Ende der Sommerpause
Zweites großes Thema in der Tagespresse ist das Ende der politischen Sommerpause: Brüssel und die Wallonie starten ins neue politische Jahr. Schließlich widmen sich einige Zeitungen einmal mehr dem Thema Justiz. Und auch über ein mögliches Comeback von Justin Henin wird weiter munter spekuliert.
Ted Kennedy - Tod eines Brückenbauers
„Das Ende einer Ära“, meint De Standaard heute auf seiner Titelseite. „Ted Kennedy verliert seinen Kampf gegen den Gehirntumor“, meint Het Laatste Nieuws. De Morgen stellt auf Seite 1 die Frage, ob die Kennedy Dynastie den Tod des illusteren Senators überlebt.
Im Alter von 77 Jahren ist mit Ted Kennedy gestern der letzte Spross der herausragenden Kennedy-Generation verstorben.
„Über Tote nur Gutes“, meint dazu Het Nieuwsblad in seinem Kommentar. Es gab auch Schattenseiten im Leben des Ted Kennedys; in Erinnerung bleiben sollte aber der große Politiker. Ted Kennedy war nämlich nicht in erster Linie ein Mitglied des legendären Clans, aus dem seine Brüder John F. und Robert - beide ermordet - herausragten; er hatte ebenfalls einen Vornamen. Er war ein engagierter Kämpfer für Frieden, Bürgerrechte, Menschenrechte und soziale Reformen.
De Standaard fügt hinzu: Ted Kennedy war einer der besten Gesetzgeber. Alle großen sozialen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte in den USA tragen seinen Stempel. Mit Kennedy verschwindet einer der letzten großen Brückenbauer in Washington, der parteiübergreifende den Konsens suchte. Für das wohl letzte und entscheidende Gefecht blieb ihm keine Zeit mehr: Präsident Obamas angestrebte Reform der Krankenversicherung, die Kennedys Lebenswerk vollendet hätte.
Ted Kennedys Vermächtnis
Kennedys Tod sollte denn auch dem US-Präsidenten gewissermaßen ein Ansporn sein, meint Het Laatste Nieuws. Ted Kennedy hat ausdrücklich die Fackel an Barak Obama weiter gereicht. Obama kann sich dessen würdig zeigen, indem er alle Amerikanern in den Genuss einer Krankenversicherung kommen lässt. Ted Kennedy flüstert ihm dabei zu: „Yes you can“.
Ende der politischen Sommerpause - Albtraum Haushalt
Die politische Sommerpause neigt sich dem Ende zu. Heute starten die Regierungen der wallonischen Region und der Region Brüssel Hauptstadt, sowie der französischen Gemeinschaft ins neue politische Jahr. Viele Zeitungen gehen ausgiebig auf die Herausforderungen der nächsten Monate ein. Die nächsten Wochen stehen ganz klar im Zeichen der katastrophalen Haushaltslage, ruft etwa L'Echo in Erinnerung. Am zweiten Dienstag im Oktober muss der föderale Premierminister Herman Van Rompuy seinen Haushaltsplan vorlegen. Und auf dieses Datum wird ab jetzt alles hinauslaufen.
Der Haushalt, das wird für die nächsten zehn Jahre der Albtraum eines jeden politischen Verantwortlichen sein, meint auch Vers l'Avenir. Der Süden des Landes wird das besonders zu spüren bekommen.
Zerreißprobe Haushalt
Da hilft in jedem Fall kein Schönreden. Es stehen harte Zeiten bevor, warnt La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Alle werden Federn lassen müssen, jeder wird heilige Kühe schlachten müssen sowohl die rechten als auch die linken Parteien innerhalb der Regierungskoalition. Auf der einen Seite gilt es, jeden Posten der sozialen Sicherheit unter die Lupe zu nehmen. Auf der anderen Seite wird aber wohl auch kein Weg an neuen Steuern vorbei führen. In jedem normalen Land wäre das schon eine Herkules-Aufgabe. In Belgien macht die föderale Struktur des Landes das Ganze nur noch komplizierter. Da kann man nur sagen: „Viel Glück Herr Van Rompuy“.
In diesem Zusammenhang spricht die Brüsseler Tageszeitung Le Soir schon von der Stunde der Wahrheit. Belgien ist mit einem explosiven Gemisch konfrontiert: auf der einen Seite ein enormes Haushaltsloch, auf der anderen Seite die nicht gelösten gemeinschaftspolitischen Probleme. Flandern und die Wallonie sind sich über den einzuschlagenden Sanierungskurs nicht einig. Das kann in einer Zerreißprobe gipfeln, warnt auch der Brüsseler Ministerpräsident Charles Picqué. Die Zukunft des Landes und vor allem dessen Einheit werden die nächsten Monate entscheidend sein.
Nicht umsonst richtet der wallonische Ministerpräsident Rudi Demotte in Het Laatste Nieuws, der auflagenstärksten flämischen Zeitung einen flammenden Appell an den Norden des Landes. „Wir sind nicht Eure Feinde“, wendet sich Demotte an die Flamen. Zugleich bittet er um Verständnis dafür, dass die Wallonie nicht so schnell zum Gleichgewicht zurückkehren kann, wie Flandern.
Volle Gefängisse - brave Jugendliche
De Morgen bringt heute auf seiner Titelseite eine beeindruckende Zahl. Demnach sitzen derzeit in Belgien 10.000 Häftlingen hinter Gittern. Das ist ein Viertel mehr als noch vor 10 Jahren und illustriert eindrucksvoll die viel zitierte Überbelegung der belgischen Gefängnisse. Als Ursache sieht das Blatt vor allem die Tatsache, dass in Belgien außergewöhnlich viele Verdächtige in Untersuchungshaft sind. Um Abhilfe zu schaffen müsse man wohl hier den Hebel ansetzen, meint De Morgen.
Het Laatste Nieuws räumt derweil mit einem Vorurteil auf. Die Jugend ist braver als vor 40 Jahren, berichtet das Blatt auf seiner Titelseite. Demnach ist die Zahl der von Jugendlichen begangenen Straftaten seit 1968 stark rückläufig. Und die Statistiken beweisen ebenfalls: minderjährige Straftäter sind weder brutaler noch jünger geworden.
Spekulationen über Justine Henin
Viele Zeitungen spekulieren schließlich über ein mögliches Comeback von Justine Henin. Seit einigen Tagen geistern Gerüchte durch die Presse, wonach die ehemalige Nummer 1 der Tennisweltrangliste sich im kommenden Jahr wieder zurück melden könnte. Für La Derniere Heure jedenfalls ist das durchaus denkbar. Auch eine Justine Henin hat das Recht ihre Meinung zu ändern. Sie ist erst 27 und ihr größter Feind ist derzeit: die Langeweile.