"Erhöhte Terrorgefahr" schreibt Het Laatste Nieuws. Het Nieuwsblad titelt auf Seite eins: "Angst vor Racheakt nach dem Tod eines Terror-Verdächtigen". Eine Woche nachdem Hakim Benladghem bei einer Verfolgungsjagd auf der Autobahn ums Leben gekommen ist, werden in Brüssel - rund um den Justizpalast - die Schutzmaßnahmen verstärkt. Wie La Dernière Heure berichtet, gehören zu den möglichen Anschlagszielen auch Richter, Staatsanwälte und Polizisten. Nähere Einzelheiten nannte der Krisenstab des Föderalstaates aber nicht.
Alle Zeitungen blicken auf das Osterwochenende zurück. Am Samstagmorgen hatte die Föderalregierung nach mehreren Wochen Beratung die Anpassung des Haushalts vorgelegt. Das Sparziel wird ein wenig gelockert, im Gegenzug soll die Staatsschuld stärker gesenkt werden. Wie Premierminister Di Rupo in L'Avenir erklärt, wird es keine neuen Steuern geben. Auch die Kaufkraft der Bürger soll erhalten bleiben. Gespart wird erneut bei den Staatsausgaben und den Ministerien. Insgesamt über eine Milliarde Euro. Wir können aufatmen, es wird keine harten Einschnitte geben, freut sich La Libre Belgique. Schränkt aber sofort ein: Die wirklich wichtigen Reformen wurden mal wieder verschoben.
Wirklich Wichtiges verschoben…
Die hohen Steuern etwa gehören dringend auf den Prüfstand, ebenso das Indexsystem und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft. Diese Struktur-Reformen wird die Koalition wohl kaum vor den Wahlen im kommenden Jahr durchführen. Die neue Regierung wird sich allerdings nicht davor drücken können. L'Echo meint ebenfalls: Hoffentlich bereuen Di Rupo, De Croo und Co nicht eines Tages, dass sie die nötigen Veränderungen nicht früh genug eingeleitet haben.
Het Nieuwsblad sieht das ähnlich: Die Opposition kritisiert zu Recht, dass es keine strukturellen Verbesserungen gibt. Die Regierung hält den Haushalt aber in der Spur und kann ein Jahr ohne größere Schwierigkeiten weitermachen. Damit hat Elio Di Rupo das Wahlfieber, das innerhalb der flämischen Regierung bereits ausgebrochen ist, in seiner föderalen Truppe deutlich sinken lassen.
"Wir haben's ja"
L'Echo stellt fest: Die Regierung setzt den Käsehobel an und findet noch einmal mehr als eine Milliarde Euro. Das beweist einmal mehr, wie leichtfertig der Staat früher mit öffentlichen Mitteln umgesprungen ist. Auch das hat zu unserem hohen Schuldenberg beigetragen.
Het Laatste Nieuws lässt den EU-Ratsvorsitzenden Herman Van Rompuy zu Wort kommen. Er findet: Belgien hat sich nicht kaputt gespart. Um die Krise zu lösen, sei es wichtig, an der Haushaltsdisziplin festzuhalten.
De Standaard findet: Statt die wirklich wichtigen Reformen einzuleiten, beschäftigen wir uns mit anderen Dingen. Regierungen, die gegeneinander arbeiten und komplizierte Strukturen, frei nach dem Motto: Wir haben's ja. Das Blatt bemerkt ebenfalls: Trotz einer Staatsschuld von fast 100 Prozent greifen die Spekulanten Belgien nicht an. Im Gegenteil: Unser Land zahlt an den internationalen Märkten so wenig Zinsen wie nie zuvor. Das hat vor allem damit zu tun, dass die Belgier über hohe Spareinlagen verfügen. Wenn sie wollten, könnten sie die Staatsschuld problemlos, sozusagen aus der Portokasse, begleichen.
Laut De Morgen will Arbeitsministerin De Coninck die gestiegene Jugendarbeitslosigkeit mit einem Aktionsplan und 20 Millionen Euro bekämpfen. Die Lohnnebenkosten für Berufseinsteiger sollen gesenkt werden. In Belgien sind fast zwanzig Prozent der unter 25-Jährigen ohne Arbeit.
Flandernrundfahrt: Volksheld und Rüpel
Alle Zeitungen kommen auf den großen Radklassiker von Wochenende zurück: Die Flandernrundfahrt. Das traditionsreiche Rennen fand zum 100. Mal statt. Für den Vorjahressieger Tom Boonen war wegen eines Sturzes nur wenige Kilometer nach dem Start bereits Schluss. Sieger wurde der Schweizer Fabian Cancellara, der seinen Konkurrenten davonfuhr. Wie Gazet van Antwerpen berichtet, wurde Cancellara anschließend bei einem Empfang in Oudenaarde gefeiert wie ein Volksheld.
Nicht gerade heldenhaft hat sich der drittplatzierte Peter Sagan verhalten. Bei der Siegerehrung hat der Slowake einer Ehrendame in den Hintern gekniffen und damit eine Welle der Empörung ausgelöst. Per Video-Botschaft hat er sich gestern für sein Verhalten entschuldigt.
Le Soir befasst sich mit dem nicht enden wollenden Winter. Im März war es so kalt, wie seit über fünfzig Jahren nicht mehr. Die Durchschnittstemperatur betrug gerade einmal drei Grad - normal sind fast sieben Grad. La Dernière Heure fügt hinzu: Während der Osterferien wird es wohl eisig kalt bleiben. Daran werden wir uns gewöhnen müssen, denn lange Winter wird es in Zukunft öfter geben, prognostiziert das Blatt. Schuld daran ist der Klimawandel.
Bild: Laurie Dieffembacq (belga)