Fall Boonen: Wird bei Drogenkonsum mit zweierlei Maß gemessen?
Für Le Soir symbolisiert Boonen die Gefahren des Sports. Nach einem erneut positiv ausgefallenen Test des Radrennsportlers, der des Konsums von Kokain überführt wurde, bringe Boonen seine Karriere in Gefahr, schreibt die Brüsseler Tageszeitung. Es werde deutlich, dass der Spitzensport den Menschen an sich vergesse, zitiert Le Soir einen Psychologen. Samstag sei die belgische Sportwelt von einem Erdbeben erschüttert worden, als man erfuhr, dass Tom Boonen erneut positiv auf Kokain getestet wurde. Gestern habe dann die Skandalwelle auch Frankreich erreicht, als dort der Tennishoffnung Richard Gasquet ebenfalls der Konsum von Kokain nachgewiesen wurde.
Kommentierend schreibt das Blatt zu Boonens erneutem Fehltritt, dass der Radsportler in Bezug auf seinen Drogenkonsum Milde erfahre. Er sei schließlich nur ein Mensch. Die Hilflosigkeit, der sich viele ausgesetzt sehen, die im Zenit ihrer Laufbahn stehen, sei vielen gemein, weil sie es nicht schaffen, Berufs- und Privatleben in Einklang zu bringen.
Festhalten müsse man, so kommentiert Le Soir, dass wenn bei Rockmusikern die Einnahme von Kokain vor einem Konzert vom Publik als normal oder amüsant eingestuft werde, das gleiche Verhalten bei Spitzensportlern für Konsternierung sorge. Wem mit 28 die Welt zu Füßen liege, und wer dann in Gesellschaft zu Alkohol und Drogen greife, sei Teil eines durchweg gängigen Profils. Wer dies aber in der Welt des Spitzensports tue, gehöre in den Bereich des Unmoralischen.
Boonen gesteht, Team Quickstep lässt ihn vorläufig nicht starten
Auch für De Morgen ist Tom Boonens erneut nachgewiesener Drogenkonsum das Aufmacherthema. Nicht zweimal, sondern dreimal habe es einen positiven Kokaintest beim Radprofi Boonen gegeben. Derweil habe der Betroffene selber am Samstag die ihm vorgeworfenen Vergehen eingestanden und den Drogenkonsum mit einem übermäßigen Alkoholkonsum erklärt. Sein Rennstall Quickstep habe Boonen daraufhin für unbestimmte Zeit von Wettbewerben ausgeschlossen. Ein Vorgehen, zu dem es im vergangenen Jahr nicht gekommen war. Unterdessen seien die Folgen der jüngsten Kokainaffäre um Tom Boonen derzeit noch undeutlich. Heute zu führende Gespräche innerhalb des Teams sollen hier für mehr Klarheit sorgen.
In Gazet Van Antwerpen lautet der Titel auf Seite 1 zu diesem Thema: „Helft mir!“. Das jetzt zu erwartende Gerichtsverfahren werde sich nicht auf die jüngsten Fakten beschränken, sondern auch den Fall des Kokaingebrauchs, der im letzten Jahr anhängig wurde, neu aufrollen. Bei dem Gespräch, um das Boonens Sponsor gebeten habe und im Verlauf dessen einige Dinge beschlossen werden müssen, wie Boonens Manager es ausdrückte, geht es schlussendlich um die Karriere des Radprofis. Sein Sponsor hatte nämlich bei der Doping- bzw. Drogenaffäre im letzten Jahr deutlich gemacht, dass er zwar ein Auge zudrücken, aber keine Wiederholung eines solchen Verhaltens bei Boonen tolerieren wolle.
Boonen auch sonst oft kein Vorbild
Für Het Laatste Nieuws ist die am Samstag bekannt gewordene Nachricht von Boonens wiederholtem Kokainkonsum wie ein Lauffeuer durch Belgien gegangen. Dem Betroffenen selber ging das Wort Kokain aber nicht über die Lippen. Das Blatt zitiert Tom Boone mit den Worten „Es ist, als ob jemand anderer in mir die Fehler begeht“.
Boonen sei ein Mann der halben Wahrheiten, schreibt das Blatt und fragt sich, weshalb der Spitzesportler so um den heißen Brei herumrede. Boonen werde ein treuer Kunde bei Gericht. Nicht allein die Drogendelikte würden ihm dort zur Last gelegt, auch sein Verhalten im Straßenverkehr hätte Boonen bereits vor den Kadi gebracht: als Temposünder oder wegen Alkohols am Steuer nämlich. Die Folge seien Geldbußen und ein zeitweiliges Fahrverbot gewesen.
Therapie für Boonen?
Für Het Nieuwsblad steht fest, dass Tom Boonen in Therapie muss. Sein Rennstall Quickstep wolle die Ikone aber nicht fallen lassen. In vier Wochen sei aus Super-Tom Super-Dumm geworden. Kommentierend schreibt auch diese Zeitung, dass es an der Zeit ist, dass Boonen mit dem Russischen Roulette aufhört.
Das Land schwimme nicht in Weltstars à la Tom Boonen. Ein Charaktermord sei deshalb fehl am Platze. Wenn Boonen eingesehen habe, dass er ein Problem hat, dann solle er doch bitte entsprechend handeln und etwas daran tun. Allerdings beschreibt auch diese Tageszeitung die erneute Verfehlung Boonens nur als Dummheit.
Politikereinkünfte deutlich über Armutsgrenze
De Standaard publiziert heute die Einkommen von Ministern, von Parlamentariern, von regionalen und europäischen Abgeordneten. So druckt das Blatt die Köpfe und das dazugehörige Einkommen der zehn reichsten flämischen Parlamentarier ab. Den höchsten Verdienst hat demnach die flämische Liberale Marlene Vanderpoorten, die Vorsitzende des flämischen Regionalparlamentes ist. Ihr folgt der Vorsitzende der Abgeordnetenkammer Patrick Dewael.
Während für Vanderpoorten der Jahresverdienst bei über 342.0000 Euro brutto liegt, sind es für Patrick Dewael immer noch gut 294.000 Euro. Auch wenn jeder Parlamentarier in Belgien, egal ob Kammerabgeordneter, Senator oder Mitglied des Europäischen Parlaments, das Gleiche verdient, könnten die Politiker in ihren jeweiligen Volksvertretungen noch hübsche Nebenverdienste ergattern. Einige Posten wären dort deshalb auch heiß begehrt, schreibt De Standaard.