Frank De Winne bricht zur Raumstation ISS auf
La Libre Belgique titelt hierzu auf Seite eins: „Marathon zu den Sternen für Frank De Winne“. Dort wo der Geist von Juri Gagarin, dem ersten Menschen im All, noch gegenwärtig sei, starte heute auch Frank De Winne zur ISS, wo er nach seiner Ankunft eine sechsmonatige Mission erfüllen werde. Woran De Winne wohl denken werde, wenn die kräftigen Raketenmotoren ihn auf den Weg bringen, fragt sich La Libre Belgique. Vielleicht an Juri Gagarin oder eher an die Ehre, die De Winne als erstem Europäer zukommt, das Kommando an Bord der internationalen Raumstation zu übernehmen. Eines jedenfalls stehe fest, selbst wenn in den letzten Tagen die Spannung unter den Raumfahrern, die heute aufbrechen, gestiegen war, blieben De Winne und seine beiden Kollegen zuversichtlich. Es werd schon alles klappen. Während der erste Aufenthalt des belgischen ESA Astronauten im All mit elf Tagen eher einem Sprint glich, gleiche seine jetzige Mission bei der Frank De Winne ein halbes Jahr an Bord der ISS verbringen werde, wohl eher einem Marathon, schreibt La Libre Belgique.
Start um 12.34 Uhr
Für Gazet van Antwerpen steht fest, Frank De Winne erobert den Weltraum. Unter gleich lautendem Titel notiert die Zeitung, dass heute um 12.34 Uhr belgischer Zeit mit dem Belgier zum ersten Mal ein Europäer ins All aufbreche, um an Bord der internationalen Raumstation das Kommando zu übernehmen. Während De Winne gestern mit seiner Familie noch ein wenig Freizeit verbrachte, werde es heute ernst. Am letzten Tag vor seinem Abflug wolle er vor allem noch die frische Luft genießen, so De Winne gegenüber den Pressevertretern, die gestern noch Gelegenheit zu Interviews mit ihm hatten. Der Countdown habe begonnen und um 10 Uhr schließe sich die Luke der SOJUS Kapsel, die De Winne und die beiden anderen Teilnehmer der Mission dann zur ISS bringt. Wer den Aufbruch des Belgiers zur ISS live mitverfolgen wolle, könne dies, so schreibt Gazet van Antwerpen übrigens im Fernsehen und im Internet ab Mittag tun.
Ein Stück Geschichte
Für De Standaard schreibt Frank De Winne Geschichte. Es sei ein historischer Marathon im All, den der ehemalige F16 Kampfflugzeugpilot, heute aufnehme. De Winne werde indes, so schreibt die Zeitung ein ganzes Ritual durchlaufen, das seit dem ersten Raketenstart am Weltraumbahnhof Baikonour in Kasachstan Tradition ist. Hierzu gehöre eine Unterschriftsleistung auf der Türe seines Hotelzimmers genauso, wie das Urinieren am Reifen des Busses, der ihn zur Startrampe seiner Rakete bringt. Kommentierend meint De Standaard im Leitartikel, dass der Astronaut die Hoffnung aller mit ins All nehme. Derweil bleibe die Frage, ob die Milliarden, die in die internationale Raumstation investiert wurden, wohl gut angelegt seien. Das Geld sei jedenfalls nicht schlechter investiert, als die Milliarden, die an einem Wochenende in die durch Spekulationen vergiftete und ins Wanken geratene Bankenbranche, gesteckt werden mussten.
Großes Abenteuer
Für Het Nieuwsblad ist De Winne auf dem Weg zu seinem größten Abenteuer. Kurz vor dem Start, so informiert die Zeitung, die heute eine mehrseitige Sonderbeilage zum Aufbruch De Winnes ins All, publiziert, habe der Belgier noch einmal mit Überzeugung, jedem der es hören wollte erklärt, dass er für seine Aufgabe bereit sei. Neben dem Raumfahrtabenteuer von Frank De Winne, titelt Het Nieuwsblad heute groß, dass die Regierung von Premier Van Rompuy auf dem Sterbebett liege, weil die flämischen Liberalen der Open VLD die Regierung zu sprengen drohten. Nach dem 7.Juni müsse die Föderalregierung unbedingt an einem ordentlichen Staatshaushalt arbeiten, anderenfalls schere die Open VLD aus der Regierungskoalition aus, schreibt das Blatt.
Wahlbarometer zum Urnengang am 7.Juni
Neben Frank De Winne hat auch Le Soir heute die Wahlen vom 7.Juni erneut auf der Titelseite. Die Brüsseler Tageszeitung veröffentlicht eine Meinungsumfrage für die Wallonie, wonach PS und MR sich weiterhin ein Kopf- an Kopfrennen liefern und die Grünen von Ecolo den ihnen vorhergesagten Stimmenzuwachs weiter ausbauen können. Hieraus würden sich zwei mögliche Koalitionsmodelle ergeben: MR, Ecolo und die cdH oder PS, Ecolo und die cdH. Schon deshalb sei das Kopf- an Kopfrennen zwischen französischsprachigen Sozialisten und Liberalen so spannend.
Bußgeld in Rekordhöhe für Proximus
De Morgen macht heute mit einer Busse in Rekordhöhe auf, die Mobilfunknetzbetreiber Proximus bezahlen soll. Wegen des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Position werden für das Tochterunternehmen des Telekom Dienstleiters Belgacom 66,3 Millionen Euro fällig. Damit nicht genug, die beiden Konkurrenten Mobistar und Base sehen in dem Präzedenzfall die Möglichkeit im Rechtsstreit gegen Marktführer Proximus, der vor einem Handelsgericht geführt wird, eine Schadensersatzklage durchzubringen, die sich auf eine Milliarde Euro beläuft.
Bislang ist noch unklar, so notiert De Morgen, ob Belgacom vom Recht gegen das jetzt verhängte Bußgeld in Berufung zu gehen, Gebrauch machen wird. Eine offizielle Reaktion werde aber dennoch in Kürze erwartet.
Auch die Finanzblätter L'Echo und De Tijd haben dieses Thema heute auf Seite 1.
Für L'Echo aber besteht kein Zweifel daran, dass Proximus gegen das verhängte Bußgeld ein Berufungsverfahren anstrengen dürfte und damit die Entscheidung der zuständigen Marktaufsichtsbehörde anfechten wird. Unterdessen werfe Belgiens drittgrößtes Mobilfunkunternehmen Base der Belgacom Tochter vor, weiterhin Wettbewerbsverzerrende Vorgehensweisen zu praktizieren und somit die marktbeherrschende Vormachtsstellung bei der Mobiltelefonie auszunutzen.