Obama bietet der muslimischen Welt Neubeginn und Dialog an
„Obama bietet Neubeginn an“ titelt De Standaard auf Seite 1. In der ägyptischen Hauptstadt Kairo habe der US-Präsident sich in einer historischen Rede an die anderthalb Milliarden Muslime gewandt. Sechzig Jahre lang hätten die Vereinigten Staaten für Stabilität im Nahen Osten geeifert, obschon dies auf Kosten der Demokratie dort gegangen sei. Schlussendlich seien beide Ziele verfehlt worden.
Deshalb sei es Zeit für einen Neubeginn, zitiert De Standaard im Leitartikel die ehemalige US-Außenministerin Condoleezza Rice, die Ägypten in der Folge Lektionen in Sachen Menschenrechte erteilte. Ein anderer Ton bei US-Präsident Obama: das gegenseitige Misstrauen müsse durchbrochen und die Feindschaft beendet werden. Man teile die gleichen Probleme und sei voneinander abhängig. Gleichzeitig habe der heutige US-Präsident den Beitrag der Muslime zu einer zivilisierten Gesellschaft gelobt.
Die beiden Reden würden, so kommentiert De Standaard, auch zwei fundamental unterschiedliche Weltanschauungen verdeutlichen: Während George Bush und seine Regierung davon ausgegangen seien, dass die USA mächtig und moralisch überlegen sind, bot Obama den Muslimen gestern einen neuen Dialog auf der Basis der Partnerschaft und des gegenseitigen Respekts an. Dies, so kommentiert die Zeitung, verdiene auch Unterstützung aus Europa.
Zwiespältige Reaktionen in Israel
Zum Thema Naher Osten titelt auch La Libre Belgique: „Obama, der Charmeur“. In seiner Rede habe der US-Präsident appelliert, das Klima des Misstrauens zwischen den USA und den Muslimen abzubauen. Obamas Rede habe sich zwischen mea culpa und Öffnung bewegt. In Israel, so notiert La Libre Belgique, äußere man sich offiziell zufrieden über die Rede des US-Präsidenten. Während die Linke Genugtuung zeige, würden die Siedler hingegen äußerst aufgebracht reagieren.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gerate derweil in eine Zwickmühle: Offiziell zufrieden, nach innen aber mit größten Schwierigkeiten konfrontiert, denn US-Präsident Obama habe sehr deutlich das Einfrieren weiterer jüdischer Siedlungspläne und die Entstehung eines Palästinenserstaates gefordert. Zwar habe Obama ebenfalls deutlich auf das enge Band, das die USA mit Israel verbindet, und das Grauen der Judenverfolgung in der Vergangenheit hingewiesen, im gleichen Atemzug aber auch das Leiden der Palästinenser an den Pranger gestellt. Ein Leiden, das seit der Gründung des jüdischen Staates anhalte.
Kopftuchfan Obama
Auch Het Laatste Nieuws stuft Obamas Versöhnungsrede als historisch ein. Der US-Präsident habe, so notiert das Blatt, aber auch nicht an Kritik gespart, als es in seinen Ausführungen um das Kopftuchverbot, das in einigen europäischen Staaten gilt, ging.
Der Westen, so zitiert die Zeitung Obama, habe Muslimfrauen nicht vorzuschreiben, wie diese sich zu kleiden hätten. Um seinen Standpunkt zu untermauern habe Obama darauf hingewiesen, dass die US-Regierung vor Gericht erzwungen habe, dass Frauen oder Mädchen jederzeit das Recht haben ein Kopftuch zu tragen. Wer ihnen das verbiete, riskiere gerichtliche Folgen, zitiert Het Laatste Nieuws Barack Obama.
Den Fortschritt miteinander teilen
„Die neue Welt von Obama“, titelt De Morgen. Die Zeitung druckt heute die Rede des US-Präsidenten in Kairo integral ab. Auf der Titelseite zitiert das Blatt Obama mit den Worten: „In dieser neuen Ära sind wir alle voneinander abhängig. Jede Weltordnung, in der ein Land oder eine Gruppe von Menschen andere dominiert, wird unvermeidbar scheitern. Schon deshalb dürfen wir uns nicht zu Gefangenen der Vergangenheit machen. Fortschritt muss geteilt werden.“
Wahlkampf: Dehaene versetzt N-VA rechten Haken
De Morgen bringt aber auch den belgischen Wahlkampf mit auf die Titelseite und informiert über die Schlussoffensive, zu der mehrere flämische Parteien jetzt ansetzen. Das Blatt zitiert hierzu etwa den CD&V-Spitzenpolitiker Jean-Luc Dehaene mit den Worten: „Wir rufen auf, nicht für kleine Splitterparteien zu stimmen“. Und dies gelte auch für die N-VA, eine Partei, mit der die CD&V bei den letzten Wahlen noch im Parteienbund angetreten war.
Lässt Obama den Worten Taten folgen?
Le Soir hat dann wieder Barack Obama auf der Titelseite und im Leitartikel. Im Kommentar fragt sich die Zeitung, ob der US-Präsident all seinen Aussagen auch die entsprechenden Taten folgen lassen wird. Derweil hätte die Rede Obamas nicht jedem gefallen. Einer der Gründe hierfür sei die Tatsache, dass er einen Abzug aus Afghanistan nicht versprochen habe. Und auch in Israel habe die Rede für gemischte Reaktionen gesorgt. Die Frage sei jetzt, ob es tatsächlich bei den harten Forderungen der USA an Israel etwa bei der Siedlungspolitik bleibe und wie dieses Kräftemessen ausgehe. Hiervon hänge nicht weniger als der Frieden im Nahen Osten ab, kommentiert Le Soir.
Wilrijk: Rätselhafte Messerattacke vor Kindertagesstätte
Verschiedene flämische Zeitungen machen heute mit einem Zwischenfall vor einer Kindertagesstätte bei Antwerpen auf. Dabei war es zu einer Messerstecherei gekommen, die glücklicherweise ohne schwerwiegende Folgen blieb.