Neun Tote nach Brand
"Fataler Kurzschluss in Melle: Neun Bewohner des Altenheims ersticken", so fasst Vers l'Avenir die gestrige Katastrophe zusammen. Es war einer der mörderischsten Brände der letzten 50 Jahre, schreibt die Zeitung.
Het Laatste Nieuws bringt auf Seite 1 ein Foto der neun Todesopfer, die zwischen 79 und 97 Jahre alt waren. "Tod nach einem banalen Unglück: Das Schicksal schlug in einem Altenheim zu, wo die Brandsicherheit in Ordnung war."
Auch Het Nieuwsblad veröffentlicht die Fotos der neun Toten und berichtet auf neun Sonderseiten über das Drama von Melle. Fotografiert wurde auch die 12-jährige Manon, die spontan bei der Evakuierung de Senioren half. "Neun Tote trotz Heldenmut", das ist in dieser Zeitung die Schlagzeile.
Kritischer gibt sich De Morgen: Das Altenheim war mit allen Vorschriften in Ordnung, aber das gilt für viele andere Seniorenheimen nicht. Die Gesetzgebung zur Brandsicherheit in Altenheimen ist ein Chaos. Föderale und regionale Vorschriften widersprechen sich oder sind völlig veraltet, schreibt De Morgen.
Lob und Kritik
Im Kommentar lobt Het Nieuwsblad das Engagement der Anwohner des Altenheims, die gestern spontan bei der Evakuierung der Senioren aus dem brennenden Gebäude halfen. Ohne diese Hilfe wären wahrscheinlich noch mehr Heimbewohner umgekommen. Die Katastrophe von Melle belegt, dass längst verloren geglaubte Werte noch immer quicklebendig sind.
Het Laatste Nieuws kommentiert: Es täte unseren Politikern gut, wenn sie es nach solchen Katastrophen bei Beileidsbezeugungen beließen und nicht gleich neue Vorschriften und Regeln ankündigten. Der Brand von Melle war gerade erst gelöscht, da drohte der zuständige flämische Sozialminister Vandeurzen bereits mit strengeren flämischen Brandsicherheitsbestimmungen. War das wirklich notwendig?, fragt Het Laatste Nieuws.
Geht’s wieder bergauf?
"Ist die internationale Talfahrt der Wirtschaft zu Ende?" Diese Frage beantworten verschiedene Zeitungen heute mit einem Ja. Die Märkte reagieren sehr optimistisch auf die verbesserte Beschäftigungslage in den USA, titelt L’Echo.
La Libre Belgique bringt als Schlagzeile: "Überraschung! Die Arbeitslosigkeit ist in den Vereinigten Staaten rückläufig."
"Wirtschaft überraschend vital", heißt es in De Tijd. Die US-Arbeitslosigkeit sinkt zum ersten Mal seit 15 Monaten; Die deutsche Exportwirtschaft verbucht die stärkste Auftragslage seit mehr als zwei Jahren und in der Eurozone waren die Verbraucher schon ein Jahr lang nicht mehr so optimistisch wie heute.
Nur Le Soir sieht das etwas pessimistischer und titelt: "Der Belgier glaubt noch nicht an das Ende der Krise". Auch wenn die Wirtschaft im dritten Quartal wieder wachsen soll, wird die Bevölkerung hiervon wenig merken. Im Kommentar warnt die Brüsseler Tageszeitung davor, sich vom übertriebenen Optimismus des amerikanischen Präsidenten anstecken zu lassen. Der braucht jetzt nämlich dringend positive Nachrichten, um seine Popularitätswerte wieder auf Vordermann zu bringen. Weltweit, und ganz besonders bei uns, täte man gut daran, sich von diesem gefährlichen Vorbild nicht inspirieren zu lassen.
Neue Dynamik
Gelassener sieht das L’Echo im Kommentar: Vor genau zwei Jahren, im August 2007 schlitterte die Welt in die bisher größte Finanzkrise. Jetzt hellt sich der Himmel langsam wieder auf, aber noch ist die Krise nicht definitiv bewältigt. In Europa ist, anders als in den USA, noch monatelang mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen. Vorsicht ist auch deshalb geboten, weil die Ölpreise wieder steigen und wir nicht wissen, welche Folgen die Schweinegrippe haben wird.
Auch La Libre Belgique kommentiert die positiven Signale aus Amerika: Der amerikanische Präsident muss die Skeptiker überzeugen, die daran zweifeln dass er die schlimmste Krise seit 80 Jahren meistern kann. Deshalb sind die positiven Beschäftigungszahlen für ihn eine sehr gute Neuigkeit, die eine neue Dynamik und mehr Wirtschaftswachstum in die Wege leiten kann.
Unmoralische Prämien
De Tijd kritisiert im Kommentar die enormen Prämien, die Bankern und Tradern schon wieder gezahlt werden. BNP Paribas hat hierfür eine Milliarden Euro reserviert. Es sieht ganz danach aus, dass die Finanzbranche, die die jetzige Krise verschuldet hat, in puncto Ethik und Bescheidenheit nichts hinzu gelernt hat. Es wird schwierig werden, diese Exzesse zu stoppen.
Het Belang van Limburg meint in diesem Zusammenhang: man darf das Kind nicht mit dem Badewasser ausschütten. Die Trader, die die höchsten Prämien erhalten, sorgen auch dafür, dass die Banken wieder Gewinne machen. Dann kann der belgische Staat zum Beispiel seine BNP Paribas-Beteiligung wieder lukrativ verkaufen. Das ist für uns Steuerzahler eine gute Sache.