Tote Sterne
Die Titelseiten der Tagespresse erinnern heute mehr an Todesanzeigen. Ausnahmslos alle flämischen Zeitungen bringen heute auf Seite 1 ein Foto der in Flandern äußerst populären Sängerin und Fernsehmoderatorin Yasmine. Die 37-Jährige nahm sich gestern das Leben, offenbar weil sie die Trennung von ihrer Lebensgefährtin nicht verwunden hat. Viele Blätter widmen dem tragischen Ende der jungen Frau mehrere Sonderseiten.
Fast alle frankophonen Zeitungen machen derweil mit dem Tod des US-Megastars Michael Jackson auf: „Der King of Pop ist tot“ titelt sogar die seriöse Libre Belgique. Le Soir bringt die Schlagzeile: „Tod einer Ikone“. Das Brüsseler Blatt widmet dem King of Pop, der in der Nacht an Herzversagen starb, sogar seinen Leitartikel: In jedem von uns steckt ein Quentchen Michael Jackson. Der Mann hat unsterbliche Songs geschrieben. Allein sein Album „Thriller“ verkaufte sich über 100 Millionen mal. Seine Videoclips waren kleine Kunstwerke. Er war ein genialer Musiker und ein begnadeter Tänzer. Und er war einzigartig unnachahmlich, universell. Zwar gab es auch Schattenseiten, vor allem in seinem Privatleben, uns allen in Erinnerung bleiben wird aber nur sein Werk, seine Musik, meint Le Soir.
Kopftuchstreit - Kritik am Imam
Fast alle flämischen Zeitungen kommentieren heute ausgiebig den Antwerpener Kopftuchstreit. Das königliche Athenäum der Scheldestadt will seinen Schülerinnen im nächsten Schuljahr das Tragen eines Kopftuchs verbieten. Die Ankündigung sorgt schon für Protestaktionen und Kundgebungen in Antwerpen. Der Antwerpener Imam Nordin Taouil rief später die Eltern von Moslemmädchen auf, ihre Kinder im September nicht mehr zur Schule zur schicken. Damit geht der Imam einen Elefantenschritt zu weit, meint Het Laatste Nieuws in seinem Kommentar. Wenn die muslimischen Familien seinem Aufruf folgen, dann droht eine Spaltung der Gesellschaft. Statt miteinander würden zwei Bevölkerungsgruppen allenfalls nebeneinander leben. Auch der Imam muss einsehen, dass Religion eine Privatangelegenheit ist, und nur das.
Auch Gazet Van Antwerpen spart nicht an Kritik an dem Antwerpener Imam. Man stelle sich vor, Kardinal Daneels oder ein anderer Bischof würde katholische Jugendliche dazu aufrufen, der Schule fernzubleiben. Das würde für einen Sturm der Entrüstung sorgen, und zwar völlig zu Recht. Die Zeit, wo Gesetze von der Kanzel proklamiert wurden, ist glücklicherweise vorbei. Natürlich haben auch Kirchenmänner ein Recht auf freie Meinungsäußerung. Grundprinzip bleibt jedoch in jedem Fall die Trennung von Kirche und Staat.
Symbolik des Kopftuchs
Andere Blätter befassen sich in ihren Kommentaren mit der Symbolik des Kopftuchs.
Man darf hoffen, dass das Tragen eines Kopftuchs ausschließlich religiöse Gründe hat, meint etwa Het Belang Van Limburg. Man wird allerdings den Eindruck nicht los, dass sich das Kopftuch auch zu einem politischen Symbol entwickelt hat, einem Symbol für die Ablehnung unserer Gesellschaft und unserer Werte.
De Morgen sieht das nuancierter: Ein Kopftuch kann eine Glaubensäußerung sein, möglicherweise aber auch schlicht und einfach ein Zeichen von Identität. Nach dem Vorbild derer, die früher lange Haare, Jeans und Parka trugen, um damit ein Lebensgefühl zum Ausdruck zu bringen. Was auch immer junge Muslimas dazu bringt, ein Kopftuch zu tragen, sie gehen meist kreativ damit um und sind in der Regel mündige Frauen und alles andere als unterwürfig.
De Standaard schließlich hält allein die Tatsache, dass über ein solches Thema leidenschaftlich und kontrovers diskutiert wird, schon für eine gute Sache. Konflikte und Spannungen wirken in gewisser Weise immer befruchtend. Eine allgemeine Regelung, die das Kopftuchproblem ein für alle Mal löst, ist nicht nötig. Die Schulen haben ihre Autonomie, haben das Recht auf eine gewisse Eigenheit. Diskussionen und Spannungen sind gesund, gehören in einer Demokratie dazu, meint De Standaard.
Streit um wallonischen Kassensturz
Viele Zeitungen widmen sich schließlich einmal mehr der katastrophalen Haushaltslage. Wie La Libre Belgique berichtet, muss der Föderalstaat bis 2015 zwanzig Milliarden Euro finden, um den Etat wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Da hilft keine Schönreden: Jetzt muss schnell gehandelt werden. Und irgendwie muss man feststellen: Die achtziger und neunziger Jahre sind zurück.
In der Wallonie beißen sich die Olivenbaumpartner indes am Hauhalt langsam aber sich er die Zähne aus, berichtet unter anderem Vers L'Avenir. Weil immer noch keine verlässlichen Zahlen vorliegen, hängt der Haussegen inzwischen mächtig schief. Die Grünen werfen dem scheidenden Haushaltminister Michel Daerden Wursteleien vor; bei PS und cdH hält man die Grünen inzwischen hinter vorgehaltener Hand für Erbsenzähler.