Het Laatste Nieuws schreibt: Belgien hat viele fähige Politiker, doch nur wenige konnten sich über die nationale Ebene hinweg heben. Doch der größte von allen war Karel Van Miert. Er war sein ganzes Leben lang sozial, ein leidenschaftlicher europäischer Visionär und ein Pazifist.
De Morgen erinnert daran, dass der Posten als EU-Wettbewerbskommissar der Höhepunkt seiner Laufbahn war. Er nötigte Respekt ab und wurde zum mächtigsten Mann Europas, der nicht zögerte, sich mit den größten multinationalen Kartellen anzulegen. Er ist zweifellos einer der Größten, den die belgische Nachkriegspolitik hervorgebracht hat. De Morgen widmet Van Miert zwölf Sonderseiten.
Ein Denkmal
Het Nieuwsblad meint: Van Miert verdient ein Denkmal. Er fasste die Vorzüge der Union in dem Kernsatz zusammen: Wohlfahrt durch Friede. Seine Lösung für die meisten Probleme hieß: Mehr Europa. Mehr Vision und mehr Führung, mehr Solidarität und mehr Überzeugung. Wir müssen alle die Union vollenden. Das wäre das schönste Denkmal für Van Miert.
De Standaard erinnert sich an seine Anfänge in der sozialistischen Partei. Mit seiner Überzeugungskraft öffnete er die sektiererische Partei und trug eine neue Generation an ihre Spitze. Dass diese schließlich an der Agusta-Affäre zerbrach, die die Beziehungen zwischen den Spitzenpolitikern endgültig zerstörte, war für ihn der Anlass, den Blick nach Europa zu richten. Er konnte Europa kritisieren, wenn es wieder einmal sein Rendezvous mit der Geschichte verpasste, doch er verfiel niemals in eine antieuropäische Haltung, die seine Partei manchmal an den Tag legte.
Vor allem ein Europäer
Gazet Van Antwerpen unterstreicht: Van Miert bedeutete viel für Belgien, sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Er war ein Staatsmann und ein Vorbild, ein Sozialist und ein Flame, doch an erster Stelle ein Europäer. Hier lag seine Berufung. Als Kommissar war er einer der mächtigsten, aber auch der am meisten geschätzten Europäer.
Het Belang Van Limburg unterstreicht: Seine Verdienste für die sozialistische Partei sind nicht zu unterschätzen. Er sammelte in ihr alle progressiven Kräfte. Als EU-Wettbewerbskommissar zögerte er nicht, die größten Multis vor den Richter zu bringen, wenn sie die Interessen der Verbraucher mit Füßen traten. Manche Sozialisten befürchteten, Van Miert sei ein Liberaler geworden. Doch Konsumenten, auch die kleinen, profitieren davon, wenn die Betriebe miteinander konkurrieren. Sein letzter Wunsch war eine gründliche Staatsreform in Belgien, um dem Land eine neue Zukunft zu geben.
Gefährliches Defizit
La Libre Belgique kommentiert die bedrohliche Entwicklung des Staatshaushalts, dessen Defizit im kommenden Jahr bei 103 % des Bruttoinlandsprodukts liegen wird. Arbeitslosigkeit, Investitionen, Lohnkosten, Ausfuhren, Inlandskonsum - nichts geht mehr. Der Föderalstaat und die Gliedstaaten müssen gemeinsam an der Sanierung arbeiten.
Dethier-Neumann wallonische Parlamentsvorsitzende
Auf seiner ersten Sitzung hat das wallonische Parlament in Namur seinen Vorsitz vorübergehend der deutschsprachigen Grünen Monika Dethier-Neumann übertragen, unterstreicht Le Soir. Dies geht auf ein Abkommen der Parteivorsitzenden Milquet, Di Rupo und Javaux zurück. Dieses Provisorium könnte sogar definitiv werden, wenn der Vorsitz des Brüsseler Parlaments an die PS geht und der des Parlaments der Französischen Gemeinschaft an die CDh. ECOLO behält dann den wallonischen Vorsitz, aber vielleicht mit einer anderen Person als Monika Dethier.