"Die Eiserne Lady ist tot", titelt L'Echo. "Ihre Ideen leben weiter", meint La Dernière Heure. Het Laatste Nieuws schreibt auf Seite eins: "Margaret Thatcher: die mächtigste Frau des 20. Jahrhunderts". Auf allen Titelseiten sind Fotos der ehemaligen Premierministerin von Großbritannien zu sehen, die am Montag im Alter von 87 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben ist. "Diese Frau hat das Land grundlegend verändert", ist La Libre Belgique überzeugt. Großbritanniens heutiger Premier David Cameron nannte Thatcher die größte britische Regierungschefin seit Winston Churchill.
1979 wird sie Regierungschefin und startet ihren Kreuzzug gegen das alte Gesellschaftsmodell. Sie baut sozialstaatliche Leistungen ab und reduziert den Einfluss des Staates auf die Wirtschaft. Viele Unternehmen werden während ihrer elfjährigen Amtszeit privatisiert. Kapitalismus und freie Marktwirtschaft, das ist Thatchers Ding, betont De Morgen. Sie senkt die Steuern, macht neuen Wohlstand möglich und hilft damit den Reichen. Den Armen nimmt sie dagegen die Sozialleistungen ab. Begründung: Nur so könnten sie wieder auf die Beine kommen. Größter Feind Thatchers sind die Gewerkschaften. Gegen die Arbeitnehmervertreter führt die Regierungschefin einen erbitterten Kampf. Die Meinung der Menschen interessiert sie nicht. Wirtschaftlich geht es bergauf für Großbritannien, doch die Gesellschaft spaltet sie nachhaltig. Ihre Prinzipientreue und ihre Hartnäckigkeit, das ist was Margaret Thatcher kennzeichnet, hebt Le Soir hervor.
Maggie: Von den einen geliebt, von den anderen gehasst
"Die Eiserne Lady lässt niemanden kalt", findet unterdessen Gazet Van Antwerpen. Selten hat ein Politiker so viel Kontroverse hervorgerufen. Die einen haben sie geliebt, die anderen gehasst. Und das dauert bis heute an, wie Reaktionen aus Großbritannien zeigen: Während die einen um Maggie trauen, tanzen die anderen ausgelassen auf ihrem Grab, notiert das Blatt.
Europapolitisch hat Thatcher immer auf die Bremse getreten, konstatiert L'Avenir. Auch hier habe sie nur der Binnenmarkt und die Handelszone EU interessiert. Die politische Einheit wollte sie nicht. "I want my money back", lautete ihr Motto - Großbritannien will sein Geld zurück. Der Bruch zwischen London und Brüssel hält bis heute an. Euroskeptische Tendenzen findet man in jeder britischen Partei.
L'Echo hebt hervor: Thatcher hat Maßstäbe gesetzt. Zunächst als Frau, als erste Regierungschefin in Europa, dann als knallharte ultraliberale Politikerin, die ihre Ideen und Meinungen durchgesetzt hat - koste es, was es wolle. Großes Vorbild der Britin war der schottische Ökonom Adam Smith. Seine Lehre hat sie auf die Spitze getrieben: zu viel dereguliert und zu wenig eingegriffen. In der Hinsicht hat sie Smiths Theorien falsch verstanden, hält L'Echo fest.
Unterm Strich, meint Het Laatste Nieuws, bleibt Thatcher die mächtigste Frau der letzten Jahrzehnte. Ob sie aus dem Vereinigten Königreich ein besseres Land gemacht hat, darüber lässt sich streiten. Aber dass sie Großbritannien in nur zehn Jahren umgekrempelt und wieder Wirtschaftswachstum beschert hat, das ist unbestritten und verdient größten politischen Respekt. Würde sich doch nur jeder belgische Politiker, ob nun von Links oder Rechts, ein Scheibchen von Margaret Thatcher abschneiden, von dieser eisernen Kombination aus männlichem Geltungsdrang und weiblichem Flair, so der Wunsch der Zeitung.
Steuererklärung mit vielen, neuen Kästchen
Neben dem Tod von Margaret Thatcher sorgen heute noch andere Themen für Schlagzeilen. De Standaard befasst sich mit der neuen Steuererklärung, die noch komplizierter wird als die vorherige. Mittlerweile müsse man studierte Buchhalter sein, um das Dokument richtig auszufüllen, bedauert das Blatt. Allerdings ist die Steuererklärung nur das Spiegelbild unserer immer komplexer werdenden Gesellschaft. Alleine im vergangenen Jahr haben die belgischen Regierungen Gesetzestexte in einem Gesamtumfang von sage und schreibe 87.000 Seiten geschaffen.
Het Belang Van Limburg meldet, dass immer mehr Belgier ihre Nachbarn, Ex-Partner oder Vorgesetzten beim Finanzamt anschwärzen. Im vergangenen Jahr gab es über 1.200 Hinweise - das sind 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Als Hauptgrund für die Steigerung sehen Experten die anhaltende Krise.
Le Soir berichtet über einen Konflikt zwischen Polizeichefin Catherine De Bolle und Innenministerin Jöelle Milquet. De Bolle will aus Kostengründen zentrale Sondereinheiten zur Bekämpfung von Computer- und Wirtschaftskriminalität in Brüssel abschaffen. Innenministerin Milquet ist absolut dagegen.
Het Nieuwsblad schreibt, dass belgische Fußballklubs bis zu 50 Millionen Euro verlieren könnten. Die EU-Kommission prüft derzeit, ob die Vereine keine versteckten staatlichen Hilfen erhalten. Der Nachlass auf den Steuervorabzug der Spielerlöhne könnte eine unrechtmäßige Praxis sein. Alleine Rekordlandesmeister RSC Anderlecht müsste acht Millionen jährlich draufzahlen.
Archivbild: Geoff Caddick (epa)