Außerdem widmen sich viele Blätter sowohl aus dem Norden als auch aus dem Süden des Landes weiter der Schlammschlacht zwischen den flämischen Liberalen OpenVLD und der Liste Dedecker.
Lob für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank
„Die Europäische Zentralbank dreht den Geldhahn auf“, titelt heute De Morgen. Das Wirtschaftsblatt L'Echo spricht auf Seite 1 von einem mutigen Schritt der EZB. Die Europäische Zentralbank hat gestern ihren Plan zur Wiederankurbelung der Konjunktur vorgelegt. Demnach wird der Leitzins erneut gesenkt: auf einen Rekordtiefstand von einem Prozent. Außerdem kauft die EZB den europäischen Banken für sechzig Milliarden Euro Obligationen ab, was einer indirekten Finanzspritze gleichkommt.
Das Börsenblatt De Tijd reagiert in seinem Kommentar fast schon mit Begeisterung auf den Schritt der europäischen Währungshüter. EZB-Chef Jean-Claude Trichet vollzieht eine 180°-Wendung. Noch vor nicht allzu langer Zeit hat er aus Angst vor Inflation den Leitzins sogar angehoben. Zwar kann er die Fehler der Vergangenheit nicht rückgängig machen, doch setzt die EZB jetzt das einzig richtige Zeichen: Sie hat verstanden, dass man dieser Krise nur mit unkonventionellen Mitteln begegnen kann.
Auch Het Belang Van Limburg ist voll des Lobes für die europäischen Währungshüter: Endlich sind die Europäer aufgewacht. Indem die EZB den Banken sechzig Milliarden zuschießt und den Leitzins noch einmal senkt, will sie den fast ausgetrockneten Kreditmarkt wiederbeleben. Bleibt nur zu hoffen, dass die Maßnahmen ausreichen. Zwar reagieren die Börsen enthusiastisch auf die Entscheidung der Frankfurter Zentralbanker, es ist jedoch noch viel zu früh, um in Siegestaumel zu verfallen. Die schwerste Krise seit der großen Depression ist noch längst nicht bewältigt.
...doch die Wirtschaftskrise bleibt bedrohlich
Auch De Standaard warnt vor verfrühter Euphorie. Man kann Zahlen je nach Blickwinkel unterschiedlich deuten. Zwar haben sich viele Aktienkurse in den letzten Wochen deutlich erholt, doch muss man wissen: Fällt der Wert eines Anteils um 90 %, dann muss der Kurs anschließend um 900 % steigen, um die Verluste wieder auszugleichen. Auch bedeuten die steigenden Kurse an den Börsen nicht, dass die Wirtschaftskrise schon hinter uns liegt. Im Gegenteil: Auch die EZB rechnet erst ab dem kommenden Jahr mit einer spürbaren Erholung der Konjunktur.
Schlammschlacht zwischen OpenVLD und Liste Dedecker um Überläufer Vijnck
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute einmal mehr mit der Schlammschlacht in Flandern zwischen der liberalen OpenVLD und der Liste Dedecker. Das Schmierentheater beschäftigt inzwischen auch die frankophonen Zeitungen.
Le Soir etwa glaubt, OpenVLD-Chef Bart Somers habe die Liste Dedecker vernichten wollen. Tatsächlich hat Somers einem Mitglied der Liste Dedecker erwiesenermaßen ein festes Einkommen in Aussicht gestellt, um ihn zum Überlaufen zu bewegen. In einer ersten Phase hat das auch funktioniert: Dirk Vijnck verließ die LDD und kehrte in seine ursprüngliche politische Heimat, die OpenVLD zurück. Einige Wochen später machte er diesen Schritt jedoch wieder rückgängig und zugleich den Deal mit OpenVLD-Chef Somers öffentlich.
Und die Affäre hält Flandern weiter in Atem. Wie unter anderem Het Nieuwsblad auf Seite 1 berichtet, soll auch der OpenVLD-Außenminister Karel de Gucht versucht haben, Mitglieder der Liste Dedecker „einzukaufen“. Angesichts dieses Schmierentheaters schütteln viele Leitartikler nur noch den Kopf. Zwar hat sich Bart Somers inzwischen für sein Verhalten entschuldigt, doch sollte er dennoch besser zurücktreten, meint etwa Het Laatste Nieuws. Man muss sich jedenfalls nicht wundern, wenn die Glaubwürdigkeit der Politik mehr denn je gen Null tendiert.
Parteiensystem und Wahlverhalten
Auch De Morgen ist verbittert: Eigentlich sollten wir doch in Wahlkampfzeiten über politische Inhalte reden. Stattdessen steht in diesen Tagen vielmehr das Funktionieren der politischen Parteien zur Debatte. Damit spielt man aber eigentlich nur denjenigen in die Hände, deren einziger Programmpunkt darin besteht, unser politisches System in Frage zu stellen.
In diesem Zusammenhang präsentiert Gazet Van Antwerpen heute eine Studie mit zum Teil bemerkenswerten Ergebnissen. Demnach stehen viele Vlaams Belang-Wähler nicht zu ihrem Votum. In einer Befragung im Kempen-Land gaben nur rund acht Prozent der Wähler an, für den Vlaams Belang zu stimmen, während das Wahlergebnis, zumindest vor fünf Jahren, ein anderes Bild ergab: 2004 stimmte in derselben Region ein Viertel der Wähler für die Rechtsextremisten.
CRISP: Kaufkraft der Politiker recht vital
Das Grenz-Echo hat schließlich heute in die Lohntüten der Politiker des Landes geblickt. Grundlage ist eine Studie des Politikforschungsinstituts CRISP. Demnach verdienen etwa die Minister der Deutschsprachigen Gemeinschaft deutlich weniger als ihre Kollege in den anderen Teilstaaten oder auf föderaler Ebene. Das Nettogehalt eines DG-Ministers beläuft sich aber immer noch auf monatlich rund 6.300 Euro.