De Standaard schreibt: Vijnck, ein total überflüssiger Parlamentarier, erhielt von Open VLD die Zusage, im Jahr 2011 einen sicheren Listenplatz zu erhalten oder eine Stelle in einem Kabinett mit einem Gehalt, das den Bezügen eines Abgeordneten entspricht. So wird hierzulande Politik betrieben. Nicht durch die wallonischen Sozialisten, sondern durch zwei flämische liberale Parteien. Diese Abmachung ist kein kleiner Zwischenfall im Wahlkampf. Sie ist beschämend für den Parteivorsitzenden Somers, dessen Glaubwürdigkeit schwer gelitten hat. Hat Somers schon begriffen, dass er jetzt nicht mehr das Recht hat, Debatten über politische Ideen zu führen? Solche Leute schaden aus kurzsichtigem Eigeninteresse dem Glauben, den die Bevölkerung noch in die Demokratie und die Politik setzt.
Het Belang van Limburg fragt: Wer glaubt Dirk Vijnck noch? Es ist abstoßend, wenn politische Parteien oder Personen sich für den Meistbietenden entscheiden. Der größte Verlierer ist die Politik im Allgemeinen. Schon wieder schürt man das Feuer unter dem Kessel der Anti-Politik. Haben die Politiker immer noch nicht verstanden, dass die Flamen die leeren Versprechen leid sind, die Überläufern gemacht werden?
Het Laatste Nieuws berichtet auf mehreren Seiten über die Affäre und die Reaktionen. Bart Somers hat gestern getan, was jeder Angeklagte tut, den man mit harten Beweisen konfrontiert, nämlich seine Schuld bekennen. Er gesteht, dass er einen Fehler beging, als er dem Überläufer Vijnck auf Kosten der Steuerzahler das Gehalt eines Parlamentariers für vier Jahre anbot. Doch es ist zu bezweifeln, dass seine Entschuldigungen ausreichen, um das Misstrauen in seiner eigenen Partei zu beseitigen.
Der Kampf Open VLD - Liste Dedecker
Het Nieuwsblad bemerkt: Der Wahlkampf der Open VLD hatte am Sonntag mit der Rede von Guy Verhofstadt einen guten Start genommen. Vier Tage später wird die positive Botschaft durch die peinliche Runde im brutalen Kampf zwischen Open VLD und LDD überschattet. Somers irrt sich, wenn er glaubt, dass seine Entschuldigungen ausreichen. In seiner Partei ist die Unzufriedenheit über den Präsidenten gewaltig gestiegen. Er hat seine Glaubwürdigkeit verloren. Ihm bleibt noch ein Monat, um das Blatt zu wenden. Eine hoffnungslose Situation.
De Morgen meint hingegen: Man kann Verständnis dafür aufbringen, dass ein geplagter Bart Somers die Gelegenheit nutzte, dem Quälgeist Dedecker endlich Schaden zuzufügen. Doch der Freibeuter Dedecker wird von seinen Anhängern unterstützt, gleich was er tut. Sie betrachten ihn als Robin Hood, der gegen das Establishment kämpft. Umgekehrt geht das nicht. Wer eine staatstragende und verantwortungsbewusste Partei führt, muss die Ethik respektieren und sich beim Kampf an die Spielregeln halten. Es ist vielleicht die beste Lösung, das Überlaufen unmöglich zu machen. Wenn ein gewählter Parlamentarier sich in seiner Partei nicht mehr wohl fühlt, kann er als unabhängiger Abgeordneter bleiben. Er muss auf die nächsten Wahlen warten, ehe er sich in die Liste einer anderen Partei eintragen kann.
De Tijd behauptet: Die VLD holte Vijnck nicht zu sich, um Stimmen zu gewinnen, sondern um der Partei Dedecker ihr Fraktionsstatut und ihre Finanzierung zu nehmen. Man wollte ihr Schaden zufügen. Damit führt der Wahlkampf zur Anti-Politik. Seit Juni 2007 gab es keine Staatsreform, keine Fortis-Kommission und keine Ausländerpolitik. Mehr denn je braucht das Land fähige Politiker.
Vers l'Avenir unterstreicht: Nach den Regionalwahlen muss über die Staatsreform verhandelt werden. Von dieser Tatsache hängen die künftigen Koalitionen ab. Man braucht nämlich eine Zweidrittel-Mehrheit für eine Verfassungsrevision. Die Zukunft des Landes steht nach den Wahlen auf dem Spiel. Sie ist in der Hand der Koalitionen, die sich auf regionaler Ebene bilden werden.