„Die Schweinegrippe hat Europa erreicht“, titelt Vers L'Avenir. „Sechs Verdachtsfälle in Belgien“, lautet die Schlagzeile von La Derniere Heure. De Standaard bringt eine Sonderbeilage über die Epidemie.
Gazet Van Antwerpen kommentiert: Belgien hat schnell und vorbildlich reagiert. Bereits am Samstagabend kam ein Krisenstab zusammen. Welch ein Unterschied zu Europa! Die 27 Gesundheitsminister finden erst am Donnerstag Zeit für eine Zusammenkunft über die Schweinegrippe. Bis dahin können tausende infizierte Personen nach Europa gekommen sein.
Die letzte Schlacht um Fortis
Ein anderer Schwerpunkt der Berichterstattung und der Kommentare ist die Versammlung der Fortis-Aktionäre, die heute über den Verkauf der Bank an die französische Gruppe BNP Paribas entscheiden muss. La Libre Belgique schreibt: Die Regierung hat alles versucht, um eine Lösung zu finden, die den Aktionären soviel wie möglich Kapital zurückgegeben hätte, ohne die belgische Staatskasse völlig zu leeren. Sie hofft, dass die Aktionäre diesmal mit Ja stimmen werden. Im anderen Fall wird die Fortis-Bank über Jahre hinaus zu hundert Prozent Eigentum des belgischen Staates bleiben.
De Tijd fragt: Kann die Fortis-Bank ohne einen starken industriellen Partner und mit dem Staat als einzigem Aktionär vertrauensvoll in die Zukunft blicken? Kann der Staat es sich erlauben, Besitzer der größten Bank des Landes zu sein, deren Kapital größer ist als das Bruttoinlandsprodukt? Auf solche Fragen darf man nicht mit „vielleicht“ antworten. Die Fortis-Aktionäre müssen angesichts der anhaltenden Finanzkrise der Übernahme durch BNP Paribas zustimmen.
L'Echo fügt hinzu: Beide Lager haben keinen guten Willen gezeigt. Beide blieben bei ihren Standpunkten. Die Regierung verteidigte den Verkauf der Bank durch dick und dünn, während die Minderheitsaktionäre die offizielle Lösung strikt ablehnten. So kann man keine Zukunft für die Bank aufbauen. Die Fortis-Aktionäre müssen heute ihre Verantwortung übernehmen.
Es gibt keinen Weg zurück, notiert De Standaard. Man wird niemals wissen, ob ein Alleingang der Bank sinnvoll und machbar gewesen wäre. Der Staat hatte gute Argumente, um den Verkauf zu verteidigen. Auf dem Höhepunkt der Krise im vergangenen Jahr war nur BNP Paribas bereit zu helfen und einen Bankrott zu vermeiden. In den folgenden Monaten sind keine anderen Kandidaten aufgetaucht. Die Hauptverantwortung für das Fortis-Debakel liegt bei der ehemaligen Führung, die starrköpfig eine unmögliche Wachstumsstrategie verfolgte.
De Morgen warnt: Vielleicht wird uns der Verkauf noch Leid tun. Die belgische Wirtschaft braucht Finanzierung, um die Krise zu überstehen. Man muss abwarten, wie BNP Paribas diese Aufgabe erfüllen wird und wie schnell die belgischen Unternehmen von der französischen Gruppe Kredite erhalten werden. Belgien ist äußerst naiv. In einem Augenblick, wo die Nachbarländer nationalistisch denken, um ihre eigenen Banken zu retten, verkauft Belgien in Panik seine größte Bank.
Eine Zukunft für Opel
Die flämische Regierung hat gestern General Motors angeboten, dass der Antwerpener Hafen das Opel-Montagewerk in Antwerpen kauft, um es anschließend an den amerikanischen Automobilgiganten zu vermieten. Het Nieuwsblad lobt dies als innovative und kreative Interpretierung des Begriffs „flämische Verankerung“. Hinzu kommt noch die Garantie von 300 Millionen Euro, die die flämische Regierung dem Konzern gewährt hat. Das sind vielleicht ausschlaggebende Argumente, um Detroit zu überzeugen, Opel Antwerpen am Leben zu erhalten.
PS und LDD
Le Soir beginnt heute eine fünfteilige Serie über die Wahlkampagnen der frankophonen Parteien. Als erste ist die PS an der Reihe.
Het Laatste Nieuws berichtet über die politischen Rückschläge für die Liste Dedecker. Nachdem ihr Abgeordneter Vijnck zu Open VLD übergelaufen ist, hat die Partei nur noch vier Parlamentarier. Sie ist nach den Satzungen der Kammer damit keine vollwertige Fraktion mehr. Sie muss neun Mitarbeiter entlassen und verliert 252.000 Euro Jahreszulage. Ihr Präsident Jean-Marie Dedecker verliert seinen Fahrer, 2.000 Euro brutto als Fraktionsführer und darf nicht mehr an der Sitzung der Fraktionssprecher teilnehmen, die die Tagesordnung der Kammer festlegen. Er bezeichnet das Vorgehen des Parlaments gegen seine Partei als „schändlich“.