De Standaard macht sich Gedanken über die Entlassung von 800 Beschäftigten beim Aluminiumproduzenten Alieris in Duffel. Die industriellen Arbeitsplätze werden in Flandern weiter zurückgehen, meint die Zeitung. Einerseits wegen der zunehmenden Produktivität: Weniger Arbeiter produzieren mehr Erzeugnisse. Hinzu kommt die Verlagerung der Arbeit in Länder mit niedrigen Lohnkosten. Zunehmen wird hingegen die Beschäftigung im Gesundheits- und Versorgungssektor. Doch dieser kann nur bestehen, wenn Industrie und Landwirtschaft dafür das nötige Geld beschaffen.
La Libre Belgique meldet auf ihrer Titelseite die Rückkehr der Belgier zum Sparkonto. In den beiden ersten Monaten dieses Jahres stiegen die Sparguthaben um sechs Prozent. Die Bürger legen Reserven an, doch das hat Folgen für die Wirtschaft. Es ist in Belgien nicht opportun, eine Konjunkturbelebung durch den Konsum auslösen zu wollen. Die Haushalte legen ihre gestiegene Kaufkraft auf die hohe Kante. Die einzigen Mittel, die Wirtschaft anzukurbeln, sind der Arbeitsmarkt und neue Investitionen.
Die Bankenkommission
Gestern haben vier Sachverständige dem parlamentarischen Sonderausschuss über die Bankenkrise das Ergebnis ihrer Untersuchung ausgehändigt. De Tijd warnt: Vorsicht ist geboten. Die Politiker können aus der Information über die Finanzkrise lernen. Doch sie dürfen nicht in die Falle des Wahlkampfes gehen und überstürzte Maßnahmen durchsetzen, sonst steht das Land noch schlechter da als zuvor.
De Morgen fasst zusammen: Der Bankenausschuss war streng gegenüber den Bankiers. Der Fortis-Ausschuss war mild für Politiker. Die parlamentarischen Untersuchungsausschüsse sind ein nützliches Instrument zum Fegen - nur nicht vor der eigenen Tür. Die Politiker müssen es zulassen, dass Untersuchungsausschüsse Schlussfolgerungen ziehen. Die Frage ist, ob ein unparteiisches Urteil im Parlament gut ankommt.
Alle Wahlen zusammen legen
Gazet Van Antwerpen bezeichnet den Vorschlag der flämischen Sozialisten, alle Wahlen am 7. Juni abzuhalten, als Spielerei einer Oppositionspartei. Glauben die flämischen Sozialisten tatsächlich, dass die Bürger vorgezogene Wahlen wollen und den Sturz einer Regierung? Wer jetzt das Land in eine politische Krise stürzt, nach der es monatelang ohne Regierung bleibt, handelt unverantwortlich.
Het Belang Van Limburg fügt hinzu: Die CD&V will keine vorgezogenen Wahlen und argumentiert, es sei nicht gut, die verschiedenen Ebenen zu vermischen. Doch das ist auch jetzt schon der Fall. Die CD&V befürchtet einen langen Wahlkampf und Monate ohne Regierung. Das haben wir schon jetzt. Schließlich ist es falsch zu glauben, dass nach dem 7. Juni eine Lösung für BHV gefunden wird. Das Land steckt in einer politischen Sackgasse. Angesichts der Krise darf man keine Zeit mehr verlieren. Neuwahlen könnten dem Land einen neuen Start ermöglichen.
Het Laatste Nieuws glaubt, dass das Land gelähmt ist, weil eine Mehrheit der Flamen nahezu über alles eine völlig andere Meinung hat als die Frankophonen. Beiden Gemeinschaften sind diese Meinungsunterschiede gleichgültig. Solange diese Kluft nicht durch eine gründliche Staatsreform überbrückt wird und wieder gegenseitiges Interesse und Verständnis aufkommt, ist jede Regierung zum Scheitern verurteilt.
Das Grenz-Echo berichtet, dass die MR im Bezirk Verviers die deutschsprachige Abgeordnete Kattrin Jadin auf den zweiten Listenplatz für die Regionalwahlen gesetzt hat. Sie will damit den vor fünf Jahren verlorenen zweiten Sitz zurückgewinnen. Jadin ist bereit, von Brüssel nach Namur umzuziehen, mit der Folge, dass es keinen deutschsprachigen Abgeordneten in der Kammer mehr geben würde.
Parlamentarier zurück von der Reise
Zur Rückkehr der wallonischen Parlamentarier aus Kalifornien bemerkt Le Soir: Diese Reise war ein politischer Fehler. Sie wird wahrscheinlich dazu führen, dass die Organisation solcher Reisen gründlich geändert wird. Dann wäre sie nützlich gewesen.
Het Nieuwsblad unterstreicht den Protest der wallonischen Bevölkerung, der von einer Änderung der Mentalitäten zeugt. Zum ersten Mal ist die wallonische Öffentlichkeit über das Verhalten ihrer Politiker entrüstet, in einem Augenblick, wo die Lütticher Stahlindustrie tausend Arbeiter entlässt.