"Junge belgische Moslems in Syrien: Eltern läuten Alarmglocke", so die Schlagzeile von La Libre Belgique. Schätzungsweise 100 Belgier sind an der Seite radikalislamischer Gruppen in den Kampf gegen die Truppen von Machthaber Assad gezogen. Mindestens ein belgischer Moslem wurde dabei schon getötet.
Ihre Eltern machen sich große Sorgen und richten sich in einem offenen Brief an ihre Kinder. Darin heißt es: "Wir haben Angst um euer Leben. Und: Wir haben Angst davor, das ihr in Syrien zu Mördern werdet". Gazet Van Antwerpen berichtet über Eltern, die sich ins Kriegsgebiet gemacht haben, um ihre zum Teil minderjährigen Kinder aus Syrien herauszuholen.
"Nehmt den Extremisten den Personalausweis ab!"
De Standaard befasst sich auf seiner Titelseite mit einem Krisentreffen zum Thema heute Abend im Rathaus von Antwerpen. Dort wird der sozialistische Bürgermeister von Vilvoorde, Hans Bonte, einen ungewöhnlichen Vorschlag machen. Er fordert, dass die Behörden radikalen Jugendlichen den Personalausweis abnehmen, damit sie das Land nicht verlassen können.
Im Visier hat Bonte junge Moslems, von denen man weiß, dass sie einer Terrorgruppe nahe stehen und vorhaben, an Kampfhandlungen in Syrien teilzunehmen. Eine ähnliche Maßnahme besteht bereits in Deutschland. Auch die Niederlande denken darüber nach.
Het Laatste Nieuws veröffentlicht ein Foto, auf dem junge Belgier in Syrien zu sehen sind. Offenbar sind sie Teil der so genannten al-Nursa-Front, die zum Terrornetzwerk al-Kaida gehört. Wie De Morgen berichtet, machen sich die Bürgermeister hierzulande große Sorgen. Was passiert, wenn die Jugendlichen aus Syrien zurückkommen? Werden sie den Kampf in unseren Städten und Gemeinden fortführen?
Die Angst ist nicht unbegründet, findet das Blatt. Die Behörden werden hart auftreten müssen, aber sie sollten dringend auch vorbeugende Arbeit leisten. Hassprediger müssen bekämpft werden. Außerdem müssen junge Muslime die Chance erhalten, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren, damit sie sich nicht abwenden und das Gefühl haben, Bürger zweiter Klasse zu sein. Vor Ort, in den Problemvierteln muss man sie vom Mehrwert der Demokratie überzeugen, um so zu verhindern, dass sie nach Syrien gehen.
Luxemburg will Bankgeheimnis ab 2015 lockern
Wie L'Echo auf Seite eins bemerkt, lockert Luxemburg ab 2015 sein Bankgeheimnis. Auf Druck der USA und der anderen Euro-Länder wird das Großherzogtum sich an einem Informationsaustausch über Zinserträge beteiligen. Im Klartext, richtet sich die Zeitung an die Leser, falls Sie ein nicht-deklariertes Konto in Luxemburg haben, wissen die belgischen Steuerbehörden spätestens im Januar 2015 darüber Bescheid.
Das ist die gute Seite der Krise, meint L'Echo. Nicht zuletzt durch den Zypern-Skandal und die "Offshore-Leaks"-Affäre hat der Druck auf Steuerparadiese erheblich zugenommen. Steuersündern geht es endlich an den Kragen. Het Gazet Van Antwerpen beschäftigt sich mit dem jüngsten EU-Wirtschaftsbericht zu Belgien. Darin hält die Kommission noch einmal fest: Die Lohnkosten sind bei uns so hoch wie in kaum einem anderen EU-Land. Nur Schweden und Dänemark landen vor Belgien.
Für unsere Wirtschaft ist das zunehmend problematisch, schreibt das Blatt. Der extreme hohe Steuerdruck muss endlich sinken, will man aus Belgien keinen wirtschaftlichen Friedhof machen. Eine Senkung der Lohnnebenkosten wäre kein Geschenk an die Arbeitgeber, sondern eine lebenswichtige Maßnahme für unsere Zukunftsfähigkeit.
"Und was ist mit Lohndumping in Deutschland?"
Le Soir vermisst einen Aspekt in dem EU-Bericht: Über Deutschland verliert die Kommission kein einziges Wort und das, obwohl unser mächtiges Nachbarland innerhalb Europas Sozialdumping betreibt und ganze Arbeiterschichten in die Armut treibt. Schuld ist nach Ansicht der Zeitung der fehlende gesetzliche Mindestlohn, der es erlaubt, Menschen unter vier Euro brutto die Stunde zu beschäftigen.
Het Laatste Nieuws macht mit der Meldung auf, dass ab jetzt auch die kurzen Gefängnisstrafen in Belgien abgesessen werden müssen. Justizministerin Annemie Turtelboom (Open VLD) hat dafür die nötigen Mittel freigemacht. Der Einsatz von elektronischen Fußfesseln soll belgienweit zunehmen. Jede Haftstrafe ab sechs Monaten soll danach umgesetzt werden. "Endlich!", schreibt die Zeitung. Bislang wurden Gefängnisstrafen unter drei Jahren wegen fehlender Mittel oftmals nicht ausgeführt. Das war alles andere als normal.
In einem Gespräch mit Le Soir erklärt der reichste Franzose, warum er seinen Antrag auf belgische Staatsbürgerschaft zurückgezogen hat. Bernard Arnault habe die Wirkung seiner Anfrage unterschätzt. Der Chef des Mode-Imperiums Louis Vuitton hatte in Frankreich und Belgien eine Welle der Empörung ausgelöst. Ihm war unter anderem Steuerflucht vorgeworfen worden.
Zu langsam unterwegs…
La Dernière Heure berichtet über einen ungewöhnlichen Fall von "Raserei". Bei Brüssel ist ein Autofahrer auf einer Landstraße, auf der 90 Stundenkilometer erlaubt sind, mit gerade einmal 35 Km/h geblitzt worden. Für sein Vergehen muss er jetzt 150 Euro Bußgeld zahlen. Experten raten dem Mann jedoch, den Strafzettel anzufechten.
akn - Bild: Bulent Kilic (afp)