"Zum ersten Mal kämpfen Belgier an der Seite von Al-Kaida-Terroristen", titelt Gazet Van Antwerpen. Zu dieser besorgniserregenden Feststellung kamen die Bürgermeister von Antwerpen, Mechelen und Vilvoorde Donnerstag Abend bei ihrem Krisentreffen. Um zu verhindern, dass weitere junge Moslems aus Belgien in den Kampf nach Syrien ziehen, suchen die Kommunen nach Partnern.
Schulen, Jugendarbeiter und Moscheen sollen dabei helfen zu verhindern, dass beeinflussbare Jugendliche in die Arme von Rattenfängern und radikalislamischen Hasspredigern laufen. Het Laatste Nieuws stellt fest: Das Problem ist vielschichtig und nicht von heute auf morgen zu lösen. Ähnlich äußert sich Het Nieuwsblad, vermisst aber den Beitrag der Eltern.
Auch wenn Eltern sich dafür schämen, sie müssen uns erklären, warum ihre Kinder Belgien auf eigene Faust verlassen und an der Seite von Terrorgruppen kämpfen. Auf der Titelseite von La Libre Belgique warnt der Leiter des belgischen Antiterror-Stabs vor der Rückkehr der jungen Leute nach Belgien. Sie bilden eine potentielle Gefahr für unsere Gesellschaft, so der Experte. Das Blatt ist überzeugt, dass jetzt alle Behörden von der Kommune bis zum Föderalstaat gefordert sind.
Eingreifen: Warum Libyen und warum nicht Syrien?
De Standaard bemerkt, dass das Thema der belgischen Syrien-Kämpfer inzwischen auch für politischen Stress sorgt. Der liberale Senator Alain Destexhe wirft der christdemokratischen Innenministerin Joëlle Milquet vor, jahrelang untätig gewesen zu sein. Islamistische Gruppen sorgten seit Jahren für Probleme in den belgischen Großstädten. Milquet weist die Vorwürfe als populistisch zurück.
L'Avenir zieht einen ganz anderen Schluss aus der Geschichte: Der Grund, warum sich heute junge Muslime aus Belgien für den Heiligen Krieg in Syrien begeistern lassen, ist zum Teil auf die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft zurückzuführen. Trotz der mittlerweile 70.000 Toten, trotz der anhaltenden Berichte über die Gräueltaten von Machthaber Baschar al-Assad in Syrien, schaut die Welt weiter zu.
Auch Gazet Van Antwerpen fragt: Wann greifen wir endlich ein? In Libyen haben die NATO-Staaten zu Recht nicht lange gezögert. Diktator Gaddafi wurde gestürzt. Diktator Assad ist keinen Deut besser, darf aber im Amt bleiben, wundert sich das Blatt.
Le Soir: ING in Steueroasen besonders aktiv
Le Soir macht mit neuen Enthüllungen in der "Offshore-Leaks"-Affäre um die Steuerparadiese auf. Nach Informationen der Zeitung ist die ING-Bank in die Affäre verstrickt und zwar deutlich stärker als alle anderen belgischen Geldinstitute. Für ihre Großkunden soll die ING über Jahre Geld in Steueroasen wie die Samoa- oder die Cook-Inseln geschafft haben. Einzelne Geschäfte wurden sogar über gleich mehrere dieser exotischen Ziele verrichtet und so verschleiert.
In der Datensammlung, die einer internationalen Journalisten-Gruppe zugespielt wurde, tauchen mehrere Namen von belgischen ING-Managern auf. Etwa die ehemalige Nummer eins der Bank, Michel Tilmant, heute Verwaltungsratsmitglied bei BNP Paribas Fortis. Die Zeitung meint: Das lukrative Geschäft mit den exotischen Steueroasen war jahrelang gängige Praxis - auch bei uns. Erst nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde der Kampf gegen das Schwarzgeld weltweit intensiviert. Die EU-Krise hat ebenfalls dazu beigetragen. Auch die "Offshore-Leaks"-Affäre, an der Le Soir beteiligt ist, bleibt nicht folgenlos.
De Standaard sieht das ebenfalls so. Auf Druck der USA haben zuerst die Schweiz und jetzt auch Luxemburg ihr längst überfälliges Bankgeheimnis gelockert. In Brüssel beraten heute die Euro-Finanzminister über gemeinsame Maßnahmen gegen Steuerhinterziehung. Sie haben jetzt die Möglichkeit, das nachzuholen, was sie jahrelang verschlafen haben. Europa will die Wirtschaft ankurbeln, ohne dafür zusätzliches Geld auszugeben. Die Lösung liegt auf der Hand, so das Blatt: Das Geld der Steuersünder wäre die beste Maßnahme für neues Wachstum.
Keine Mahlzeitschecks mehr?
Die flämischen Parteien fordern die Abschaffung der Mahlzeitschecks, schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Das System sei für Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Händler kostspielig, umständlich und veraltet. Die Parteien fordern stattdessen: "Gebt den Arbeitnehmern keine Schecks mehr, sondern sofort das Geld!" 1,3 Millionen Arbeitnehmer bekommen in Belgien neben ihrem Lohn auch so genannte Mahlzeitschecks. Die können in Supermärkten und Restaurants eingelöst werden. Das System besteht seit 1965.
Falschgeld im Umlauf
Het Belang Van Limburg meldet, dass seit kurzem viel Falschgeld in Belgien im Umlauf ist. Betroffen seien vor allem Banknoten von 50 Euro. Die Polizei ruft zur Wachsamkeit auf und bittet darum, in seine Brieftasche zu schauen, um nachzuprüfen. Die falschen Scheine seien auf den zweiten Blick zu erkennen, da nicht alle Sicherheitsmerkmale, wie zum Beispiel das Wasserzeichen vorhanden sind. Dazu genüge es, den Schein gegen das Licht zu halten.
akn - Bild: Jacques Collet (belga)