferer Magna werde zusammen mit der russischen Sber-Bank 55 % der Opelanteile von General Motors übernehmen. Um den neuen Konzern richtig in Gang zu kriegen, könne das österreichisch-kanadische Unternehmen Magna auf Bürgschaften und Kredite in Höhe von 4,5 Milliarden Euro aus der deutschen Staatskasse zählen.
De Tijd titelt zur bevorstehenden Schließung, dass das Ende von Opel Antwerpen rund 5.600 Arbeitsplätze kosten werde. General Motors lasse keinen Zweifel an der bevorstehenden Schließung des Werks, das in den zurückliegenden Jahren bereits stark geschrumpft war. Die erwartete Schließung des Produktionsstandortes würde zwar nach Angaben von De Tijd direkt und indirekt über 5.500 Jobs kosten, der Einfluss auf das Wirtschaftswachstum würde aber weniger als 0,1 % betragen.
... oder gar 13.000?
Het Laatste Nieuws ist in seiner Prognose was die Zahl der Arbeitsplatzverluste angeht deutlich pessimistischer. Belgiens auflagenstärkste Zeitung glaubt, dass 13.000 Menschen jetzt durch die Schließung auf der Straße stehen. Die Chance, dass es den Gewerkschaften doch noch gelingen könnte, ein Ende der Produktion in Antwerpen zu abzuwenden, sei äußerst gering. Magna, der neue Teilhaber bei Opel, habe bereits vor der Übernahme erklärt, 11.000 Jobs in europäischen Opelniederlassungen streichen zu wollen. Nur ein Viertel hiervon gehe zu Lasten deutscher Opelwerke. Nächste Woche, so schreibt die Zeitung, wird die Schließung des Opelwerks in Antwerpen derweil auch die Europaparlamentarier beschäftigen.
Flämisches Subventionsangebot reichte Magna nicht
De Standaard stellt fest, dass die 500 Millionen Euro, die von Flandern für eine Aufrechterhaltung der Produktion in Antwerpen angeboten worden waren, Magna nicht ausreichten. Im Leitartikel heißt es hierzu, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel habe die Schlacht für sich entschieden. Zwei Wochen vor den bevorstehenden Bundestagswahlen wäre jedes andere Szenario für sie zum Alptraum geworden. Zwar habe Merkel gestern angekündigt, mit den europäischen Partnern über das weitere Vorgehen in Sachen Opel reden zu wollen, doch dass deutsche Opel-Produktionsstandorte von Arbeitsplatzkürzungen weitestgehend verschont werden, geht klar auf Kosten anderer Fabriken, wie der in Antwerpen, Europa hin, Europa her. Für Flandern werde hierdurch deutlich, dass die Abhängigkeit von der Autobranche die Achillesferse der Wirtschaft im nördlichen Landesteil ist.
Magna soll Pläne bekanntgeben
"Todeskampf von Opel Antwerpen beginnt", so die Balkenüberschrift von De Morgen. Die Unheilsmeldung über das Ende des Standortes sei bei der Belegschaft von Opel Antwerpen wie eine Bombe eingeschlagen. Während die Gewerkschaften darauf hinweisen, dass die Ankündigung zum Aus für den Standort von GM und nicht von Magna kommt, fragen sich die Arbeitnehmer nur, wann und wie viele Arbeitsplätze schlussendlich verloren gehen. Flanderns Ministerpräsident Peeters, notiert De Morgen, verlange so schnell wie möglich Deutlichkeit zur Zukunft von Opel Antwerpen und richte sich hierzu an Magna. Gleichzeitig rege der flämische Regierungschef eine Prüfung der beabsichtigten Schließung durch zuständige Stellen bei der Europäischen Union an.
Merkels Sieg
Auch für den Leitartikler von La Libre Belgique ist die gestern getroffene Entscheidung zur Zukunft von Opel in Europa ein Sieg für Deutschlands Kanzlerin Merkel. Sie hatte ihr gesamtes politisches Gewicht und eine Menge Geld im Vorfeld der Parlamentswahlen in die Schlacht geworfen. Und siehe da: In Deutschland werden keine Opelfabriken geschlossen, kommentiert das Blatt.
Staranwalt Modrikamen bald noch populairer
Le Soir schließlich macht heute mit den Plänen des Staranwaltes Modrikamen auf, der eine Partei gründen will und vor allem durch seinen Einsatz in der Fortis-Saga beim Verkauf der belgischen Großbank an BNP Paribas als Rechtsbeistand vieler Kleinaktionäre bekannt geworden war.