Vernunftehe
De Tijd bemerkt: Im frankophonen Landesteil unternahmen die größte wallonische Partei, die PS, und die größte Brüsseler Partei, die MR, verzweifelte Anstrengungen, um von Ecolo und CDh als Partner auserkoren zu werden. Doch die Mitglieder dieser beiden Parteien stehen ideologisch der PS näher als den Liberalen. Die letzten Angebote der MR waren ein Schlag ins Wasser.
La Derniere Heure weist darauf hin, dass die sozialistische Partei die Grünen gewarnt hatte. Die PS will auf allen Ebenen dabei sein oder überhaupt nicht. Dieses Argument hat Ecolo überzeugt. Es befürchtete einen Zusammenstoß mit der sozialistischen Gewerkschaft und hatte Angst davor, in den Ruf einer Mitte-Rechts-Partei zu kommen.
Vers l'Avenir bemerkt: Ecolo hat die Lösung gewählt, die man erwartete, nämlich eine Vernunftehe. Die Programme der Grünen und der Sozialisten haben viele Gemeinsamkeiten, denn Ecolo ist im Grunde und im Herzen seiner Mitglieder eine linke Partei. Ein Großteil der Basis hätte es den Führern nicht verziehen, wenn sie sie als Rechtspartei gezeigt hätten. Sie befürchteten auch, die PS könnte die Opposition ausnutzen, um sich als einzige soziale Partei zu profilieren.
La Libre Belgique warnt: Die Regionen und die Gemeinschaft sind schwer verschuldet. In Zukunft wird man sparen müssen. Unter solchen Umständen ist es kaum denkbar, eine Politik mit schweren sozialen Folgen zu führen, während die Sozialisten in der Opposition sitzen. Indem sie sich für die PS entschieden, haben die Grünen und die Humanisten den Versuch unternommen, den Wechsel herbei zu führen, aber Umwälzungen zu vermeiden.
Niederlage für Reynders
Le Soir ist der Ansicht: Die Grünen wissen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die Sozialisten sie mit den Zahlen konfrontieren: Ecolo hat nur 18% der Stimmen. Bis dahin muss die PS einsehen, dass sie noch einmal gut davongekommen ist und mit ihren vorsintflutlichen Gewohnheiten brechen. Die MR und ihr Vorsitzender Reynders haben nach ihrer Niederlage nur noch einen kleinen Spielraum. Sie werden auf alles schießen, was sich bewegt.
L'Echo erinnert daran, dass die MR bis zuletzt versucht hat, cdH und Ecolo auf seine Seite zu bringen. Gestern veröffentlichten die Liberalen noch ein Kommuniqué, das die Linksparteien ohne weiteres unterschreiben konnten. Doch das reichte nicht aus, um den Liberalen einen Platz in den Regionalexekutiven zu sichern. Die Debatte über die Strategie der MR und das Schicksal ihres Präsidenten wird wieder aufleben. Reynders hat seinen Gegnern Waffen gegeben. Noch mehr als um seine Person wird es um die Ämterhäufung gehen.
Het Laatste Nieuws meint ebenfalls: Für Reynders wird eine Olivenbaum-Koalition eine schmähliche Niederlage, die ihn den Vorsitz kosten wird. Vater und Sohn Michel stehen schon bereit. Das ist eine schlechte Nachricht für jene, die auf eine neue Staatsreform warten. Ein angeschossener Reynders wird sein Fell teuer verkaufen.
Gefährlicher Einsatz in Afghanistan
Belgische Soldaten sind in der vergangenen Woche in Afghanistan von Talibankämpfern eine Stunde lang beschossen worden. De Morgen wirft Verteidigungsminister De Crem vor, den wahren Einsatz und die Risiken der Truppen in Afghanistan zu verschweigen. Der Minister hat die Pflicht, das Parlament korrekt zu informieren, doch er tut es nicht.
Gazet van Antwerpen unterstreicht: Belgien ist NATO-Mitglied und beherbergt das Hauptquartier der Allianz. Eine belgische Regierung kann nicht jede NATO-Mission ablehnen. Man kann sich Fragen über den Nutzen der Operation stellen, aber Belgien kann nicht allein den Rückzug seiner Soldaten beschließen. Dazu ist eine gemeinsame solidarische Entscheidung der NATO erforderlich.
De Standaard fügt hinzu: Die belgischen Soldaten sind in Gefahr. Doch ein schnelles oder verfrühtes Ende ihres Auftrags ist nicht in Sicht. In Afghanistan ist Belgien mit anderen Bundesgenossen, die das Beste aus dieser schwierigen Situation machen wollen. Es ist nicht der richtige Augenblick, um sich zurückzuziehen.
Het Nieuwsblad behauptet: Wenn Belgien sich für die riskante amerikanische Strategie entscheidet, muss das dem Parlament gesagt werden. Man kann dem Minister verübeln, dass er stets einer Debatte über Afghanistan aus dem Weg geht.
Het Belang van Limburg schreibt: Belgien sucht sich immer militärische Operationen aus, die nicht in direkte Konfrontationen verwickelt sind. Doch kein Auftrag ist ohne Risiko. Es besteht stets die Gefahr, dass Soldaten getötet werden. Wenn man findet, dass die belgischen Soldaten keiner Gefahr ausgesetzt werden dürfen, braucht man keine Streitkräfte mehr.