Welche Zukunft für Fortis?
La Libre Belgique widmet der Fortis-Saga erneut die Titelseite und den Leitartikel. Premierminister Van Rompuy habe in seiner Antwort auf parlamentarische Fragen gestern in der Abgeordnetenkammer noch einmal deutlich gemacht, dass für ihn der Übergang der Fortis-Bank in französische Hände bei einer Übernahme durch die BNP Paribas die einzige Option für die Zukunft der belgischen Großbank darstelle, notiert die Zeitung. Der chinesische Anteilseigner Ping An habe derweil die Alternative in Form einer Staatsbank Fortis als konstruktiv bezeichnet. Das Verhalten von Ping An bei der anstehenden Aktionärsversammlung, die sich über den Deal mit BNP Paribas, der von der Regierung Van Rompuy unlängst nachgebessert worden war, in der kommenden Woche aussprechen muss, bleibe indes undeutlich.
Kommentierend schreibt die Zeitung im Leitartikel, dass erneut ein Nervenkrieg in Sachen Fortis geführt werde. Während die eine Seite für eine Ablehnung der Übernahme von Fortis durch BNP Parisbas selbst im Internet werbe, mache Premier Van Rompuy auf der anderen Seite erneut klar, dass für ihn ein solcher Alternativplan keinen Sinn macht. Für La Libre Belgique ist das Übernahmeszenario von BNP Paribas allerdings angesichts der defizitären Staatsfinanzen die Option mit den geringsten Risiken und dies sowohl für die Aktionäre und die Beschäftigten bei Fortis als auch für den belgischen Steuerzahler.
Auch Le Soir hat das Thema auf der Titelseite und macht mit der Balkenüberschrift „Axel Miller wirbt für eine belgische Fortis“ auf. Der ehemalige Dexia-Chef mache sich zum Verteidiger der Stand-alone Option für Fortis. Es bleibe fraglich, so schreibt die Brüsseler Tageszeitung, ob es tatsächlich zur geplanten Übernahme der Fortis-Bank durch BNP Paribas komme. Fünf Tage vor der Aktionärsversammlung der Fortis-Holding wiederhole auch der ehemalige Dexia-Boss Axel Miller seine bereits früher geäußerte Sympathie für eine rein belgische Zukunft der Fortis-Bank.
Derweil wird auf der Internet Video-Plattform „Youtube“ gegen die Übernahme der Fortis durch die Franzosen mobil gemacht. Sollte der nachgebesserte Deal mit BNP Paribas erneut abgelehnt werden, dann bleibe die Fortis-Bank vollständig in Staatshand. Weitere Verhandlungen mit der französischen Großbank seien dann endgültig auszuschließen, gleiches gelte für die Fortis-Holding, das habe Premier Van Rompuy gestern noch einmal deutlich gemacht, so Le Soir.
De Standaard greift die Fortis-Saga seinerseits erneut auf und berichtet, dass eine Reihe belgischer Top-Manager wenig Interesse zeigen, in die Führung der zukünftigen Fortis-Bank zu wechseln. Übernahmekandidat BNP Paribas wolle derweil, sollte es zum angepeilten Deal kommen, auf jeden Fall vermeiden, dass ein von der belgischen Regierung berufener Vertreter sowohl bei der BNP Paribas als auch bei der Fortis-Bank im Vorstand sitzen würde.
BNP Paribas Chef Prod stoße unterdessen mit seinem Plan, einen belgischen Industriellen zum Chef der Fortis-Bank in Belgien zu machen, auf praktische Probleme. Der Vorsitzende des belgischen Unternehmerverbandes Thomas Leysen etwa würde dankend ablehnen. Im seinem Fall würden hierfür verschiedene Gründe wie etwa ein möglicher Interessenkonflikt wegen Leysens Nähe zur KBC-Bank geltend gemacht. Wie dem auch sei, schreibt De Standaard, im Lager derjenigen, die eine Übernahme der Fortis-Bank durch BNP Paribas ablehnen, werde wieder Optimismus spürbar.
Belgische Regierung wegen Finanzen von Rechnungshof gerügt
Das Wirtschaftsblatt De Tijd macht heute mit dem Bericht des Rechnungshofs zu den belgischen Staatsfinanzen auf. Die Regierung von Premier Van Rompuy habe in ihrem Etat einige Einnahmen hoffnungslos überschätzt. Gleichzeitig trage die Regierung den Folgen der Krise zu wenig Rechnung, so die Wachhunde der staatlichen Finanzkontrolle. Den jüngsten Konjunkturvorhersagen habe die Regierung bei ihrer Haushaltsarbeit nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Nötige Anpassungen auf Grund sich verändernder Prognosen, seien ausgeblieben, schreibt De Tijd zum Kommentar des Rechnungshofs.
Vorgehen gegen Piraten entzweit Regierung
Der Kampf gegen Piraten führe die Koalitionspartner auf einen Kollisionskurs, schreibt De Morgen. Flämische und wallonische Parteien könnten sich nicht über den möglichen Einsatz von belgischen Soldaten zum Schutz von Schiffen einigen. Bei der heutigen Sitzung des Ministerrates könne sich deshalb ein interessantes Kräftemessen entwickeln. Während die flämischen Koalitionspartner heute in diesem Gremium einen Vorschlag zur Entsendung schwer bewaffneter Soldaten zum Schutz von Schiffen, die durch Piraterie bedrohte Gewässer fahren, machen wollen, lehnten die französischsprachigen Sozialisten von der PS dieses Vorhaben als leichtsinnig ab.
Dienstreise mit politischem Nachspiel
Het Laatste Nieuws schließlich informiert heute auf Seite 1 über Untersuchungen zu einer Dienstreise von Spitzenverantwortlichen der flämischen Wasserwerke. Im September 2006 seien bei einer Reise durch China äußerst hohe Kosten entstanden und auch die Lebenspartner der Spitzenfunktionäre auf Kosten der Steuerzahler bei dem Trip mit von der Partie gewesen.