Vor allem die frankophonen Zeitungen kommen ihrerseits noch einmal auf die Affäre Donfut zurück und stellen vor allem die Frage nach der Position von PS-Chef Elio Di Rupo.
Trotz Rettungsaktion: Börsenwert der KBC bricht um 1,7 Milliarden ein
„Der Börsenwert der KBC ist an einem einzigen Tag um 1,7 Milliarden Euro eingebrochen“ titelt heute De Morgen. Das Börsenblatt L'Echo meint auf Seite 1:“Die Rechnung für die Finanzkrise beläuft sich inzwischen auf 45 Milliarden Euro“.
Die öffentliche Hand musste gestern erneut der KBC Banken- und Versicherungsgruppe zur Hilfe eilen. Der Grund: Die flämische Traditionsbank besitzt ein Portefeuille von Risikopapieren im Wert von 22,5 Milliarden Euro. Angesichts dieser Bedrohung hat die Föderalregierung jetzt beschlossen, für besagtes Portefeuille zu bürgen.
Viele Leitartikler reagieren fast schon mit Kopfschütteln auf die neue Entwicklung. Eigentlich hatten wir doch gedacht, dass die KBC nach zwei spektakulären Rettungsaktionen mit einer Finanzspritze von insgesamt 5,5 Milliarden Euro das rettende Ufer erreicht hatte, meint etwa Het Belang Van Limburg. Noch im Februar hatte KBC-Chef André Bergen getönt, dass der Sturm so gut wie überstanden sei. Dem war also offensichtlich nicht so. Fazit: Man darf davon ausgehen, dass die KBC kein Einzelfall ist; die Krise ist nach wie vor nicht überstanden.
Gazet Van Antwerpen ist ihrerseits richtig wütend: Wie würden wohl Eltern reagieren, wenn der Sohn oder die Tochter dreimal innerhalb von acht Monaten anklopft und um Geld bittet? Man würde das Kind wohl in die Schranken weisen. Überraschend ist vor allem, dass es erneut die KBC ist, die um Hilfe bitten muss, galt doch gerade das Löwener Geldhaus als vergleichsweise konservativ und vorsichtig. Da kann man nur hoffen, dass diese dritte Rettungsaktion nun wirklich ausreicht. Das ist nicht nur im Sinne der Bank sondern auch der Kreditwirtschaft insgesamt.
Funktioniert die Bankenaufsicht?
Die KBC, aber auch die Regierung und die Nationalbank haben die Öffentlichkeit und die Anleger gleich mehrmals betrogen, tobt seinerseits Het Laatste Nieuws. Das neuerliche Problem war offenbar schon seit zehn Tagen bekannt, doch haben alle geschwiegen. In der Zwischenzeit kauften Anleger weiter Aktien, die nun mit einem Mal um ein Viertel in den Keller gegangen sind. Auch die Dividende können die Aktionäre wenigstens für dieses Jahr getrost vergessen. Warum gibt es eigentlich noch Kontrollinstanzen, wenn diese nicht die Anleger rechtzeitig warnen?, fragt Het Laatste Nieuws.
De Standaard sieht das ähnlich. Die belgische Bankenaufsicht argumentiert, dass die KBC ihre jüngsten Probleme nicht bekannt machen konnte, um die Situation der Bank nicht noch mehr zu gefährden. Fazit: Hier werden nicht die Anleger beschützt, sondern die Bank. Ein Grund für eine solche Haltung ist der Umstand, dass es in Europa in diesem Zusammenhang keine einheitlichen Regeln gibt. In einer solchen Situation ist eine Bankenaufsicht dann nicht mehr nur ein Wachhund, sondern irgendwie auch der Beschützer. Da gibt es nur eine Lösung: Wir brauchen eine mindestens europäische, wenn nicht weltweite Bankenaufsicht.
KBC-Krise: Ohrfeige für flämische Arroganz
Die Brüsseler Tageszeitung Le Soir zieht ihrerseits aus den neuerlichen Problemen der KBC auch eine gemeinschaftspolitische Schlussfolgerung. Haben nicht flämische Politiker immer getönt, Flandern stünde allein besser da, fragt sich das Blatt. Heute ergibt sich da ein anderes Bild. Ausgerechnet DIE flämische Bank, die Speerspitze des katholisch-flämischen Nationalismus’, hat gleich dreimal die öffentliche Hand um Hilfe bitten müssen. Das arrogante Flandern hat eine schalende Ohrfeige einstecken müssen. Doch darf das nicht über die Fehler der Brüsseler und Wallonen hinwegtäuschen.
Di Rupo: Kein Rücktritt wegen Donfut-Affäre
Viele frankophone Zeitungen befassen sich einmal mehr mit der Affäre um den zurückgetretenen wallonischen Regionalminister Didier Donfut. Gestern wurde bekannt, dass PS-Chef Elio Di Rupo offenbar schon vor knapp zwei Monaten über die Beratertätigkeit des Ministers in Kenntnis gesetzt worden war. In Interviews mit verschiedenen Zeitungen hält Di Rupo heute ein flammendes Plädoyer. Die Frage, ob er geschwächt aus der jüngsten Affäre hervorgeht, beantwortet Di Rupo in der Zeitung Le Soir klar und deutlich mit nein. Er habe zunächst keine genauen Einzelheiten gekannt und habe sofort nach deren Bekanntwerden reagiert.
Vers L'Avenir bringt dennoch einen möglichen Rücktritt des PS-Chefs ins Spiel. Di Rupo selbst schließt das kategorisch aus. Entscheidend wird wohl das Abschneiden bei der Wahl vom 7. Juni sein, meint Vers L'Avenir. Danach wird sich zeigen, ob die Partei nach wie vor hinter Di Rupo steht.
La Libre Belgique zieht vor dem PS-Chef fast schon den Hut: Jeder andere hätte an seiner Stelle wohl schon die Brocken hingeworfen. Doch wenn Di Rupo seine Partei als das Opfer einer Hetzkampagne sieht, dann liegt er falsch. Die Gründe für das neuerliche Ungemach sind vielmehr in den eigenen Reihen zu suchen.
Wahlkampfthemen in der DG
Das Grenz-Echo schließlich bringt heute einen Kommentar über den Wahlkampf in der DG. Leidenschaftliche Auseinandersetzunge hat es bislang noch nicht gegeben, notiert das Blatt. Das hat wohl auch damit zu tun, dass niemand potentielle Koalitionspartner brüskieren will. Für das Grenz-Echo gibt es vor allem zwei wichtige Wahlkampfthemen: Erstens die Finanzlage der Gemeinschaft und zweitens die Frage, ob die nächste Regierung nicht doch wieder aus drei Ministern bestehe sollte.