Der wallonische sozialistische Minister Donfut reichte gestern seinen Rücktritt ein, nachdem in der Presse bekannt wurde, dass er neben seinem politischen Amt eine gut bezahlte Tätigkeit als Berater einer Interkommunalen im Hennegau ausübte. Dazu schreibt La Libre Belgique: Die PS ist immer noch durch eine verabscheuungswürdige politische Rasse korrumpiert, die Mandate häuft. Die Affäre Donfut ist ein gutes Beispiel für ein System, das in der PS nicht auszurotten ist. Es zeigt, dass die Mechanismen, mit denen die PS sich vor solchen Affären schützen wollte, nicht funktionieren. Der parteiinterne Ausschuss hatte Donfut grünes Licht gegeben. So, als sei es normal, dass ein kleiner wallonischer Regionalminister doppelt so viel verdient wie der föderale Premierminister. Das war vielleicht nicht illegal, aber absolut unziemend.
Le Soir unterstreicht in seinem Leitartikel: Diese Affäre schadet dem Wahlkampf. Die Regionalwahl hätte es verdient, dass man sich mit dem Unterrichtswesen, dem Umweltschutz oder der Beschäftigungspolitik befasste. Doch die Affäre Donfut führt zu einem neuen Gefecht zwischen den Parteien vor dem Hintergrund von Skandalen. Das wäre nicht geschehen, wenn Parteipräsident Di Rupo darüber gewacht hätte, dass alle Mandatsträger seiner Partei untadelig wären. Die PS ist selbst schuld, wenn sie am 7. Juni erneut eine Wahlniederlage hinnehmen muss.
Di Rupos Scheitern
La Dernière Heure spricht sogar vom Scheitern der zehnjährigen Präsidentschaft von Elio Di Rupo. Ihm ist es nicht gelungen, seine Partei zu erneuern. Sie handelt weiter in einem rechtsfreien Raum. Der parteiinterne Kontrollausschuss funktioniert nicht und ist nur ein Köder.
Het Belang Van Limburg fügt hinzu: Di Rupo war stolz auf diesen Ausschuss, der Kandidaten und Mandatare unter die Lupe nehmen sollte. Doch er ließ es zu, dass Donfut den dritten Platz auf einer Liste einnahm, die durch Di Rupo angeführt wird. Die wallonischen Wähler können feststellen, dass bei der PS noch viel zu tun bleibt.
Gazet Van Antwerpen erinnert daran, dass Di Rupo geschworen hatte, die Parvenüs in seiner Partei auszurotten. Hat er für Donfut ein Auge zugedrückt, oder wusste er nichts davon? Das ist kaum zu glauben. Wann hören die Missstände bei der PS endlich auf?
Het Nieuwsblad fügt hinzu: Di Rupo hat der Bevölkerung vorgemacht, dass er die alten Dämonen der PS, die vom Agusta-Skandal bis zu den Affären in Charleroi reichten, bezwungen habe. Die letzten Monate haben überzeugend das Gegenteil bewiesen.
Wo bleibt die Ethik?
L'Echo meint: Der Wahlkampf wird niemanden verschonen. Vor allem nicht eine Partei, die versucht, die Fehler der alten Generation zu verdrängen. Donfut gehört nicht dieser Generation an. Auch in der neuen Generation fehlt es an Ethik.
Het Laatste Nieuws stellt fest: Sogar die Gewerkschaften rühren in einer Skandalatmosphäre, in der jeder Politiker und Banker ein potentieller Verdächtiger ist. Man muss abwarten, ob sich das in den Urnen bemerkbar macht. Die ganze Politik badet in einer Atmosphäre der Verwischung der Normen, von Begünstigung und Nepotismus. In einem solchen Klima wird alles möglich. Sogar der große Hausputz, von dem der Vlaams Belang seit langem träumt.
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Wahlabsichten im Bezirk Verviers
Vers L'Avenir bringt eine Meinungsumfrage über die Wahlabsichten im Bezirk Verviers. PS und MR werden demnach an der Spitze durch Ecolo und cdH abgelöst, ohne dass das etwas an der Zahl der Sitze ändern würde. Für die Zeitung haben PS und Ecolo mit Edmund Stoffels und Monika Dethier deutschsprachige Kandidaten an die Spitze ihrer Listen gesetzt, die einer großen Zahl der frankophonen Wähler unbekannt sind. Stoffels hat eine Popularitätsquote von 24 %, Dethier eine von 13 %.
KBC wieder in Geldnöten
De Morgen und De Tijd kündigen auf ihren Titelseiten eine neue Rettungsoperation für die KBC Bank an. Ihre Aktien verloren in zwei Tagen 23 % an Wert. Das ist eine Überraschung, meint De Tijd. Bei der letzten Kapitalspritze durch die Regierung hatte die Bank behauptet, sie habe aufgeräumt und erwarte keine Wertverluste mehr. Doch das war Wunschdenken.
Albert Schoenauen |
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